12.12.2012 Aufrufe

Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Gute</strong> <strong>fachliche</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>fischereilicher</strong> <strong>Besatzmaßnahmen</strong><br />

5.2 Allgemeine fischereiliche <strong>Besatzmaßnahmen</strong><br />

Bei fischereilichen <strong>Besatzmaßnahmen</strong> (Kompensation, Bestandsrestaurierung,<br />

Ertragssteigerung) steht das Ziel der Nutzung zwar<br />

oftmals klar im Vordergrund, doch spielen Aspekte des Artenschutzes<br />

nicht selten ebenfalls eine gewichtige Rolle.<br />

Wenn feststeht, dass das Gewässer für die potentiell zu besetzende<br />

Art geeignete Lebensbedingungen aufweist und sicher gestellt ist,<br />

dass der Besatz keine schädlichen Umweltauswirkungen im weitesten<br />

Sinne haben wird (also beispielsweise kein Karpfenbesatz in<br />

schwach eutrophe, Makrophyten dominierte Seen; Knösche 2002),<br />

kann Fischbesatz grundsätzlich erwogen werden.<br />

Die entscheidende Frage ist dann, ob die betreffende Art im Gewässer<br />

regelmäßig reproduziert bzw. reproduzieren kann und/oder<br />

ob entsprechende Einwanderungsmöglichkeiten bestehen. Ist dies<br />

nicht der Fall (fast immer beim Karpfen, häufig beim Aal), ist Besatz<br />

oft sinnvoll.<br />

Bei Fischarten jedoch, die sich im Gewässer prinzipiell vermehren<br />

können, ist Besatz zunächst kritisch zu sehen. Wenn auch hohe<br />

Besatzmengen in solchen Fällen meist unschädlich für das Gewässer<br />

i. w. S. sind, so werden doch durch derartige <strong>Besatzmaßnahmen</strong><br />

deutschlandweit immense Summen unnötig ausgegeben. Zahlreiche<br />

Publikationen belegen z. B., dass Hechtbesatz praktisch immer<br />

entbehrlich und zudem ökonomisch erfolglos ist (Dorow & Lemcke<br />

2004; Knösche 1995 u.v.a.). Unter dieser Rubrik müssen leider<br />

auch die vielen Fälle verbucht werden, in denen Besatz einfach<br />

„aus Tradition heraus“ erfolgt, ohne dass tatsächlich die Notwendigkeit<br />

bestünde und ohne dass ökonomische Erfolgsaussichten bestehen<br />

(Klein 1996). Mit dem Rückgang der Bedeutung der Berufsfischerei<br />

und der starken Zunahme der angelfischereilichen Nutzung<br />

der Gewässer mag die Frage des „Nutzen“ in den Hintergrund getreten<br />

sein, doch sollte auch jeder Angelverein Interesse daran haben,<br />

sein begrenztes Budget möglichst sinnvoll einzusetzen.<br />

Ist eine natürliche Reproduktion potentiell möglich, muss die Notwendigkeit<br />

des Besatzes immer genau hinterfragt werden. Defizite<br />

im Bestandsaufbau sind konkret zu belegen. Gleichzeitig sollte immer<br />

nach Möglichkeiten für dauerhafte Abhilfe gesucht werden, wie<br />

z. B. durch Aufwertungen des Habitats. Nur wenn Habitatmaßnahmen<br />

(noch) nicht möglich und Defizite im Fischbestand klar nachgewiesen<br />

sind, sollte Besatz erfolgen.<br />

66

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!