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Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

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<strong>Gute</strong> <strong>fachliche</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>fischereilicher</strong> <strong>Besatzmaßnahmen</strong><br />

schiede im Kerngenom sind bei der Untersuchung von Populationen<br />

oft zu finden, aber nur wenn auch anhand der mtDNS eigene monophyletische<br />

Gruppen postuliert werden können, sollten sie als<br />

unabhängige Management-Einheiten betrachtet werden. Dieser<br />

theoretische Exkurs soll anhand der folgenden Beispiele verdeutlicht<br />

werden.<br />

In Südtirol existiert eine eigenständige Linie der Bachforelle, die so<br />

genannte „Marmorata“. Dieser Typus kann anhand der genannten<br />

genetischen Kriterien klar von anderen Bachforellenlinien abgetrennt<br />

werden. Die Marmorata kann sich aber mit anderen Bachforellelinien<br />

hybridisieren, und ein Besatz mit Bachforellen kann somit<br />

zum Verlust des reinrassigen, an die Bedingungen der Südtiroler<br />

Flüsse angepassten „Marmorata-Typus“ führen. In dieser Region ist<br />

ein genetisch basiertes Erhaltungsmanagement unabdingbar. Man<br />

muss demnach die Marmorata als eine ESU im oben skizzierten<br />

Sinne begreifen. Will man beispielsweise den Bestand stützen, so<br />

darf dieses nur mit reinrassigen Nachkommen aus dem jeweiligen<br />

Einzugsgebiet selbst erfolgen. Es dürfen also nur Nachfahren der<br />

monophyletischen Gruppe Marmorata, also Nachfahren oder Elterntiere<br />

dieser Linie, besetzt werden.<br />

Andere Linien der Bachforelle weisen jeweils größere Verbreitungsgebiete<br />

auf. Heute geht man davon aus, dass die Bachforellenbestände<br />

in Mitteleuropa zumindest in vier weitere große Herkunftslinien<br />

(Bernatchez 2001) unterteilt werden können, nämlich in eine<br />

monophyletische atlantische, danubische, mediterrane und adriatisch/korsische<br />

Gruppe. Demnach ist in Deutschland zumindest eine<br />

Unterteilung in eine atlantische (Nord- und Ostseezuflüsse) und in<br />

eine danubische (Donaueinzugsgebiet) Gruppe erforderlich. Bachforellen<br />

aus der Donau und ihren Zuflüssen stellen eine Einheit dar,<br />

Forellen aus den Nord- und Ostseezuflüssen sind demgegenüber<br />

als eigenständige ESU aufzufassen.<br />

Im Gegensatz zur Bachforelle müssen die Managementeinheiten<br />

beispielsweise bei der Groppe deutlich kleiner sein, da diese<br />

Fischart in einzelnen Zulaufbächen eines Flusssystems eigene genetische<br />

Untereinheiten bzw. evolutionäre Linien ausbilden kann<br />

(Hänfling et al. 2002; Engelbrecht et al. 2000). Bei der Groppe ist es<br />

demnach zwingend geboten, nicht die Gesamtpopulation eines Einzugsgebietes,<br />

sondern einzelne Zuflusssysteme als eine Managementeinheit<br />

(ESU) zu deklarieren.<br />

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