nights to meet you jonathan meese colorblind +plus - proud magazine
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und einem braunen Auge, in einem<br />
Kreisverkehr auf. Und so lerne ich die<br />
Van-Katzen kennen.<br />
Wir erreichen ein riesiges<br />
Universitätsgelände. Hier sollen wir<br />
also untergebracht werden. Die pinken<br />
Wohngebäude sind mit Mädchen-Block,<br />
kiz blogu, die blauen mit Jungs-Block,<br />
erkek blogu, gekennzeichnet. Woohoo,<br />
Gemeinschaftsduschen und Löcher<br />
im Boden, Klassenfahrt! Und hier<br />
beginnt das Wochenende in Van, nach<br />
inzwischen gut 24-stündigem Wachsein<br />
und wir haben immer noch keinen Plan.<br />
Rechts vom Campus in der<br />
Ferne, hinter einem massiven<br />
Stacheldrahtzaun, der elektrisch<br />
geladen anmutet, und dürrer<br />
Steppenfl ora, liegt blau-leuchtend der<br />
Van See, in all seiner fl üssigen Pracht.<br />
Um 19:00 Uhr soll es einen<br />
Begrüßungscocktail geben. Keiner der<br />
anwesenden Gruppen aus Deutschland,<br />
Norwegen, Frankreich, England und<br />
Italien scheint zu wissen, wann sie<br />
spielen sollen. Ein Programm hat noch<br />
keiner von uns erhalten. Wir haben<br />
zwar Zimmer und Betten, aber weit und<br />
breit keine Bettwäsche. Um 15:30 Uhr<br />
klopft es an der Tür. Die Busse stehen<br />
bereit und wir sollen uns alle schnell<br />
fertig machen. Was ist das denn jetzt?<br />
Wer organisiert das denn hier? Die<br />
Nachricht hat mich inzwischen erreicht,<br />
dass Timur, mein Kollege aus Istanbul,<br />
offenbar drei Tage vor unserer Ankunft<br />
in Van, seinen Job niedergelegt hatte.<br />
Ich stelle mir Timur vor, wie er seinen<br />
Lap<strong>to</strong>p zu Boden schmeißt, aus dem<br />
Büro stürmt und pöbelt, er könne<br />
so nicht arbeiten! Super. Also wer<br />
organisiert das hier nochmal? Ich will<br />
Antworten. Jetzt.<br />
Wir kommen am Van Devlet Tiyatrosu,<br />
dem Vaner Staatstheater, an. Die<br />
Laune innerhalb unserer europäischen<br />
Gruppe wird von Minute zu Minute<br />
beschissener. Vor dem Theater ist eine<br />
Grünfl äche. Auf dieser Grünfl äche wird<br />
gerade eine Bühne zusammengebaut.<br />
Überall liegen Kisten herum. Die<br />
Anlage, nehme ich an. Vor dem Theater<br />
fi ndet eine kleine Empfangsfanfare<br />
mit einer lokalen Truppe statt. Pauken<br />
und Trompeten. Die Bühne steht<br />
immer noch nicht. Sollten heute<br />
Abend nicht The Quails, eine Indie-<br />
Band aus England spielen? Es fängt<br />
an zu regnen. Es fängt wirklich an zu<br />
regnen. Die halb aufgebaute Bühne<br />
wird wieder abgebaut. Alle eilen nach<br />
drinnen. Die Marching-Band hört auf<br />
zu spielen. Der Empfang ist zu Ende.<br />
Was ist hier los? Zurück in den Bus.<br />
Stille. Große Unzufriedenheit mit der<br />
Gesamtsituation und eine merkwürdige<br />
Dynamik dominieren innerhalb der<br />
Gruppe.<br />
Wir sitzen alle im gleichen Bus und<br />
fahren zurück zum Campus. Wir<br />
halten an einem Kiosk und kaufen<br />
Tütenweise Bier und Wein. Auf einmal<br />
feature<br />
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