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Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

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Genetik<br />

Dieser gravierende Unterschied in der Größe der Managementeinheiten<br />

der beiden Arten lässt sich vor allem mit dem ungleichen<br />

Wanderverhalten erklären: Bachforellen wandern zum Teil über weite<br />

Strecken, in der ökologischen Form der Meerforellen sogar bis<br />

ins Salzwasser. Zwar schwimmt ein Großteil der Forellen zurück in<br />

ihre Brutbäche, ein kleinerer Teil wandert aber auch als so genannte<br />

„Streuner“ in andere Bäche bzw. Flüsse. Dieser Zuzug bzw. Austausch<br />

von Laichtieren über große Distanzen erklärt damit die nahe<br />

Verwandtschaft z.T. weit voneinander entfernt lebender Bachforellen<br />

eines Einzugsgebietes. In kleinräumigere genetische Gruppen<br />

können Bachforellen nur dann zerfallen, wenn sie keinen Zuzug<br />

(z.B. durch Wanderbarrieren) von weitwandernden Formen aufweisen<br />

und sich seit Jahrhunderten aus einem abgeschlossenen Genpool<br />

rekrutieren (Ferguson & Taggart 1991; Hansen & Mensberg<br />

1998).<br />

Die Groppe hingegen wandert zum Laichen nur sehr kurze Distanzen.<br />

Größere Wanderhindernisse können nicht überwunden werden.<br />

Somit findet kein Austausch mit benachbarten Populationen<br />

statt, jede Bachpopulation entwickelt sich somit mehr oder weniger<br />

„autark“.<br />

Vergleichbar mit der Bachforelle zeigten genetische Studien auch<br />

bei der Äsche signifikante Unterschiede zwischen den Einzugsgebieten<br />

Donau, Elbe und Rhein/Main (Gum et al. 2003). Im Gegensatz<br />

zur Bachforelle wurde jedoch auch innerhalb des Donausystems<br />

eine starke Differenzierung zwischen Äschenpopulationen alpiner,<br />

kalkhaltiger Zuflüsse und solcher aus nördlichen, kalkarmen<br />

Zuflüssen nachgewiesen. Äschen müssen somit aus genetischen<br />

Gesichtspunkten, zumindest in der Donau, im geographisch kleineren<br />

Maßstab als Bachforellen bewirtschaftet bzw. gehegt werden.<br />

Erschwert wird die klare Abgrenzung von Managementeinheiten<br />

durch die Existenz von Kontaktzonen zwischen evolutionären Linien.<br />

So war im Gebiet um den Bodensee (Haupteinzugsgebiete<br />

Rhein und Donau) und in Oberfranken (Haupteinzugsgebiete Donau,<br />

Main und Elbe) keine strikte genetische Trennung gemäß der<br />

Geographie der Einzuggebiete feststellbar, und dies sowohl bei der<br />

Bachforelle (Riffel et al. 1995) als auch bei der Äsche (Gum et al.<br />

2005). Diese Bereiche stellten vielmehr Kontaktzonen der einzelnen<br />

Linien während der letzten Eiszeit dar.<br />

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