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nights to meet you jonathan meese colorblind +plus - proud magazine

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am Daumen, der schräg gegenüber<br />

sitzt und die Runde unterhält. Mit<br />

geweiteten Pupillen erzählt er von<br />

früheren Zeiten, als er noch mit<br />

Taschen voll Schwarzgeld Richtung<br />

Holland und Schweiz unterwegs war.<br />

Dann habe er aber aufgehört, weil er<br />

gemerkt hat, dass Geld nicht alles<br />

ist im Leben und Gesundheit viel<br />

mehr als das zählt. Er kenne zwar<br />

die Rauschgiftschmuggler von früher<br />

noch und könnte das beste „Zeug“<br />

besorgen, aber das ist ihm an dem<br />

Abend zu umständlich. So kratzt er<br />

2,34€ zusammen und fragt mich. Ich<br />

verneint und gehe.<br />

Wie es der Zufall so will, treffe ich<br />

dort einen alten Freund aus Spanien.<br />

Trotz seiner, wegen Jugendsünden,<br />

leicht defekten Nasenscheidewand,<br />

sieht er recht erholt aus. Er war mit<br />

dem Au<strong>to</strong> hier, was mich etwas stutzig<br />

macht, als ich die halbvolle Flasche<br />

Moskovskaja in seiner Hand sehe. Aber<br />

wir fahren los – ins Rechenzentrum.<br />

Die Fahrt verläuft im Großen und<br />

Ganzen harmonisch. Abgesehen von<br />

einem Moment, als er kurz vor dem Ziel<br />

noch auf die Idee kommt, er müsse<br />

auf gerader Strecke noch eine Nase<br />

ziehen. Obwohl ich solche Drogen nicht<br />

unterstütze, erkläre ich mich bereit, in<br />

der Zeit das Lenkrad zu halten.<br />

Wozu eigentlich Lines? Frage ich mich,<br />

während ich meinen Kumpel Carlos bei<br />

seinem rasanten Aufstieg beobachte.<br />

Macht eigentlich keinen Sinn. Man<br />

kann es auch im Style von Tony M.<br />

machen und gleich den Kopf reinhalten.<br />

Was mein Angora-Kaninchen wohl<br />

davon hält?<br />

Ich will es nicht riskieren. Außerdem<br />

hält die Krise noch an, da muss man<br />

auf sein Geld achten. Und die Banken<br />

können einem niemals einen so guten<br />

Ego-Kredit für eine Nacht geben. Sie<br />

verlangen aber auch nicht 50% Zinsen<br />

am nächsten Morgen. Da ist die<br />

Stimmung dann futsch. Bei uns nicht.<br />

Dort angekommen quetschen wir<br />

uns ins Getümmel. Der DJ scheint<br />

besonders guter Laune zu sein. Seine<br />

Hommage an Daft Punk ist eine<br />

Gummimaske von Godzilla, die er<br />

während des ganzen Gigs aufgesetzt<br />

lässt. Ich zolle ihm meinen Respekt<br />

dafür und gebe ein Daumen hoch<br />

in seine Richtung ab. Das Ganze<br />

kombiniert mit angewinkelten Armen,<br />

welche sich zum Minimal-Beat<br />

bewegen. Mir fällt auf, dass keine<br />

Japaner im Club sind. Der Abend klingt<br />

aus. Kohle und Alk sind alle, vieles<br />

macht keinen Sinn mehr. Es wird hell.<br />

„Du willst wissen wie Berlin bei Tag ist?<br />

Ob es hart ist, wenn sich JayJo in deine<br />

Nase frisst?“ (Bushido, Anm. d. Verf.).<br />

Text Andrej Rüb<br />

feature<br />

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