12.12.2012 Aufrufe

Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Genetik<br />

schon vor der letzten Eiszeit ein relativ kleines Verbreitungsgebiet<br />

gehabt haben.<br />

Ähnlich der zwischenartlichen Differenzierung entwickelten und<br />

entwickeln sich laufend eigenständige „evolutionäre Linien“. Deren<br />

Genom spiegelt die evolutionäre Anpassung an die jeweiligen, mehr<br />

oder minder kleinräumigen Umweltbedingungen wider und ist ein<br />

Teil der genetischen und ggf. auch phänotypischen Gesamtvariation<br />

einer Art. Im Sinne des Übereinkommens von Rio (CBD) gilt es,<br />

derartige Linien ebenso zu sichern wie die Art selbst. Um dieser<br />

Forderung nachzukommen, ist eine praxistaugliche Vorstellung zur<br />

Abgrenzung der getrennt zu managenden Einheiten erforderlich.<br />

Anhand von nordamerikanischen Pazifik-Lachsarten entwickelte<br />

man das Konzept der „eigenen evolutionär erhaltungswürdigen Einheiten“<br />

(„Evolutionary Significant Units“, ESU). Demnach soll nicht<br />

nur die Art als ganzes gemanagt werden, sondern auch einzelne<br />

Populationen, wenn diese sich sinnvoll abgrenzen lassen. Solche<br />

Einheiten sind oftmals nur in einem Einzugsgebiet angesiedelt bzw.<br />

bestehen z. B. aus einem Stamm, der nur in einem Fluss zum Laichen<br />

aufsteigt. Eine „ESU“ ist somit in den meisten Fällen auch eine<br />

geographisch abgeschlossene Einheit. Grundvoraussetzung für die<br />

Klassifizierung einer ESU ist, dass sich die betreffende Population<br />

isoliert von Artgenossen fortpflanzt und dabei einen wichtigen Bestandteil<br />

der genetischen Erbmasse der Art insgesamt repräsentiert<br />

(Waples 1991). Zusätzlich sollten nach Waples (1991) noch weitere<br />

ökologische bzw. genetische Rahmenbedingungen hinterfragt werden,<br />

um eine „ESU“ oder ggf. kleinere Management-Einheiten innerhalb<br />

einer ESU zu charakterisieren: Ist die Population genetisch<br />

zu anderen Populationen der gleichen Art unterschiedlich? Besiedelt<br />

die Population spezifische Habitate? Liegen Nachweise vor,<br />

dass sich die Population an bestimmte Habitate spezifisch angepasst<br />

hat? Und nicht zuletzt: Wenn die Population aussterben würde,<br />

würde dies einen signifikanten Verlust der genetischen Diversität<br />

hervorrufen? Diese Fragen sind alle nicht leicht zu beantworten,<br />

auch ist die Debatte über die wissenschaftlich vernünftigste Definition<br />

von ESUs noch nicht abgeschlossen. Übereinstimmung besteht<br />

aber darin, dass für die Abgrenzung einer ESU signifikante Unterschiede<br />

im Kerngenom (anhand nuklearer Marker) und zugleich<br />

auch auf Basis der mitochondrialen DNS (mtDNS) nachweisbar<br />

bzw. vorhanden sein müssen (Waples 1991; Moritz 1994). Unter-<br />

45

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!