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Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen, 2007, Heft 14

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<strong>Gute</strong> <strong>fachliche</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>fischereilicher</strong> <strong>Besatzmaßnahmen</strong><br />

Vielfalt innerhalb des gesamten Verbreitungsgebietes einer Art auch<br />

auf Ebene der Populationen zu respektieren und zu bewahren.<br />

Der Praktiker mag sich fragen, welchen „Nutzen“ genetische Vielfalt<br />

in ihrer ursprünglichen Form besitzt und ob die Diskussion um Erhaltung<br />

dieser Vielfalt nicht eher akademischer Natur ist. Unbeeinflusste<br />

Populationen sind im Laufe der Evolution bestmöglich an lokale<br />

Umweltbedingungen (z.B. Temperaturregime zur Laichzeit) angepasst.<br />

Werden in diese lokalen Bestände Fische von weit entfernten<br />

Herkünften eingekreuzt, können diese komplizierten Anpassungsmechanismen<br />

ins Wanken geraten, da am Herkunftsort der<br />

Besatzfische ganz andere Milieubedingungen herrschten. Darunter<br />

kann die Standortanpassung erheblich leiden, wobei diese Veränderungen<br />

irreversibel sind. Es sollte also im Interesse jedes Gewässernutzers<br />

liegen, „seine“ bestangepassten Fische zu hegen.<br />

Managementziel: Erhaltung evolutionärer Einheiten<br />

Die größeren Flusseinzugsgebiete in Deutschland Rhein/Main, Donau,<br />

Elbe, Oder, Weser und Ems sowie die kleineren Einzugsgebiete<br />

Maas, Schlei, Trave, Eider, Warnow und Peene waren nicht immer<br />

so klar getrennt wie heute. So entwässerten z.B. bis zum Pliozän<br />

die heutigen Oberläufe der Elbe in die Donau, bis vor 600.000<br />

Jahren der Main in die Donau und bis vor ca. 500.000 Jahren flossen<br />

der Alpenrhein und das heutige Bodenseeeinzugsgebiet über<br />

die Donau ab. Die großen Wasserscheiden in ihrer jetzigen Form<br />

bildeten sich erst nach dem Abschmelzen der Gletscher der letzten<br />

Eiszeit. Erst zu dieser Zeit, also vor etwa <strong>14</strong>.000 Jahren, wurde der<br />

genetische Austausch zwischen den Einzugsgebieten unterbunden.<br />

Durch die unterschiedliche Ökologie der Gewässersysteme griffen<br />

unterschiedliche Selektionsmechanismen. Hinzu kommen Prozesse<br />

wie Mutation und Gendrift (zufälliger Verlust oder Erwerb von Genotypen).<br />

Dadurch konnten sich Arten und Populationen differenzieren.<br />

Das natürliche Vorkommen einer Art in unterschiedlichen Gewässersystemen<br />

deutet darauf hin, dass diese Art schon seit langer<br />

Zeit weit verbreitet war. Als Beispiel sei hier die Bachforelle genannt:<br />

Sie kommt heute in fast allen deutschen Einzugsgebieten vor<br />

und muss daher schon vor langer Zeit ein großes Verbreitungsgebiet<br />

gehabt haben. Demgegenüber bildeten sich in einigen Gewässersystemen<br />

endemische, d.h. nur in einem begrenzten Gebiet vorkommende<br />

Arten aus. Beispielsweise sind Schrätzer und Zingel<br />

ausschließlich im Donauraum verbreitet. Diese Arten müssen also<br />

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