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Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

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<strong>Gute</strong> <strong>fachliche</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>fischereilicher</strong> <strong>Besatzmaßnahmen</strong><br />

zuschließen bzw. die Existenz vieler verschiedener Ausprägungen<br />

der Gene in einer Population („koadaptierte Genkomplexe“) zu erhalten.<br />

Die Fähigkeit der Population, auf veränderte Umweltbedingungen<br />

reagieren zu können, wird so beibehalten. Das Besatzmaterial<br />

sollte daher aus Fischzuchten stammen, die mit einer großen<br />

Anzahl an Laichtieren aus dem jeweiligen Einzugsgebiet (Faustregel:<br />

mindestens je 50 Männchen, 50 Weibchen; Hallermann 2003)<br />

arbeiten. Empfehlenswert wäre, den jeweiligen Laicherbstand von<br />

Zeit zu Zeit durch die Einkreuzung von Wildfischen der gleichen<br />

Herkunft teilweise zu erneuern. Steht ein derartiges Besatzmaterial<br />

nicht zu Verfügung, wenn eine GME durch Besatz gestützt werden<br />

soll, sollte man Laichtiere aus dem Besatzgewässer fangen, diese<br />

streifen und nur die so erzeugten Nachkommen als Besatzmaterial<br />

nutzen. Man besetzt somit mit genetisch variablen Nachkommen<br />

von Individuen des gleichen Gewässers („supportive breeding“). In<br />

Deutschland ist diese Methode beispielsweise bei<br />

Äsche und Meerforelle etabliert.<br />

Das schwierige Wechselspiel zwischen Erhaltung einer GME mit<br />

der natürlich gewachsenen genetischen Variabilität einerseits und<br />

den Erfordernissen der fischereilichen Nutzung und Hege andererseits<br />

stellt eine große Herausforderung bei der Besatzplanung und -<br />

durchführung dar. Es ist jedoch dringend an der Zeit, sich diesem<br />

Problem stellen.<br />

In dieser Broschüre werden mögliche Lösungsansätze aufgezeigt.<br />

Es ist aber unabdingbar, dass zur Erfassung der innerartlichen genetischen<br />

Vielfalt bei Fischen zukünftig weitere Forschungsarbeit<br />

geleistet wird. Außerdem sind Wissenschaft, Verwaltung sowie<br />

Praktiker aus Fischerei und Naturschutz gleichermaßen gefordert,<br />

weitere praxisnahe Lösungsansätze zu liefern. Ein Beispiel mag<br />

dies verdeutlichen: Man kann nicht den Erhalt einzelner Managementeinheiten<br />

bei der Äsche fordern und damit die Gewässerbewirtschafter<br />

zu aufwändigen und kostspieligen Besatzprogrammen<br />

drängen, wenn gleichzeitig die Kormoranpopulation ansteigt und<br />

große Teile einzelner Äschenlinien durch Kormoranfraß stark dezimiert<br />

oder sogar ausgelöscht werden (Görner 2006). Sinkt die Anzahl<br />

noch vorhandener Laichfische erst unter eine kritische Grenze,<br />

lässt sich langfristig keine funktionierende Populationsgröße aufrecht<br />

erhalten, zumal unter diesen Bedingungen auch durch Zwischenvermehrung<br />

gewonnene, juvenile Besatzfische kaum in die<br />

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