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Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

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Genetik<br />

den Populationsteilen (Meerforellen) des gleichen Flusssystems.<br />

Bestünde beispielsweise im Oberharz ein Mangel an Besatzmaterial,<br />

wäre es vor dem Hintergrund, dass beide Populationen der atlantischen<br />

Bachforellen-Linie angehören, im Extremfall also ratsamer,<br />

Bachforellennachkommen aus Flüssen des westlichen Oberharzes<br />

(Einzugsgebiet Weser) in Zuflüsse des östlichen Oberharzes (Einzugsgebiet<br />

Elbe) oder umgekehrt zu transferieren, als mit Nachkommen<br />

der jeweiligen Meerforellenpopulation desselben Einzugsgebietes.<br />

Auch für den Hecht (Esox lucius) ist es denkbar, Besatzmaterial<br />

aus anderen Flusseinzugsgebieten zu beziehen. Nach neueren Erkenntnissen<br />

(Jacobsen et al. 2005; Nicod et al. 2004) wird der<br />

Hecht in den Nord- und Ostseezuflüssen durch eine monophyletische<br />

Linie repräsentiert. In Südeuropa (Südwestfrankreich, Italien,<br />

Bulgarien) scheinen sich noch weitere monophyletische Linien ausgebildet<br />

zu haben (Launey et al. 2006). Da demzufolge möglicherweise<br />

innerhalb der Donau eine Kontaktzone zwischen einer nord-<br />

und einer südosteuropäischen Linie existiert, sollte der Hechtbestand<br />

der Donau, vergleichbar mit dem Bachforellenbestand, separat<br />

gemanagt werden.<br />

Der Lachs (Salmo salar) wird gegenwärtig in vielen heimischen<br />

Flusssystemen wieder angesiedelt. Nach neueren Erkenntnissen<br />

kann man beim Lachs von zwei evolutionären Linien ausgehen: einer<br />

atlantischen und einer baltischen (Nilsson et al. 2001). Diese<br />

beiden Linien müssen als eigene GMEs aufgefasst werden. Aufgrund<br />

der großen räumlichen Ausbreitung dieser Linien kann es<br />

durchaus Sinn machen, Besatzmaterial aus weiter entfernten Nordsee-<br />

oder Atlantikzuflüssen zu nutzen, um beispielsweise den Rhein<br />

oder andere Nordseezuflüsse zu besetzen. Für Flüsse im Einzugsgebiet<br />

der Ostsee ist es hingegen erforderlich, mit Lachsnachkommen<br />

aus autochthonen Ostseebeständen (z.B. Herkunft Ost- und<br />

Südschweden oder Baltikum) zu besetzen.<br />

Im Gegensatz zur Bachforelle oder zum Lachs darf die Äsche<br />

(Thymallus thymallus) grundsätzlich nicht über einzelne Einzugsgebiete<br />

ihres natürlichen Verbreitungsgebietes, wie Rhein/Main, Donau,<br />

Elbe oder Weser hinweg transferiert werden. Verschiedene<br />

Studien belegen, dass darüber hinaus innerhalb eines Einzugsgebietes<br />

lokale Linien bestehen, die es zu schützen gilt, so dass die<br />

GME der Äsche ggf. noch kleinräumiger zu fassen sind. So zeigen<br />

z.B. Gum et al. (2005), dass sich die Äschenpopulationen der linken<br />

Zuflüsse der bayrischen Donau (Naab, Schwarzer Regen) signifi-<br />

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