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Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

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<strong>Gute</strong> <strong>fachliche</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>fischereilicher</strong> <strong>Besatzmaßnahmen</strong><br />

82<br />

beiten sollten möglichst immer mit Fachleuten abgestimmt<br />

sein oder von diesen ausgeführt werden.<br />

Um das Thema Fischbesatz umfassend würdigen und verstehen zu<br />

können, ist es hilfreich, sich sowohl den landeskulturellen als auch<br />

den gesellschaftlichen Kontext zu vergegenwärtigen, in dem fischereiliches<br />

Handeln in Deutschland und Mitteleuropa heute stattfindet.<br />

Wir leben in einer Kultur- und Industrielandschaft, die bis auf kleinräumige<br />

Refugien vollständig vom Menschen geschaffen wurde und<br />

laufend weiter verändert bzw. in dieser Erscheinungsform durch<br />

Maßnahmen des Naturschutzes sogar gepflegt und erhalten wird.<br />

Die Nutzung und Bewirtschaftung der Fischbestände ist seit Anbeginn<br />

der Menschheit dokumentiert, und seit dem Mittelalter schließt<br />

dies auch <strong>Besatzmaßnahmen</strong> mit Wirtschaftsfischarten 2 ein.<br />

Im Vergleich zum Zeithorizont der Nutzung der Fische wird die Diskussion<br />

um Fischartenschutz und insbesondere um genetische Aspekte<br />

des Problems erst seit kurzer Zeit geführt. Dabei ist Fischbesatz<br />

nur ein mögliches Problem unter vielen, denn unzweifelhaft haben<br />

der Habitatverlust durch Gewässerausbau und laufende Unterhaltung<br />

sowie Gewässerverunreinigungen in den vergangenen<br />

Jahrzehnten weitaus größere Schäden an Fischbeständen verursacht.<br />

Seit Unterzeichnung der Konvention über die Biologische<br />

Vielfalt (Konferenz von Rio 1992) findet der genetische Aspekt jedoch<br />

zunehmend Beachtung in der Öffentlichkeit, und folgerichtig<br />

werden auch gegenüber der Fischerei entsprechende Forderungen<br />

erhoben (z. B. Verzicht auf oder starke Einschränkung des Besatzes).<br />

Die genetisch begründete Argumentation steht dabei vor dem<br />

Dilemma, dass potentielle Gefahren zwar dem Grunde nach aufgezeigt<br />

werden können, konkretes Detailwissen jedoch vielfach (noch)<br />

fehlt. Wissenschaftliche Beweise für den Verlust an genetischer Differenzierung<br />

oder letztlich für negative Auswirkungen auf Populations-<br />

oder gar Artebene durch fehlerhafte <strong>Besatzmaßnahmen</strong> können<br />

in der Regel nicht erbracht werden. Dies erschwert bei Fischern,<br />

Anglern und auch in der Fachverwaltung bislang die Bereitschaft,<br />

die mit dem Vorsorgeprinzip begründeten Argumente zum<br />

Schutz autochthoner Bestände zu akzeptieren und auch anzuwenden.<br />

2 Hier sind Arten gemeint, die eine hohe kommerzielle Bedeutung besitzen<br />

und seit Beginn der Fischerei und Fischzucht gehalten und bewirtschaftet<br />

werden, also hauptsächlich Bach- und Regenbogenforelle, Felchen, kl. Maräne,<br />

Karpfen, Schleie, Wels, Hecht, Aal und Zander.

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