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Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

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Genetik<br />

mes, der nicht aus dem Besatzgewässer stammte und sich phänotypisch<br />

deutlich von dem angestammten Stamm unterschied. Kreuzte<br />

sich dieser Zuchtstamm mit den angestammten Wildfischen, war<br />

das Überleben der Nachkommen deutlich geringer als das der<br />

„normalen“ Nachkommen der angestammten Bachforellen. Wird<br />

hingegen ein Fluss mit Nachkommen der angestammten Population<br />

besetzt, sind bei Einhaltung der guten <strong>fachliche</strong>n <strong>Praxis</strong> (z.B. ausreichend<br />

hohe Zahl von Elterntieren, keine Domestikation im Zuchtbetrieb)<br />

keine negativen Folgen zu vermuten. Dannewitz (2003) besetzte<br />

einen Fluss in Schweden mit Bachforellen, die zwar aus dem<br />

Besatzgewässer stammten, aber über sieben Generationen unter<br />

Zuchtbedingungen gehalten wurden. Im Vergleich zu den Nachkommen<br />

der angestammten wilden Bachforellen wurden keine Unterschiede<br />

im Wachstum oder Überleben festgestellt. Diese Untersuchungen<br />

unterstreichen somit die Forderung nach einer überlegten<br />

Auswahl des jeweiligen Besatzmaterials.<br />

Durch die <strong>Besatzmaßnahmen</strong> während der letzten 100 Jahre kam<br />

es zu einer Einbürgerung fremder Arten wie z.B. Regenbogenforelle<br />

oder Bachsaibling. Eine natürliche Hybridisierung zwischen heimischen<br />

und eingebürgerten Arten, also z.B. die Kreuzung von allochthonen<br />

Bachsaiblingen und autochthonen Seesaiblingen, sind<br />

im Freiland nicht belegt. Aus genetischer Sicht wäre daher zwar ein<br />

Besatz mit fremden Arten nicht generell abzulehnen, jedoch im Blick<br />

auf ökologische Folgen wie Prädation, Konkurrenz und Übertragung<br />

von Krankheiten äußerst kritisch zu betrachten (Kapitel 2.7 und 3.2).<br />

Das Aussetzen von Art-Hybriden in offene Gewässer ist jedoch immer<br />

abzulehnen, da die Fortpflanzungsfähigkeit einiger Zucht-<br />

Hybriden nachgewiesen wurde (Gross et al. 2004) und die Einbringung<br />

deren Genoms in ortsansässige Arten damit nicht auszuschließen<br />

ist.<br />

Auch der Besatz mit Fischen, die nur von wenigen Elterntieren abstammen,<br />

kann zu genetischen Problemen führen. Insbesondere<br />

wenn im Zuchtbetrieb eine starke haltungsbedingte Selektion erfolgt,<br />

ist die genetische Variabilität der Nachkommen eingeschränkt.<br />

Unter Umständen kann ein wiederholter Besatz mit eng verwandten<br />

Individuen die genetische Variabilität der ansässigen Population<br />

verringern (Fleming et al. 2000). Aus genetischer Sicht ist daher ein<br />

Besatz mit genetisch variablen Individuen aus der gleichen GME<br />

anzustreben, um so die Weitergabe von Inzuchtdepressionen aus-<br />

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