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Ono Ludwig<br />

»Multiple I«<br />

Selbstportraits mit der Camera<br />

Obscura<br />

Seit 2009 beschäftigt sich der Berliner<br />

Fotograf Ono Ludwig mit den kreativen<br />

Möglichkeiten der Camera Obscura.<br />

In sich ständig weiter entwickelnden<br />

Serien entstehen bis heute spielerische,<br />

zum Teil verstörend wirkende Selbstinszenierungen.<br />

Dank der langen Belichtungszeit<br />

der Camera Obscura muss<br />

Ono Ludwig auf Spiegelungen und Auslösezeit<br />

keine Rücksicht nehmen und<br />

nutzt die dadurch entstehende Freiheit<br />

der Inszenierung. Die den Porträts<br />

innewohnende Spannung besteht aus<br />

dem Spiel von Humor und Beklemmung,<br />

Ironie und Ernsthaftigkeit, Nähe<br />

und Distanz. Sie offenbart eine Dualität<br />

von Äußerem und Innerem, Sichtbarem<br />

und Verborgenem, Anrührendem<br />

und Groteskem, Realem und Fiktionalem,<br />

Voyeuristischem und Exhibitionistischem.<br />

Die Inszenierungen überschreiten<br />

Geschlechtergrenzen, zeigen<br />

Personen aus der Biografie Ono Ludwigs,<br />

aber auch Ikonen aus Vergangenheit<br />

und Gegenwart. Der Fotograf stellt<br />

sich der Interpretation der Öffentlichkeit,<br />

spiegelt seine eigene psychische<br />

Verfassung und animiert den Betrachter,<br />

den Identität stiftenden Chiffren zu<br />

misstrauen.<br />

»Multiple I«<br />

Ein Stipendium kann manchmal ein einschneidendes<br />

Ereignis werden: Ono<br />

Ludwig erhielt Ende 2009 bis 2010 ein<br />

Stipendium der Werkakademie in Leipzig<br />

in der Meisterwerkstätte für Fotografie<br />

bei Dr. Eva Mahn. In der Grundlagenforschung<br />

gehörte auch der Bau einer<br />

„Camera Obscura“ dazu. Diese Cameras<br />

– inzwischen sind es schon zwei selbstgebaute!<br />

– und die intensive Beschäftigung<br />

damit, haben den Künstler zu einer<br />

Serie mit Selbstportraits veranlasst, die<br />

den Auftakt zu Serien erahnen lassen.<br />

Es entstanden spielerische, sehr persönliche<br />

Selbstinszenierungen die auch<br />

© ono-ludwig.de © ono-ludwig.de<br />

sehr verstörend wirken können. In dem<br />

Spannungsfeld von Selbstversuch über<br />

Inszenierung bis fast zur Selbstsezierung<br />

treten Portraits zutage, die man bisher<br />

vom Künstler so nicht erwarten konnte.<br />

Dank der Camera Obscura muss Ono<br />

auf Spiegelungen und Auslöser bzw.<br />

Auslösezeit keine Rücksicht nehmen –<br />

die lange Belichtungszeit erlaubt ihm<br />

genug spielerische und ausdrucksstarke<br />

Freiheiten, er stellt sich damit der Interpretation<br />

der Öffentlichkeit und spiegelt<br />

seine psychologischen Verfassungen<br />

dem allgemeinen Zugriff.<br />

Eine gewisse exhibitionistische Veranlagung<br />

ist dabei immer von Vorteil,<br />

nur hat die nicht jeder Künstler gleich<br />

groß ausgeprägt. Für manche bedeutet<br />

es einen wirklichen Kraftakt, gerade<br />

wenn die Inszenierung den schönen<br />

Schein verlässt und das Innerste versucht<br />

transparent zu machen, natürlich<br />

auch die Abgründe. Die Beschäftigung<br />

mit der Vergangenheit und der Gegenwart,<br />

die historischen, die gesellschaftlichen<br />

und sozialen Komponenten bilden<br />

ein emotionales Gerüst, das sehr fragil<br />

und verletzlich wirkt und den Betrachter<br />

anrührt.<br />

Sehr schön ist auch der Effekt der<br />

Selbstinszenierungen, bei denen er<br />

quasi die Geschlechtergrenzen zu übertreten<br />

scheint, die Rollenmuster, die aufgebrochen<br />

werden, haben eine befreiend<br />

humorvolle Note, zuweilen auch<br />

etwas Groteskes. So begibt man sich als<br />

Betrachter gerne selbst auf eine Identi-<br />

<strong>brennpunkt</strong> 4/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

tätssuche und vermeidet es, den identitätsstiftenden<br />

Chiffren zu vertrauen.<br />

Die Spannung, die allen Werken innewohnt,<br />

besteht vor allem aus der Distanz<br />

schaffenden Wirkung und sie<br />

offenbaren die jedem Individuum entsprechende<br />

Dualität von Äußerem und<br />

Innerem, von Zugänglichem, Angenehmen<br />

und Verborgenem, Erschreckendem,<br />

von Realem und Fiktionalem,<br />

von Voyeuristischem und Exhibitionistischem.<br />

Hier wurde ein Weg beschritten,<br />

der äußerst interessant und spannend<br />

zu werden scheint und die Ergebnisse<br />

können sich nun, nach der ersten öffentlichen<br />

Präsentation in Leipzig, in einer<br />

sehr persönlichen Einzelausstellung, die<br />

im Rahmen des 5. Europäischen Monats<br />

der Fotografie - die Fotobiennale MdF in<br />

Berlin zum Thema »Der Blick des Anderen«<br />

stattfindet, sehen lassen.<br />

Franz Werner<br />

Vernissage:<br />

19. Oktober <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />

19. Oktober bis 30. November <strong>2012</strong><br />

Galerie Pflüger68<br />

Pflügerstraße 68<br />

12047 Berlin-Neukölln<br />

Mo – Fr 10 – 18 Uhr<br />

und nach Vereinbarung<br />

www.pflueger68.de<br />

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