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Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

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<strong>Gute</strong> <strong>fachliche</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>fischereilicher</strong> <strong>Besatzmaßnahmen</strong><br />

4.4 Auswirkungen von Fischbesatzmaßnahmen auf<br />

Ökosysteme<br />

Neben möglichen genetischen Effekten, die in der Regel auf dem<br />

Niveau der besetzten Art bzw. deren Populationen in Betracht zu<br />

ziehen sind (siehe Kapitel 4.3), können Fischbesatzmaßnahmen<br />

auch unmittelbare (Konkurrenz, Prädation) oder mittelbare Auswirkungen<br />

(z. B. durch Wassertrübung) auf die Lebensgemeinschaften<br />

in den Besatzgewässern haben. Bei Beachtung der dargestellten<br />

Leitlinien zum Fischbesatz ist grundsätzlich davon auszugehen,<br />

dass in Art, Herkunft, Menge und Größe dem Gewässer angepasste<br />

Besatzfische ausgebracht werden. Selbstverständlich treten diese<br />

Besatzfische in vielfältige Interaktionen mit anderen Fischen, Tieren<br />

und Pflanzen, doch kann dies grundsätzlich nicht als ökologisches<br />

Risiko gelten, da es sich um natürliche Abläufe der Ökosysteme<br />

handelt.<br />

Trotz sorgfältiger Abwägung aller Randbedingungen und Beachtung<br />

der Besatzmengenempfehlungen (siehe Anhang) kann es jedoch<br />

Situationen geben, in denen Besatzfische negativ auf Ökosysteme<br />

einwirken. Daher muss gemäß dem Vorsorgeprinzip in fraglichen<br />

Situationen die Besatzmenge reduziert oder auf Besatz gänzlich<br />

verzichtet werden. Dies soll an drei Beispielen verdeutlicht werden.<br />

Der Karpfen nimmt in natürlichen Gewässern eine dem Brachsen<br />

vergleichbare Nische ein. Daher sollte sich Karpfenbesatz möglichst<br />

an natürlichen Bestandsgrößen von Brachsen orientieren. Karpfen<br />

können bei übermäßigem Besatz durch ihre Lebensweise submerse<br />

Makrophytenbestände beeinträchtigen. Daher ist vor allem bei kleinen<br />

oligo- bis mesotrophen Seen, die in der Regel gut ausgebildete<br />

Makrophytengesellschaften aufweisen, Karpfenbesatz – wenn überhaupt<br />

- nur in sehr geringen Mengen gewässerangepasst. Bei<br />

bekannten Vorkommen seltener Pflanzenarten, die durch das<br />

Gründeln der Karpfen und die dadurch entstehende Trübung im Bestand<br />

möglicherweise gefährdet wären, sollte aus Vorsorgegründen<br />

auf Karpfenbesatz in diesen Gewässern gänzlich verzichtet werden,<br />

zumal durch Reproduktion im Gewässer eine spätere Erhöhung des<br />

Bestandes nicht gänzlich auszuschließen ist.<br />

Keine Risiken bestehen hingegen in hocheutrophen Gewässern, da<br />

diesen Makrophyten in der Regel fast oder gänzlich fehlen.<br />

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