ASADI-Ausgabe-20-Mai-2017-2
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Berichte auch online unter asadi.utsev.de<br />
Bitte mitnehmen! <strong>Ausgabe</strong> <strong>20</strong> <strong>Mai</strong> <strong>20</strong>17<br />
Asadi - das Magazin für die Kommunikation von Zugewanderten<br />
untereinander und mit der Aufnahmegesellschaft<br />
Artikel auf Deutsch,<br />
Persisch und Arabisch<br />
Shaban: Eine Geschichte über Träume und Überwindungen<br />
Muslimische Bestattung Lust auf Cricket? „Diversity. Identity. Reactivated“
Ohne die Mitwirkung von vielen Personen wäre die Realisierung unseres Magazins nicht möglich gewesen.<br />
Projektleitung:<br />
Beraterin bei Text- und<br />
Fotoredaktion:<br />
Vielen Dank<br />
Rosana<br />
Trautrims<br />
Jana<br />
Walther<br />
Ali Ahmadi<br />
Sabine Goedje-<br />
Lina<br />
Ali Kinny<br />
Arman<br />
Alai-<br />
Omid<br />
Schmidt<br />
Shafi<br />
Wassal<br />
Brandes<br />
Mohammed<br />
Abotaleb<br />
Barbara<br />
Bruhn<br />
Mohammad<br />
Nassar<br />
Peter<br />
Seidler<br />
Ramez<br />
Sarwary<br />
Somaye<br />
Mohammadi<br />
Nazar Mohammad<br />
Onywal<br />
Ulla<br />
Geburzky<br />
Impressum<br />
UTS - Umwelt Technik Soziales e.V.<br />
Kieler Str. 35<br />
D-24340 Eckernförde<br />
(Anschrift gilt für alle im Impressum genannten Personen)<br />
Vereinsregister Amtsgericht Rendsburg VR 677<br />
Tel +49 4351 72 60 55<br />
Fax +49 4351 718 30 47<br />
carpediem@utsev.de<br />
vertreten durch Lutz Oetker als Geschäftsführer.<br />
Layout/Satz:<br />
Christine Meyer / Jannis C. Schnack<br />
druckpunkt eckernförde - holm 10 - 24340 Eckernförde<br />
Druck: hansadruck - hansastraße 48 - 24118 Kiel<br />
Damit wir unsere Arbeit fortführen können, sind wir auf<br />
Spenden angewiesen:<br />
UTS e.V.<br />
Förde Sparkasse<br />
IBAN: DE93 2105 0170 1002 3361 52<br />
BIC:NOLADE21KIE<br />
Verwendungszweck: <strong>ASADI</strong><br />
Vielen Dank!<br />
Asadi Redaktion<br />
Materialhofstr. 1b / 24768 Rendsburg<br />
E-<strong>Mai</strong>l: asadi@utsev.de / Tel: 04331-9453637<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion wieder und verbleiben mit<br />
allen Rechten bei den Autorinnen.<br />
2
Ein Projekt von:<br />
Unterstützt von:<br />
<strong>ASADI</strong> - Freiheit auf Persisch ist der<br />
Name unseres neuen Magazins.<br />
Unser Ziel ist es Deutsche und Migranten<br />
sowie Asylbewerber miteinander<br />
ins Gespräch zu bringen.<br />
Wir Migranten wollen für uns selbst<br />
sprechen. Hier können wir über unsere<br />
Kultur, die Geschichte unserer<br />
Länder, unsere Sitten und Gebräuche<br />
erzählen. Wir können von unseren<br />
besonderen Fähigkeiten, die wir aus<br />
unseren Heimatländern mitbringen,<br />
schreiben und von den Gründen, die<br />
uns in dieses Land gebracht haben.<br />
Wir wollen den Menschen erklären,<br />
welche Schwierigkeiten wir im<br />
Alltag haben, mit welchen Vorurteilen<br />
wir noch immer kämpfen. Auch<br />
das Thema Gleichberechtigung von<br />
Mann und Frau, die Rechte von Migranten<br />
und Asylbewerber und die<br />
Frage, wie wir dieses Land wahrnehmen,<br />
sind Thema des Magazins. Wir<br />
wollen auch von den besonderen<br />
Begegnungen schreiben.<br />
Von den Menschen, die uns mit Offenheit<br />
und Unterstützung begegnen.<br />
Die Erarbeitung all dieser Themen<br />
kann dazu beitragen, dass Missverständnisse<br />
verringert und Vorurteile<br />
abgebaut werden. Wenn alle miteinander<br />
ins Gespräch kommen, sich<br />
zuhören und gegenüber fremden<br />
Kulturen offen zeigen: Dann wird ein<br />
respektvolles und harmonisches Zusammenleben<br />
untereinander möglich.<br />
Und vielleicht bekommt der ein<br />
oder andere Leser Lust, uns Migranten<br />
und Asylbewerbern zu helfen,<br />
sich besser zu integrieren.<br />
Wenn du selber einmal als Fremder<br />
in dieses Land gekommen bist und<br />
eine Geschichte über deine Probleme<br />
oder positive Erfahrungen hier in<br />
Deutschland erzählen möchtest, bist<br />
du bei uns herzlich willkommen und<br />
wir würden gerne darüber berichten!<br />
Rosana Trautrims<br />
(auf Arabisch)<br />
(auf Persisch)<br />
3
Eine Geschichte über Träume und Überwindung<br />
Ich bin Shaban Kalludra, geboren<br />
am 13.06.1996 in Kosovo. Einige<br />
Jahre vor dem Krieg war das Leben<br />
schon kaum erträglich. Meine<br />
Kindheit war wirklich nicht<br />
wie in den Märchen, die ich las.<br />
Es gab keinen Spielplatz, kein<br />
Schwimmbad oder einen Ort,<br />
wo man richtig spielen konnte.<br />
Ich war der jüngste in der Familie<br />
und keiner hatte Zeit für mich,<br />
weil alle zu beschäftigt waren.<br />
Mir wurde von klein an beigebracht,<br />
nett zu sein, kein Problem<br />
zu machen (sie hatten genug) und<br />
meine Zeit mit lernen zu verbringen.<br />
Bis ich 15 Jahre alt wurde,<br />
verlief mein Leben so. Keine großen<br />
Veränderungen, ein Leben<br />
wie das Leben anderer Jugendlicher<br />
dort. Dann hat das Schicksal<br />
uns getroffen, mein Vater hatte<br />
einen Schlaganfall und wurde gelähmt,<br />
so hat unsere finanzielle<br />
Not begonnen.<br />
Es waren schwierige Zeiten, wir<br />
Kinder mussten zur Schule und<br />
mussten unseren Vater pflegen.<br />
Der Lohn meines Bruders reichte<br />
nicht für die ganze Familie. Es<br />
war Zeit für mich auch etwas für<br />
meine Familie zu tun. Ich dachte<br />
ich muss arbeiten, weil mein Vater<br />
nicht mehr konnte. Wir hatten<br />
jetzt nur den Lohn meines Bruders,<br />
aber dazu hatten wir noch<br />
die Kosten von Ärzten, Medikamenten<br />
und der Therapie. Ich<br />
fand Arbeit in einem Restaurant.<br />
Ich ging nach der Schule zur Arbeit<br />
und kam früh morgens nach<br />
Hause. Es war sehr anstrengend.<br />
Ich schlief nur ein paar Stunden<br />
pro Tag und war immer erschöpft.<br />
Aber dafür bekam ich ein<br />
bisschen Geld, das meiner Familie<br />
half. Wir hatten immer noch<br />
sehr viele Schwierigkeiten und<br />
das Geld reichte hinten und vorn<br />
nicht.<br />
Ich habe drei Jahre in diesem<br />
Restaurant gearbeitet. Ich habe<br />
meinen Schulabschluss gemacht<br />
und wollte zur Uni. Ich habe die<br />
Aufnahmeprüfung gemacht, aber<br />
die Konkurrenz war sehr groß.<br />
Ich hatte keine Chance. Ich habe<br />
einen Englischkurs gemacht, damit<br />
meine Chance auf einen besseren<br />
Job steigt, aber die Situation<br />
in Kosovo ist wirtschaftlich sehr<br />
schlecht. In Kosovo gab es für<br />
mich keine Perspektive auf eine<br />
gute Zukunft. Ich entschied mich<br />
nach Deutschland zu fahren, um<br />
eine Chance auf eine Zukunft zu<br />
haben.<br />
Im Februar <strong>20</strong>14 kam ich das erste<br />
Mal nach Deutschland. In den<br />
ersten 15 Monaten, die ich hier<br />
war, habe ich erst alleine, dann<br />
mit Ehrenamtlichen Deutschen<br />
und dann am BBZ Rendsburg-<br />
Eckernförde Deutsch gelernt,<br />
einen Deutschkurs gab es für<br />
Menschen aus dem Kosovo aber<br />
leider nicht. Ich habe sogar einen<br />
Ausbildungsplatz als Altenpfleger<br />
gefunden. Es sah so aus, als<br />
ob meine Bemühungen umsonst<br />
waren, denn die politische Lage<br />
war so, dass es ein neues Gesetz<br />
gab, in dem der Kosovo zu den<br />
sicheren Herkunftsländer gehört<br />
und dass ich allem Anschein<br />
nach abgeschoben werden sollte.<br />
Ich war verzweifelt, meine Hoffnungen<br />
eine Zukunft zu haben<br />
verließen mich langsam, dann<br />
erfuhr ich von UTS und dem Projekt<br />
AMS (Arbeitsmarktservice für<br />
Flüchtlinge). Dort traf ich Sabine<br />
Bleyer, sie sagte mir „Wir werden<br />
einen Weg finden. Die Hindernisse<br />
in deinem Fall sind sehr<br />
groß. Kosovo wurde als sicheres<br />
Herkunftsland eingestuft, aber du<br />
hast vor dem 31.8.<strong>20</strong>15 deinen<br />
Asylantrag gestellt. Wir haben<br />
viel Arbeit vor uns, aber wenn<br />
wir zusammen arbeiten und die<br />
Möglichkeiten, die es gibt, nutzen,<br />
werden wir das schaffen.“<br />
Ich möchte eine Zukunft haben.<br />
Also dachte ich: „Dann los, ich<br />
mache alles was nötig ist.“<br />
Es war nicht so einfach, es läuft in<br />
Fällen wie meinem so: Ich habe<br />
<strong>20</strong>14 Asyl beantragt. Es war im<br />
Frühjahr <strong>20</strong>15 abzusehen, dass<br />
dieser nicht positiv beschieden<br />
wird und abgelehnt wird. Wenn<br />
ich mit der Ablehnung ausreisen<br />
muss, bekomme ich eine Einreisesperre.<br />
Diese gilt auch trotz<br />
der Ausbildungsplatzzusage! Ich<br />
musste dann meinen Asylantrag<br />
zurückziehen, damit ich keine<br />
Sperre bekomme, das musste<br />
aber vor dem Termin meiner Anhörung<br />
passieren. Es war für mich<br />
wirklich kurz vor Zwölf. Ich habe<br />
meinen Asylantrag einen Tag vor<br />
meine Anhörung zurückgezogen.<br />
Hätte ich den Antrag vorher nicht<br />
zurückgezogen, hätte ich eine<br />
mehrere Monate andauernde<br />
Sperrfrist bekommen und mein<br />
Ausbildungsplatz wäre weg.<br />
Glücklicherweise war das nicht<br />
der Fall. Die Idee für den Beginn<br />
meiner Ausbildung war, dass ich<br />
ein Visum für eine Ausbildung<br />
beantragen muss. Dazu musste<br />
ich folgendes vorbereiten: meine<br />
Deutschkenntnisse anhand<br />
4
eines Zertifikates im Sprachniveau<br />
B1 vorlegen, auch meinen<br />
unterschriebenen Ausbildungsvertrag,<br />
einen unterschriebenen<br />
Mietvertrag, die Anerkennung<br />
meines Realschulabschluss und<br />
eine von mir bezahlte Krankenversicherung<br />
für die gesamte Zeit,<br />
alles bevor ich meine Ausbildung<br />
starte. Dazu kam auch, dass ich<br />
Deutschland verlassen und zurück<br />
nach Kosovo kehren musste.<br />
Obwohl ich das alles schon hatte,<br />
waren die Bestimmungen so, dass<br />
ich die Ausbildungserlaubnis nur<br />
von Kosovo aus beantragen darf.<br />
Sabine von AMS half mir meinen<br />
Realschulabschluss beim<br />
Ministerium für Schule und Berufsbildung<br />
in Kiel anerkennen<br />
zu lassen. Mein Schulabschluss<br />
aus dem Kosovo war dem deutschen<br />
Mittleren Schulabschluss<br />
(Realschulabschluss) gleichwertig.<br />
Einen Ausbildungsplatz und<br />
einen Vermieter zu finden, die<br />
einverstanden sind, die Verträge<br />
zu unterschreiben, für den Fall,<br />
dass ich das alles doch schaffe,<br />
war wirklich schwer. Wer macht<br />
so etwas ohne die Garantie, dass<br />
du wirklich hier sein wirst? Es<br />
grenzt an ein Wunder, dass ich<br />
das schaffte.<br />
Es waren schwierige Zeiten für<br />
mich, so oft dachte ich, es ist so<br />
viel zu beachten und ich schaffe<br />
das nicht. Angst, Traurigkeit, Hilflosigkeit<br />
waren meine Begleiter in<br />
der Zeit. Sabine Bleyer und mein<br />
Patin Christiane haben mich immer<br />
begleitet und ermutigt. Es ist<br />
ungerecht, dass ich erst ausreisen<br />
muss, es kostet Geld, der Antrag<br />
bei der Botschaft für ein Visum,<br />
die Unsicherheit, ob es klappt.<br />
„ Die einzelnen Schritte wurden<br />
mit der Ausländerbehörde Rendsburg<br />
noch vor der Ausreise abgestimmt<br />
und die Zusammenarbeit<br />
war somit auch grundlegend damit<br />
das Vorhabens gelingt. Wir<br />
haben Verantwortung gegenüber<br />
den Flüchtlingen und auch gegenüber<br />
den Arbeitgebern, die<br />
die Flüchtlinge einstellen möchten.<br />
Shaban hat sich nicht entmutigen<br />
lassen!“, sagt Sabine Bleyer.<br />
Dann flog ich am 03. Juni <strong>20</strong>16<br />
mit gemischten Gefühlen nach<br />
Skopje in Mazedonien, dort sollte<br />
mein Bruder Behar mich vom<br />
Flughafen abholen. Im Flughafen<br />
wurde ich festgenommen, weil<br />
mein kosovarischer Ausweis alt<br />
war. Ich sollte nach Hamburg abgeschoben<br />
werden. Abschiebung<br />
nach Deutschland? Mich verließen<br />
die Kraft und die Hoffnung.<br />
Ich hatte Angst. Ich war müde und<br />
fragte mich warum mit mir? Was<br />
habe ich so schlecht in meinem<br />
Leben gemacht, dass mir alles so<br />
schwer gemacht wird? Die Botschaft<br />
von Kosovo in Skopje war<br />
geschlossen, ich wartete dann in<br />
der Haft 26 Stunden ohne Wasser<br />
oder Lebensmittel, bis mein Bruder<br />
mit der Botschaft in Kontakt<br />
trat und Hilfe bekam. Die Botschaft<br />
selbst sagte, sie versuchen<br />
alles zu klären, aber sie könnten<br />
uns nicht wirklich versichern,<br />
dass sie helfen können. Aber es<br />
klappte. So durfte ich etwas essen<br />
und trinken und mit meinem<br />
Bruder nach Kosovo fahren. Dort<br />
beantragte ich die Ausbildungserlaubnis.<br />
Die deutsche Botschaft<br />
in Kosovo sagte mir, sie glauben<br />
nicht an die Wahrhaftigkeit meines<br />
B1 Zertifikats, ich sollte die<br />
Prüfung noch einmal machen<br />
bevor sie mir die Erlaubnis erteilen.<br />
Meine Patin Christiane und<br />
Sabine von UTS versuchten das<br />
zu klären. Ich musste drei Monate<br />
warten, bis mein B1 Zeugnis<br />
anerkannt wurde, und dann noch<br />
einen weiteren Monat, bis ich<br />
meine Erlaubnis kam.<br />
Ich glaubte wirklich, dass ich alles<br />
hinter mir habe und dass mein<br />
Traum eine Chance hier zu haben<br />
wirklich wahr geworden ist,<br />
als ich hier zurück war und meine<br />
Ausbildung begann. Es war im<br />
August <strong>20</strong>16. Es läuft gut, die Probezeit<br />
ist vorbei, in den letzten<br />
Prüfungen hatte ich eine eins und<br />
zwei zweien. In einigen Fächern<br />
war ich nicht so gut wie ich mir<br />
wünschte, aber es wird besser.<br />
In der Schule habe ich Freunde<br />
und die Lehrer helfen mir, wo sie<br />
können. Meine Ausbildung als<br />
Altenpfleger absolviere ich bei<br />
Pflege Lebens Nah in Rendsburg.<br />
Ich werde sehr gut begleitet, die<br />
Atmosphäre ist herzlich, freundlich<br />
und ich fühle mich willkommen.<br />
Ich bin sehr dankbar für alles<br />
was ich erreicht habe. Ohne<br />
die Hilfe so vieler Menschen hier<br />
in Deutschland hätte ich es nicht<br />
geschafft.<br />
Mein Kampf geht natürlich weiter.<br />
Ich muss viel lernen, denn<br />
Deutsch ist nicht meine Muttersprache.<br />
Deswegen ist es nicht<br />
nur für mich eine Herausforderung<br />
die Fachkompetenzen zu<br />
erwerben, sondern auch mein<br />
Deutsch gleichzeitig ständig verbessern<br />
zu müssen und in ein<br />
Niveau zu bringen, das mir ermöglicht<br />
mit sehr guten Noten<br />
meinen Abschluss zu machen.<br />
Ich liebe lernen und mein Ziel ist,<br />
meine Ausbildung mit einem sehr<br />
gut zu beenden und mich danach<br />
weiter zu bilden. Ich möchte meine<br />
Ausbildung sehr gut ausüben<br />
können. Das zu schaffen ist allerdings<br />
schwer. Ich möchte einen<br />
Computer kaufen, damit ich bei<br />
YouTube Videos sehen kann, die<br />
die Abläufe erklären, die ich lernen<br />
muss. Mit Bildern lernt man<br />
nämlich einfach und online kann<br />
ich auch mein Deutsch verbessern.<br />
5
Lust auf Cricket?<br />
Cricket ist ein traditionsreicher<br />
Mannschaftssport. Schon im 13.<br />
Jahrhundert spielten britische<br />
Bauern einen Vorläufersport<br />
des heutigen Crickets. Im 18.<br />
Jahrhundert verbreitete sich der<br />
Sport, wurde zum Nationalsport<br />
und durch die Kolonialisierung<br />
auch nach Asien und Australien<br />
exportiert.<br />
Bei diesem Mannschaftssport,<br />
Mein Geld reicht im Moment<br />
allerdings nicht, um einen Computer<br />
zu kaufen. Ich bekomme<br />
546 Euro als Vergütung für meine<br />
Ausbildung, ich bezahle 326 Euro<br />
(warm) für meine Miete. Es bleiben<br />
2<strong>20</strong> Euro für Essen, Trinken,<br />
Schulmaterial, Kleidung, Schuhe,<br />
mein Handy und Medikamente<br />
falls ich mal eine Erkältung habe.<br />
Jeder Euro, den ich sinnlos ausgebe,<br />
fehlt mir später. Außerdem<br />
muss ich alle drei Monate Medikamente<br />
in Höhe von 60 Euro<br />
gegen Bluthochdruck zu meinem<br />
Papa schicken und das mache ich<br />
super gern. Ich freue mich, wenn<br />
ich meinem Papa helfen kann.<br />
Dann müssen der Computer und<br />
das WLan ein bisschen warten.<br />
Internet wäre für mich sehr wichtig.<br />
Spaß, also Kino, Theater oder<br />
ein Ausflug ist nicht drin. Macht<br />
auch nichts, ich bleibe am Ball<br />
und verfolge mein Ziel. Manchmal<br />
wird das Geld knapp, wenn<br />
mir etwas dazwischen kommt.<br />
Diesen Monat z.B. musste ich<br />
meinen Ausweis abholen und<br />
1<strong>20</strong> Euro bezahlen. Mir sind 100<br />
Euro geblieben. Das muss für diesen<br />
Monat reichen, hoffentlich<br />
kommt nichts mehr dazwischen.<br />
Ich würde so gern einen Minijob<br />
nehmen und meine finanzielle Situation<br />
verbessern. Das geht aber<br />
nicht, weil ich in Schichten arbeite.<br />
Das Leben ist so. Man nimmt<br />
es, wie es kommt. Ich freue mich<br />
auf alles und auf alle die Herausforderung<br />
die noch kommen. Ich<br />
bin aber positiv eingestellt und<br />
welches dem Baseball ähnlich<br />
ist, treten zwei Mannschaften mit<br />
jeweils elf Spielern an. Während<br />
einer Runde stellt die eine Mannschaft<br />
11 Spieler (Batmen) und<br />
die andere Mannschaft 2 Schläger<br />
(Bowler), die die gegnerische<br />
Mannschaft angreifen. Die Bowler<br />
versuchen den Ball zum gegnerischen<br />
Wicket (Tor) zu werfen.<br />
Schaffen sie dies und kann<br />
habe wirklich Hoffnung eine tolle<br />
Zukunft zu haben, das liegt in<br />
meinen Händen, das ist ein gutes<br />
Gefühl. Danke an alle die mir geholfen<br />
haben. Wir haben es geschafft.<br />
Ich suche gerade nach einem/er<br />
Pate/in, der vielleicht meinen Beruf<br />
ausübt oder gelernt hatte und<br />
Lust hat sich manchmal mit mir<br />
zu treffen und mit mir den Schulstoff<br />
durchgehen kann.<br />
Shaban Kalludra<br />
Wer Lust hat Shaban zu unterstützen<br />
kann mit unserer Redaktion<br />
in Kontakt treten: trautrims.ist@<br />
utsev.de / 04331 9453637 oder<br />
01525 6<strong>20</strong>0756<br />
der Batman den Ball mit seinem<br />
Schläger nicht abwehren, scheidet<br />
er aus und ein neuer Batman<br />
muss nachrücken. Kann er den<br />
Ball abwehren und wegschlagen,<br />
müssen seine Teammitglieder<br />
den Ball so schnell wie möglich<br />
ins andere Wicket befördern.<br />
Aufgeteilt ist das Spiel in zwei<br />
Halbzeiten. Die Halbzeiten enden<br />
nach einer gewissen Zahl an<br />
Würfen, oder wenn alle Batmen<br />
des gegnerischen Teams nicht<br />
mehr auf dem Platz stehen. Ziel<br />
des Spiels ist es, so viele Punkte<br />
wie möglich zu sammeln.<br />
Die weltweit zehn besten Cricket<br />
Teams stammen aus Indien, Südafrika,<br />
Australien, England, Pakistan,<br />
Neuseeland, Sri Lanka, Westindischen<br />
Inseln, Bangladesch<br />
und Simbabwe.<br />
Auch in Afghanistan wird Cricket<br />
gespielt. Menschen, die temporär<br />
nach Pakistan oder Indien geflohen<br />
sind, haben den Sport in ihr<br />
Heimatland gebracht.<br />
6
Heute ist Cricket ein Nationalsport<br />
und hat viele begeisterte<br />
Anhänger.<br />
Viele Menschen kommen aus so<br />
unterschiedlichen Gründen nach<br />
Deutschland. Sie bringen andere<br />
Farben mit: ihre Kultur, Literatur,<br />
Essen, Philosophie, Musik, Denkweise<br />
und Sport. Wenn man sich<br />
auf diese Farben einlässt, öffnet<br />
sich oft eine ganz andere Welt,<br />
die viele neue Möglichkeiten bitten<br />
kann.<br />
Gemeinsam mit Matthias Bruhn<br />
und Ramez Sarwary will Rosana<br />
Trautrims von UTS deshalb eine<br />
Cricket Mannschaft ins Leben<br />
rufen. Sie sollen sich einmal wöchentlich<br />
in Rendsburg treffen.<br />
Ein genauer Termin steht noch<br />
nicht fest, das Training wird aber<br />
in der Woche in den Abendstunden<br />
stattfinden.<br />
Wir wünschen uns eine bunte<br />
und internationale Mannschaft,<br />
die sich trifft, um Spaß zu haben,<br />
um Cricket gemeinsam zu spielen<br />
und ihren Horizont zu erweitern.<br />
Wer Lust hat mitzumachen, meldet<br />
sich gerne bei<br />
Rosana Trautrims :<br />
trautrims.ist@utsev.de<br />
04331 9453637/<br />
01525 6<strong>20</strong>0756 ober bei<br />
Matthias Bruhn<br />
m.bruhn@fluechtlingshilfe-region-rendsburg.de<br />
0171 6165399<br />
Lina Brandes<br />
Meine Gesellschaft soll erzogen werden<br />
Die Aufgabe einer Mama in meinem<br />
Land ist einfach zu definieren:<br />
Geben. Vielleicht ist das<br />
überall die Definition, ich kann<br />
das nicht beurteilen. Eine gute<br />
Frau bei uns, arbeitet nicht, ist<br />
zu Hause. Ihre Aufgaben sind<br />
auf das Haus aufzupassen, alle<br />
Bedürfnisse ihres Mannes zu befriedigen<br />
und eine gute Mutter<br />
zu sein. Die dritte Aufgabe ist etwas,<br />
das jede Frau gerne machen<br />
würde. Ihre Kinder sind natürlich<br />
das wichtigste in ihrem Leben.<br />
Eine Mama macht alles für ihre<br />
Kinder, kochen, sauber machen,<br />
mit dem Kind spielen, bei den<br />
Hausaufgaben helfen, zur Schule<br />
bringen und abholen, schützen,<br />
lieben und natürlich versucht sie<br />
ihr Kind gut zu erziehen.<br />
Das Kind gut zu erziehen ist bei<br />
uns nicht einfach, weil die Meinung<br />
oder das Wort einer Mutter<br />
keinen Wert hat. Der Vater<br />
entscheidet, ob das Gesagte der<br />
Mutter richtig oder falsch ist,<br />
wenn er entscheidet gibt es keine<br />
Diskussion. Er ist der Maßstab.<br />
Der Vater zerstört das Bild der<br />
Mama vor den Augen ihr Kind. Er<br />
will den Respekt für sich behalten.<br />
Die Kinder wachsen mit der<br />
Sicht auf Frauen auf, eine Mama<br />
ist nur da, um zu dienen, mit ihr<br />
kann man nichts besprechen, sie<br />
weiß nicht wovon sie redet. Der<br />
Vater setzt Grenzen, die Mutter<br />
darf das nicht.<br />
Es ist oft ein großes Problem, der<br />
Vater kennt sein Kind nicht, weiß<br />
nicht wie es tickt, er unternimmt<br />
nichts mit dem Kind. Wenn er<br />
nach Hause kommt, ist er müde<br />
und will in Ruhe gelassen werden<br />
und trotzdem hört er nicht,<br />
was die Frau sagt. Die Mutter<br />
kennt ihr Kind, dessen Tempo,<br />
Schwäche und Stärke. Die Kinder<br />
müssen aber machen was der<br />
Vater sagt, oft werden sie mit den<br />
Erwartungen des Vaters überfordert,<br />
das zerstört das Bewusstsein<br />
und Selbstvertrauen. Doch<br />
der Vater bestimmt was gemacht<br />
wird. Die Kinder haben Angst vor<br />
ihren Vätern. Angst ist aber kein<br />
Respekt. Kinder wachsen bei uns<br />
unsicher auf, weil sie nicht gehört<br />
werden und ihre Meinung nicht<br />
respektiert wird. Wer entscheidet<br />
in welcher Schule das Kind lernt,<br />
ob es mit der Mutter allein verreisen<br />
darf, ob es Sport machen darf<br />
oder ob es zum Freunde gehen<br />
darf, ist der Vater. Die Mutter hat<br />
kein Mitspracherecht. Die Frauen<br />
dürfen auch nicht innerhalb<br />
des Irans allein mit den eigenen<br />
Kindern verreisen, man braucht<br />
eine schriftliche Erlaubnis. Es ist<br />
egal ob man schon seit zehn oder<br />
fünfzehn Jahren mit dem Mann<br />
verheiratet ist. Man braucht die<br />
Erlaubnis des Mannes. Die Frau<br />
ist ein potenzieller Feind, es wird<br />
erwartet dass sie früher oder später<br />
etwas Falsches macht. Deswegen<br />
ist es besser, jeden ihrer<br />
Schritte zu überwachen und zu<br />
kontrollieren.<br />
Egal was kommt, Mama zu sein<br />
ist noch das beste auf der Welt.<br />
Somaye Mohammadi<br />
7
Herzlichen willkommen im Café EKSSATH!<br />
Hallo Liebe Leute. Bald ist es soweit<br />
und wir wollen euch noch<br />
mal an das super-wichtige Datum<br />
erinnern. Am 17.05.<strong>20</strong>17 um<br />
16.00 Uhr eröffnet das Café EKS-<br />
SATH in Rendsburg beim UTS in<br />
der Materialhofstr. 1b. Wir freuen<br />
uns riesig, euch alle – ehrenamtliche<br />
Helfer, Flüchtlinge und Interessierte<br />
– zu sehen. Bei einer<br />
fröhlichen Eröffnungsfeier habt<br />
ihr die Möglichkeit, euch kennen<br />
zu lernen und vielleicht entstehen<br />
sogar schon erste Kontakte.<br />
Und ihr könnt sehen, was wir an<br />
jedem Mittwoch der Woche von<br />
16.00 bis 19.00 Uhr alles anbieten<br />
werden.<br />
Innenminister Studt und Pierre<br />
Gilgengast werden bei der Eröffnung<br />
auch dabei sein. Es wäre<br />
schön, wenn ganz viele von euch<br />
kommen, damit wir einen tollen<br />
Nachmittag mit viel Spaß und<br />
Spiel zusammen verbringen können.<br />
Die Sorge vieler Muslime um ihre religiöse Bestattung<br />
Einige Flüchtlinge haben unsere<br />
Redaktion aufgesucht und wollten<br />
wissen, was in dem Fall passiert,<br />
wenn sie sterben. Was wird<br />
hier mit dem Körper gemacht?<br />
Bei Muslimen müssen ein paar<br />
Regeln beachtet und bestimmte<br />
Rituale eingehalten werden. Einige<br />
Neuankömmlinge beschäftigt<br />
diese Frage sehr. Sie sind noch<br />
nicht lang in Deutschland und<br />
wissen nicht, dass es hier muslimische<br />
Friedhöfe gibt.<br />
Somit besteht die Möglichkeit<br />
sich als Muslim hier nach allen<br />
Regeln bestatten zu lassen, so wie<br />
sie es sich wünschen. Das ist für<br />
viele ein gutes Gefühl. So sieht<br />
eine muslimische Bestattung aus:<br />
Liegt ein Muslim im Sterben, oder<br />
ist er gestorben, wird derjenige<br />
nach jahrhundertealten und klar<br />
definierten Ritualen bestattet.<br />
Um das Sterbe- oder Totenbett<br />
eines Muslims stehen die Gläubigen,<br />
welche das Glaubensbekenntnis<br />
(Shahada) dem Sterbenden,<br />
oder dem Verstorbenen,<br />
durchgängig auf Arabisch ins Ohr<br />
raunen: „Siehe, wir machen sie<br />
(die Toten) lebendig und wir schreiben<br />
auf, was sie zuvor taten,<br />
und ihre Spuren und alle Dinge<br />
haben wir aufgezählt in einem<br />
deutlichen Vorbild.“ Dadurch,<br />
dass der Sterbende auf dem<br />
Rückweg zu Allah ist, stellt der<br />
Tod den Höhepunkt des muslimischen<br />
Lebens dar.<br />
8
Nachdem die Person gestorben<br />
ist, werden die Augen verschlossen<br />
und bis auf einen Mann bei<br />
einem Muslim oder einer Frau<br />
bei einer Muslima verlassen alle<br />
den Raum, um alle Angehörigen,<br />
Freunde und Nachbarn über den<br />
Tod zu informieren.<br />
Die im Zimmer bleibende Person<br />
richtet den Verstorbenen mit<br />
Füßen und Gesicht gen Mekka<br />
und legt ihn auf den Rücken.<br />
So nimmt der Verstorbene eine<br />
Gebetshaltung ein, die auch im<br />
Grab eingehalten werden soll,<br />
um die Rolle des toten Muslims<br />
als Betenden vor Allah zu zeigen.<br />
Anschließend erfolgt die verpflichtende<br />
rituelle Reinigung,<br />
die von einem volljährigen Muslim<br />
vollzogen werden muss.<br />
Muslima werden von einer Frau<br />
gereinigt und Muslime von einem<br />
Mann. Die Reinigung soll entweder<br />
die vom Verstorbenen gewünschte<br />
Person, die Eltern oder<br />
Großeltern, oder der Ehepartner<br />
durchführen.<br />
Die Reihenfolge der Waschung<br />
folgt einem festen Ablauf, danach<br />
wird der Tote in Leintücher gehüllt:<br />
beim Mann in drei, bei einer<br />
Frau in fünf, bei einem Kind<br />
in eines.<br />
Die Reinigung erfolgt nach einem<br />
strengen Ablauf, der dem vor dem<br />
Pflichtgebet ähnelt. Man wäscht<br />
die Hände bis zum Handgelenk,<br />
spült den Mund aus, reinigt Nasenlöcher<br />
und das Gesicht und<br />
wäscht anschließend den ganzen<br />
Körper. Der Intimbereich wird<br />
unter einem Tuch bedeckt gewaschen.<br />
Gewaschen wird zunächst<br />
nur mit Wasser, nach der zweiten<br />
Waschung werden oft ätherische<br />
Öle zugefügt. Die Reinigung erfolgt<br />
nach solchen strikten Regeln,<br />
da der Tote makellos vor<br />
Allah treten soll.<br />
Nach der Reinigung wird der<br />
Tote mit Kampferöl an sieben<br />
Stellen des Körpers gesalbt, die<br />
beim täglichen Beten den Boden<br />
berührt haben. Anschließend legt<br />
man ihn in ein Baumwolltuch,<br />
welches über dem Kopf und unter<br />
den Füßen zusammengeknotet<br />
wird, oder kleidet ihn in sein Totengewand,<br />
sollte dies vorbereitet<br />
gewesen sein. Das Tuch bleibt<br />
betont schlicht, da vor Allah im<br />
Tod alle gleich sind.<br />
Das Totengewand besteht aus<br />
einer Kopfbedeckung, die den<br />
Kopf bis zum Hals völlig verhüllt,<br />
aus einem Hemd und einer<br />
Shorts, bei einer Frau aus einer<br />
röhrenförmigen Hose. Hat der<br />
Muslim an einer Pilgerreise nach<br />
Mekka teilgenommen, wird ihm<br />
sein Wallfahrtsgewand angelegt.<br />
Märtyrer, die im Kampf gegen<br />
Ungläubige getötet worden sind,<br />
sind durch das eigene Blut gereinigt.<br />
Sie werden in den Kleidern,<br />
die sie im Augenblick ihres Todes<br />
trugen, begraben.<br />
Die verschiedenen Glaubensrichtungen<br />
des Islam regeln die<br />
Frage der rituellen Reinigung von<br />
Fehl-, Früh – und Totgeburten,<br />
bei Kindestod und bei den durch<br />
Verkehrs- und Betriebsunfällen<br />
Verunglückten. Bei kleinen Kindern<br />
kann auch auf eine rituelle<br />
Reinigung verzichtet werden.<br />
Das Totengebet kann zu jeder<br />
Zeit, nur nicht bei Sonnenaufgang<br />
oder -Untergang, gesprochen<br />
werden. Gesprochen wird<br />
es, nachdem der Verstorbene für<br />
Allah vorbereitet ist. Das Totengebet<br />
wird von einem Erbberechtigten<br />
oder einer vom Verstorbenen<br />
bestimmten Person neben<br />
dem Kopf des Toten gesprochen.<br />
Anschließend gibt es einen Leichenzug,<br />
bei dem der Tote auf<br />
der Bahre über der Schulter der<br />
Mitlaufenden getragen wird.<br />
Für einen Mann ist es verpflichtend,<br />
sich dem Leichenzug anzuschließen.<br />
Den Leichenzug<br />
führt der Imam an. Während der<br />
ganzen Zeit wird die Shahada gesprochen.<br />
Das Begräbnis soll innerhalb eines<br />
Tages stattfinden. Ursprünglich<br />
lag es daran, dass der Todesengel<br />
die Seele in den Himmel<br />
zu einem Zwischengericht und<br />
anschließend wieder in den Körper<br />
bringen soll. Heutzutage werden<br />
auch hygienische Gründe<br />
genannt.<br />
Nach einem kurzen Trauergottesdienst<br />
in der Moschee, zu der<br />
der Tote gebracht wurde, begleitet<br />
der Imam die vier Männer, die<br />
den Verstorbenen auf einer Bahre<br />
gewöhnlich mit der Schulter<br />
tragen und zum Grab. Wird eine<br />
Frau zu Grabe getragen, nehmen<br />
an ihrem Begräbnis nur Männer<br />
teil.<br />
Am Grab wird der Tote in Gebetsrichtung<br />
Mekka ins Grab gelegt.<br />
Derjenige, der in das Grab hinabsteigt,<br />
um den Verstorbenen zu<br />
betten, muss barfuß und barhäuptig<br />
sein. Er muss seine Kleider<br />
aufknöpfen und sprechen: „Im<br />
Namen Allahs. Nach der Religion<br />
des Propheten Allahs, Gott,<br />
sein Grab möge ihm weit sein.<br />
Gib, dass dieser Tote mit seinem<br />
Propheten vereinigt wird, Gott,<br />
wenn er ein Wohltäter war, vermehre<br />
seine Wohltätigkeit; wenn<br />
er schlecht gehandelt hat, vergib<br />
ihm, hab Erbarmen mit ihm und<br />
lass ihm seine Sünden nach.“<br />
Der Imam steht während der Zeremonie<br />
eines Mannes am Kopfende,<br />
bei einer Frau am Fußende.<br />
Nach kurzen weiteren Koranzitaten<br />
wird die Erde auf den Verstorbenen<br />
geworfen. Dabei wird gesprochen:<br />
„Aus ihr (Erde) haben<br />
wir euch erschaffen und in sie lassen<br />
wir euch zurückkehren und<br />
9
aus ihr lassen wir euch erstehen<br />
ein andermal.“ Das Grab wird<br />
von einem Stein geschmückt, der<br />
das Kopfende und das Fußende<br />
markiert.<br />
Islamische Friedhöfe wirken oft<br />
sehr schlicht. Sie liegen meist etwas<br />
außerhalb und werden kaum<br />
dekoriert, da die meisten Gräber<br />
spätestens nach sechs Wochen<br />
nicht mehr besucht werden, bleiben<br />
sie unbepflanzt und wirken<br />
schnell ungepflegt.<br />
Einige Details sind von Land<br />
zu Land unterschiedlich, doch<br />
grundsätzlich verläuft eine muslimische<br />
Bestattung, wie oben beschrieben.<br />
Wir, von der Redaktion Asadi,<br />
haben den muslimischen Friedhof<br />
in Rendsburg besucht. Wir<br />
möchten uns an dieser Stelle bei<br />
Herrn Schlott von der Friedhofsverwaltung<br />
bedanken, der sich<br />
viel Zeit genommen hat, unsere<br />
Fragen offen und herzlich zu beantworten.<br />
Auf dem städtischen Friedhof Klint<br />
in Rendsburg werden die Menschen<br />
aller Konfessionen, egal ob<br />
Christ, Jude, Muslim oder Atheist,<br />
begraben. Seit 1999 gibt es aber<br />
den muslimischen Friedhof. Es ist<br />
ein separat liegendes Gelände,<br />
auf dem sichergestellt ist, dass<br />
dort noch nie jemand vorher beerdigt<br />
wurde. Auf dem muslimischen<br />
Friedhof werden nur Muslime<br />
begraben, dabei ist es aber<br />
egal, ob Schiit oder Sunnit. Die<br />
Gräber sind alle Richtung Mekka<br />
ausgerichtet. 29 Menschen wurden<br />
bisher dort begraben. Insgesamt<br />
gibt es Platz für 160 Gräber.<br />
Es sind Menschen dort begraben<br />
aus Ländern wie der Türkei, Pakistan,<br />
Tunesien, Aserbaidschan,<br />
Afghanistan, Marokko,…. Es sind<br />
nicht sehr viele Gräber, denn die<br />
meisten lassen sich lieber in ihrer<br />
Heimat beerdigen. Die Kosten<br />
hierfür, werden vom Islamischen<br />
Verein über Spenden finanziert,<br />
wenn man dort Mitglied ist.<br />
Findet die Beerdigung aber hier<br />
statt, ist sichergestellt, dass nach<br />
islamischer Tradition beerdigt<br />
wird. Einzige Ausnahme ist die<br />
Bestattungsfrist nach deutschem<br />
Recht, die besagt, dass die Bestattung<br />
frühestens nach 48 Stunden<br />
und spätestens nach 1<strong>20</strong> Stunden<br />
durchzuführen ist und nicht<br />
bereits nach 24 Stunden wie die<br />
Regel einer islamischen Bestattung<br />
besagt. Hier in Rendsburg<br />
organisiert Ziya Korkmaz vom<br />
Islamischen Zentrum die Beisetzung.<br />
Er informiert über geeignete<br />
Bestattungsinstitute, er bestätigt<br />
auch, ob der Mensch, der<br />
beerdigt wird, tatsächlich Muslim<br />
war. Die Waschung wird durch<br />
das Islamische Zentrum, auf dem<br />
Friedhof in der Leichenhalle vorgenommen.<br />
Der Imam der Moschee<br />
führt dann die Beerdigung<br />
durch.<br />
Herr Schlott von der Friedhofsverwaltung<br />
sagte uns, dass bei<br />
einer muslimischen Beerdigung<br />
viele Verwandte und Freunde aus<br />
allen Teilen Deutschlands und<br />
sogar dem Ausland kommen. Er<br />
sieht dies als Zeichen einer großen<br />
Verbundenheit der Familien.<br />
Im Gegensatz zu dem deutschen<br />
Friedhof, wo nach 25 Jahren das<br />
Grab aufgelöst wird und darauf<br />
neu beerdigt werden kann, gilt<br />
auf dem muslimischen Friedhof<br />
das „Ewigkeitsrecht“. Die Gebeine<br />
bleiben für immer in der<br />
Erde. Die Angehörigen werden<br />
allerdings nach 25 Jahren gefragt,<br />
ob sie das Grab weiter führen<br />
wollen. Eine Grabstelle kostet<br />
zurzeit 1<strong>20</strong>0 Euro dazu kommt<br />
noch eine Friedhofsgebühr von<br />
500 Euro. Diese Summe für die<br />
Grabstelle ist nach Ablauf der<br />
25 Jahre dann wieder fällig. Falls<br />
keine Verlängerung gewünscht<br />
wird, wird der Grabstein entfernt<br />
und an der Stelle wird Gras gesät,<br />
aber es darf an dieser Stelle niemand<br />
mehr beerdigt werden und<br />
das Grab darf auch nicht verkauft<br />
werden. In manchen Ländern<br />
gibt es eine gewisse Zeitspanne<br />
in der das Grab gepflegt wird und<br />
sich dann aber selbst überlassen<br />
wird. In Deutschland gibt es<br />
die Verpflichtung, die Grabstelle<br />
über diese Zeit hinaus zu pflegen.<br />
Es ist gut zu wissen, dass Muslime<br />
in Rendsburg die Möglichkeit haben,<br />
sich nach ihren Regeln und<br />
Ritualen beerdigen zu lassen.<br />
Lina Brandes/<br />
Sabine Goedje-Schmidt<br />
(Idee für den Artikel:<br />
Ramez Sarwary)<br />
10
1<strong>20</strong><br />
روش به خاک سپاری اجساد<br />
فوت شده مسلمانان در آلمان<br />
در قبرستان شهر ریندزبورگ,<br />
افراد از تمام ادیان و فرقه ها چه<br />
مسیحی, یهودی, مسلمان و یا<br />
ملحد اجساد شان دفن میشود. از<br />
سال به اینسو گورستان<br />
مسلمانان هم درین شهر وجود<br />
دارد. این کامال مکانی جداگانه<br />
ایست که قبال در آنجا هیچ جسدی<br />
دفن نشده است و همچنین قابل<br />
ذکر است که درین گورستان تنها<br />
مسلمانان اعم از شیعه و سنی به<br />
خاک سپرده میشوند. نظر به<br />
شریعت اسالمی تمام قبور طوری<br />
تنظیم شده است که وقتی جسد در<br />
آن گذاشته میشود چهره اش به<br />
سمت مکه )قبله مسلمانان( واقع<br />
میشود.<br />
در مجموع این گورستان ظرفیت<br />
قبر را دارد که تا حال<br />
جسد در آن بخاک سپرده شده<br />
است. درین گورستان اجساد از<br />
ملیت های مختلف مانند ترکیه,<br />
پاکستان, تونس, آذربایجان,<br />
افغانستان, مراکش و غیره<br />
کشورهای اسالمی بخاک سپرده<br />
میشوند. درینجا قبرهای زیادی<br />
وجود ندارد,به دلیل اینکه تعداد<br />
زیادی ترجیح میدهند اجساد شان<br />
را به کشور اصلی شان<br />
برگردانند.<br />
مصارف اینجا از کمک های<br />
خیریه مجمع اسالمی تمویل<br />
میشود, بنأ کسانی از این کمک<br />
های مالی برخوردار میشوند که<br />
عضویت این مجمع را داشته<br />
باشند.<br />
بنابرین مراسم تشیع جنازه<br />
مطمئنا نظر به سنت و شریعت<br />
اسالمی درینجا بصورت درست<br />
برگزار میشود. تنها استثنأ در<br />
زمان مراسم تشیع جنازه نظر به<br />
قوانین کشور آلمان این است که<br />
دفن میت باید حداقل بعد از 24<br />
ساعت و حد اکثر آن بعد از<br />
ساعت انجام شود, این مسئله بر<br />
اساس قوانین اسالمی که بعد از<br />
24 ساعت میت باید دفن شود ذکر<br />
نشده است.<br />
مراسم تشیع جنازه در شهر<br />
ریندزبورگ توسط ضیاء<br />
کورکماز عضو مجمع اسالمی<br />
سازماندهی میشود. وی مسئول<br />
گزارش دهی مراسم تشیع جنازه<br />
به اعضای این اداره بوده و<br />
همچنین از مسلمان بودن جنازه<br />
اطمینان خاطر حاصل مینماید.<br />
غسل میت هم در سردخانه واقع<br />
گورستان مسلمانها انجام شده و<br />
مراسم تشیع جنازه توسط امام<br />
مسجد انجام میشود.<br />
آقای شالت عضو اداره گورستان<br />
گفت: " در مراسم تشیع جنازه<br />
اقوام, بستگان و دوستان میت از<br />
سراسر آلمان و حتی از خارج<br />
کشور هم اشتراک میکنند", وی<br />
این مسئله را همبستگی خوب<br />
میان اقوام و دوستان میت تلقی<br />
میکند.<br />
نظر به قانون استفاده عمومی از<br />
گورستان های آلمانی ها, قبر بعد<br />
از 25 سال باید تخریب شده و<br />
جسد دیگری در آن دفن شود و<br />
این مسئله متوجه گورستانهای<br />
مسلمانان هم میشود که آن را<br />
"قانون ابدیت" مینامند. قابل ذکر<br />
است که استخوانها برای همیشه<br />
در آنجا باقی میماند. بعد از<br />
سال از بستگان متوفی پرسان<br />
خواهد شد که آیا قبر را میخواهند<br />
داشته باشند یا اینکه فرد دیگری<br />
از آن استفاده کند.<br />
در حال حاضر قیمت یک قبر<br />
یورو میباشد, البته قبرهای<br />
به قیمت یورو وجود دارد.<br />
این مبلغ بعد از سپری شدن<br />
سال دوباره قابل پرداخت است.<br />
در صورتیکه بعد از مدت متذکره<br />
در قسمت تمدید قبر هیچ اقدامی<br />
صورت نگیرد, سنگ قبر<br />
برداشته شده به جایش سبزه<br />
کاشت میشود. فلهذا هیچ کس<br />
اجازه ندارد میت خود را درین<br />
نقطه دفن کند تا زمانیکه آنرا به<br />
قیمت متذکره خریداری نکند.<br />
در برخی کشورها مدت زمان<br />
معینی وجود دارد که روی قبر<br />
سبزه کاشته میشود و همانطور به<br />
حال خودش رها میشود, ولی در<br />
کشور آلمان این مسئله<br />
ضروریست که متراژ قبر در<br />
مدت زمان معینه باید مشخص<br />
شود.<br />
25<br />
25<br />
500<br />
1<strong>20</strong>0<br />
29<br />
1999<br />
160<br />
11
كيف يتم تشييع ودفن موتى<br />
المسلمين في ألمانيا؟<br />
في مقبرة كلينت الصغيرة<br />
في مدينة ريندزبورج يتم<br />
دفن جميع الموتى من كل<br />
المعتقدات والديانات سواءً<br />
كانوا مسيحيين, يهود,<br />
مسلمين أو حتى الملحدين.<br />
لكن منذ العام توجد<br />
مقبرة خاصة بالمسلمين<br />
وهي عبارة عن قطعة أرض<br />
منفصلة تم التأكد مسبقاً أنه<br />
لم يدفن فيها أحد من قبل.<br />
في هذه المقبرة الإسلامية<br />
يتم دفن موتى المسلمين<br />
حصرياً وبغض النظر عن كون<br />
المتوفي ينتمي إلى المذهب<br />
السني أو الشيعي فجميع<br />
القبور يتم توجيهها نحو مكة<br />
المكرمة. إلى الآن تم دفن<br />
عدد شخص في هذه<br />
المقبرة والتي تتسع لعدد<br />
قبر. ينتمي الموتى<br />
المدفونين فيها إلى عدة دول<br />
منها تركيا, باكستان, تونس,<br />
أذربيجان, أفغانستان, المغرب<br />
وغيرها من الدول الإسلامية.<br />
لا تتوفر الكثير من القبور لأن<br />
غالبية الناس ترغب أن تدفن<br />
في موطنها الأصلي. تكاليف<br />
الدفن تتحملها الجمعيات<br />
الإسلامية عبر تبرعات<br />
أعاضائها إذا كان المتوفي<br />
عضواً فيها. إذا تم الدفن في<br />
ألمانيا فيتم التأكد أن الدفن<br />
يتم حسب التعاليم الإسلامية.<br />
هناك إستثناءً واحد يتعلق<br />
بتوقيت الدفن الذي يطبق<br />
فيه قانون الدفن النافذ في<br />
ألمانيا. فبحسب القانون<br />
النافذ في ألمانيا لا يسمح<br />
بالدفن إلا بعد مضي 48 ساعة<br />
على الوفاة ولا يتجاوز موعد<br />
الدفن ساعة بعد الوفاة<br />
ولا يسمح بالدفن بعد مضي<br />
ساعة فقط كما هو<br />
متعارف عليه في الدين<br />
الإسلامي. هنا في مدينة<br />
ريندزبورج ينظم السيد زياء<br />
كوركماز من المركز الإسلامي<br />
عملية الدفن. فهو يعطي<br />
المعلومات عن مراكز تشييع<br />
ودفن الموتى ويؤكد إنتماء<br />
المتوفي إلى الدين الإسلامي<br />
من عدمه. يتولى المركز<br />
الإسلامي عملية غسل<br />
المتوفي في صالة الجثامين<br />
الموجودة في المقبرة. يتولى<br />
إمام المسجد تشييع ودفن<br />
المتوفي. السيد شلوت من<br />
إدارة المقبرة يقول, في<br />
مراسم التشييع الإسلامية<br />
يأتي عدد كبير من أقارب<br />
وأصدقاء المتوفي من جميع<br />
أنحاء ألمانيا وأيضاً من خارج<br />
ألمانيا وهو يرى في ذلك<br />
دلالة على قوة العلاقات<br />
الأسرية. على عكس المقابر<br />
الألمانية التي يسمح فيها بعد<br />
مضي عام ًا من الدفن أن<br />
يطمس القبر ويتم دفن<br />
شخص آخر في نفس القبر,<br />
تتمتع القبور في المقابر<br />
الإسلامية بحق البقاء الأبدي<br />
وتبقى الرفات في قبورها إلى<br />
الأبد. لكن بعد مضي عاماً<br />
من الدفن, يتم سؤال أقارب<br />
المتوفي فيما إذا كانوا<br />
يرغبون برعاية القبر. أخذ<br />
مساحة قبر تكلف مبلغ<br />
يورو يضاف إليها مبلغ<br />
يورو كرسوم مقبرة وبعد<br />
مضي عاماً من الدفن<br />
يتوجب دفع هذه المبالغ مرة<br />
يرغب<br />
في حال لم أخرى. بمواصلة<br />
المتوفي أقارب إبعاد<br />
يتم بالقبر, الإعتناء القبر ويتم<br />
الضريح من على زرع العشب على موضع<br />
القبر ولا يسمح بدفن شخص<br />
آخر في نفس القبر كما لا<br />
القبر<br />
موضع ببيع يسمح مجدداً. في بعض الدول توجد<br />
فترة زمنية محددة يتم فيها<br />
الإعتناء بالقبر يتم بعدها ترك<br />
القبر لحالة وبدون رعاية, لكن<br />
العناية<br />
تعتبر ألمانيا في الفترة<br />
هذه خلال بالقبور إلزامية.<br />
1<strong>20</strong>0<br />
500<br />
25<br />
1<strong>20</strong><br />
25<br />
25<br />
24<br />
160<br />
1999<br />
29<br />
12
Ein bisschen Geduld bitte<br />
Wegen unserer unterschiedlichen<br />
Kulturen und des unterschiedlichen<br />
Entwicklungstandes wie<br />
z.B. Umweltschutz, Klimaschutz,<br />
Gleichberechtigung der Frauen,…<br />
gibt es viele Sachen die<br />
ganz unterschiedlich zwischen<br />
uns sind. So trennen wir in Afghanistan<br />
keinen Müll, sondern werfen<br />
alles zusammen weg. Wenn<br />
wir hierher kommen ist es sehr<br />
überraschend, dass man Müll<br />
trennt und dass das für die Deutschen<br />
so wichtig ist. Wir müssen<br />
das erstmal lernen, das dauert ein<br />
bisschen, weil es so viele Details<br />
sind. Bis wir lernen brauchen wir<br />
ein bisschen Zeit und eure Geduld.<br />
Wir Flüchtlinge kommen aus<br />
ganz anderen Kulturen, aus Ländern<br />
wo Krieg herrscht, wo wir<br />
verfolgt werden, wo ein Teil von<br />
uns sehen musste wie Familienmitglieder<br />
gefoltert und getötet<br />
wurden, verhungern mussten<br />
oder mit Giftgas angegriffen<br />
wurden, dann mussten wir eine<br />
Flucht auf uns nehmen, die uns<br />
fast das Leben gekostet hat und<br />
wo wir Sachen gesehen haben,<br />
die immer in unseren Erinnerungen<br />
bleiben werden. Wenn wir<br />
hier in Deutschland ankommen,<br />
wollen wir alles richtig machen<br />
und versuchen alles zu machen<br />
um keine Probleme zu kriegen.<br />
Probleme können wir schließlich<br />
wirklich nicht gebrauchen. Aber<br />
im ersten Moment ist es wirklich<br />
schwer z.B. an Mülltrennung zu<br />
denken, wenn wir vor Angst nicht<br />
schlafen können, wenn wir noch<br />
nicht sicher sind ob wir wirklich<br />
in Sicherheit sind, wir kennen<br />
Deutschland noch nicht.<br />
Überall auf den Weg hierher wurden<br />
wir verfolgt, einige haben ihr<br />
Leben auf dem Weg verloren.<br />
Wenn wir hier ankommen, brauchen<br />
wir Zeit um zu verstehen,<br />
dass wir in Sicherheit sind. Ehrlich<br />
gesagt, die Bedeutung von<br />
dem Wort „Sicherheit“ habe ich<br />
erst hier in Deutschland gelernt.<br />
Dafür bin ich sehr dankbar.<br />
Andere Unterschiede sind z.B.<br />
wenn wir eine Party organisieren,<br />
laden wir alle einen Tag vorher<br />
ein. Wir planen nicht Wochen<br />
vorher und wenn jemand absagt,<br />
ist das auch nicht dramatisch, er<br />
hat bestimmt etwas Wichtiges zu<br />
tun. Bei uns ist es auch nicht so<br />
schlimm später zu einer Verabredung<br />
zu kommen, wir nehmen<br />
das anders wahr. Wir gehen zu<br />
unseren Freunden, ohne vorher<br />
einen Termin mit ihnen abzusprechen.<br />
Wenn er dann da ist, ist das<br />
gut. Sollte er nicht da sein, gehen<br />
wir wieder. Wir haben jahrelang<br />
so gelebt, es ist nicht so einfach<br />
uns zu ändern. Noch was, wir haben<br />
bei uns leider keine Fahrradwege.<br />
Bis wir merken, dass und<br />
wie hier alles geregelt ist, dauert<br />
ein bisschen. Ohne die Sprache<br />
zu verstehen ist das schwer.<br />
Wenn ihr einen Fehler von uns<br />
seht, habt bitte ein bisschen Geduld.<br />
Bitte beleidigt uns nicht,<br />
vielleicht wäre es schön diese<br />
Zeit zu nehmen um mit uns ins<br />
Gespräch zu kommen und uns<br />
erklären wie alles funktioniert,<br />
manchmal machen wir Fehler,<br />
weil wir es nicht besser wissen.<br />
Herablassende Bemerkungen<br />
sind wenig hilfreich, mit Respekt<br />
und Freundlichkeit kommen wir<br />
weiter. Bei uns freuen sich die Eltern<br />
wenn jemand ihren Kindern<br />
was zum Naschen gibt oder ihnen<br />
über den Kopf streicheln, hier<br />
habe ich gelernt, dass man damit<br />
sehr vorsichtig sein muss und erst<br />
fragen muss ob es erwünscht ist.<br />
Auch dass man fremde Hunde<br />
nicht füttern darf, war für mich<br />
eine Überraschung.<br />
Es muss auch nicht lang dauern<br />
bis es wir alles lernen. Wenn von<br />
Anfang an jemand da ist, der uns<br />
alles erklärt, dann können wir<br />
alles verstehen und auch die Regeln<br />
hier berücksichtigen. Wir<br />
wünschen uns sehr, dass unser<br />
Miteinander klappt. Wir hoffen,<br />
mit euch in Frieden zu leben,<br />
habt bitte nur ein wenig Geduld.<br />
Nazar Mohammad Onywal<br />
Übersetzung: Sabine Goedje-<br />
Schmidt/ Lina Brandes<br />
13
هكذا يستخدم حف الجر ZU في اللغة األلمانية:<br />
Lasst uns Deutsch lernen !<br />
!بیاید با هم آلمانی بخوانیم<br />
!دعونا نتعلم اللغة األلمانیة<br />
برویم از مادر بپرسيم که شيرنی باب کجا قرار دارد؟<br />
هل نذهب إلى ماما ونطلب منها الحلويات؟<br />
نظر تو در مورد آرتيکل جدید در روز نامه چيست؟<br />
ماذا تقول عن المقال الجديد في الجريدة؟<br />
تيم<br />
So wird die Präposition „zu“ in Deutsch verwendet:<br />
Deutsch<br />
Persisch<br />
Arabisch<br />
Deutsch<br />
Persisch<br />
Arabisch<br />
Deutsch<br />
Persisch<br />
Gehen wir zu Mama, und fragen sie nach Süssigkeiten?<br />
Was sagst du zu dem neuen Artikel in der Zeitung?<br />
Der HSV gewinnt 2 zu 1 gegen den FC Bayern München.<br />
HSV<br />
فريق ال<br />
در مقابل<br />
FC Bayern M[nchen<br />
۱ بر ۲ با<br />
برنده شد.<br />
Arabisch<br />
HSV<br />
يربح المباراة ضد فريق<br />
FC<br />
بافاريا بنتيجة<br />
.این برای من بسيار زمان گير است تا که بس ميآید<br />
إلى 1<br />
Deutsch<br />
Persisch<br />
.2<br />
Es dauert mir zu lange, bis der Bus kommt.<br />
Arabisch<br />
Deutsch<br />
Persisch<br />
Arabisch<br />
Deutsch<br />
Persisch<br />
Arabisch<br />
Deutsch<br />
Persisch<br />
Arabisch<br />
Deutsch<br />
Persisch<br />
Arabisch<br />
Deutsch<br />
Persisch<br />
Arabisch<br />
Deutsch<br />
Persisch<br />
Arabisch<br />
يستغرق مني وقتاً طويالً إلى أن يأتي الباص.<br />
.من امروز بسيار ناوقت آمدم<br />
لقد أتيت اليوم متأخراً.<br />
.برای کی باید این کتاب را ببرم<br />
لمن أجلب الكتاب؟<br />
.در مورد این موضوع مثال های زیادی وجود دارد<br />
هناك أمثلة كثيرة لهذا الموضوع.<br />
Ich bin heute zu spät gekommen.<br />
Zu wem soll ich das Buch bringen?<br />
Es gibt viele Beispiele zu diesem Thema.<br />
Ich fahre zu Günther und helfe ihm bei den Hausaufgaben.<br />
.من نزد گونتر رفته و او را در کارخانگی اش کمک ميکنم<br />
ساذهب إلى قونتر ألساعدة في حل الواجب المنزلي.<br />
ساعت چند باید صبحانه از خواب بيدار شوی؟<br />
في أي ساعة يجب أن تنهض صباحاً؟<br />
.ما هر در یکجا جواب دادیم<br />
لقد أجبنا في نفس الوقت.<br />
Zu welcher Uhrzeit must du morgens aufstehen?<br />
Wir haben zu gleich geantwortet.<br />
14
Wir Jemeniten sind gefangen in einem vergessen Krieg<br />
Mein Name ist Mohammed Al<br />
Osimi. Ich lebe in Sanaa der<br />
Hauptstadt des Jemen. Vor mehr<br />
als zwei Jahren begann der Krieg<br />
in meinem Land. Es herrschte bereits<br />
vor Beginn des Krieges zunehmend<br />
mehr Arbeitslosigkeit.<br />
Ein wichtiger Wirtschaftszweig<br />
war der Tourismus. Ich selbst arbeitete<br />
seit 1997 im Tourismusgeschäft.<br />
Seit der Wiedervereinigung<br />
des Jemen bis zum Jahr<br />
<strong>20</strong>03 erlebte unser Land einen<br />
Zustrom an Touristen. Es entstanden<br />
viele Arbeitsplätze und dem<br />
Land ging es relativ gut. Nach<br />
dem 11. September gab es viele<br />
Falsche Informationen über den<br />
Jemen. Der Tourismus wurde<br />
rückläufig, da unser Land ständig<br />
in Negativschlagzeilen für Terroristische<br />
Anschläge benannt wurde.<br />
Jedoch gingen diese sehr selten<br />
vom Jemen direkt aus.<br />
Ich war somit seit einigen Jahren<br />
arbeitslos. Bemühte mich um andersartige<br />
Arbeit, jedoch erfolglos.<br />
Mit Beginn des arabischen<br />
Frühlings hoffte ich auf positive<br />
Veränderungen im Land. Später<br />
mussten wir erkennen dass bereits<br />
hier der Grundstein für den späteren<br />
Beginn des Krieges gegen den<br />
Jemen gelegt wurde. Saudi Arabien<br />
benutze dieses um Machtanspruch<br />
auf unser Land und seiner<br />
wichtigen geologischen Lage zu<br />
erheben.<br />
Der Angriff der Saudischen Koalition<br />
auf uns (das einfache Volk)<br />
hatte katastrophale Folgen. Seither<br />
sind Schulbesuche unserer<br />
Kinder seltenmöglich. Die Ursachen<br />
sind Bombardierung der<br />
Wohngebiete, somit öffentlicher<br />
ziviler Einrichtungen. Unsere<br />
Städte sind teilweise mehr als<br />
<strong>20</strong>00 Jahre alt. Die Häuser und<br />
öffentliche Einrichtungen stehen<br />
dicht beieinander. Unser Land<br />
war über mehrere Monate am<br />
Stück ohne Elektrik. Krankenhäuser,<br />
Büros und Schulen arbeiteten<br />
teilweise mit Stromaggregaten<br />
unter sehr schwierigen Umständen.<br />
Das Leben wurde für mich<br />
und meine Kinder sehr schnell<br />
unerträglich. Tee und Brot waren<br />
wochenlang unsere einzige Nahrung.<br />
Durch die Blockaden der<br />
Flughäfen und Seehäfen kamen<br />
keine Exportgüter mehr ins Land.<br />
Die Preise stiegen um das fünffache.<br />
An manchen Tagen weiß ich<br />
am Morgen nicht, wie ich meine<br />
Familie über den Tag bringen<br />
soll.<br />
Das allergrößte Problem ist der<br />
Wassermangel in unserem Land.<br />
Speziell das Sanaà Becken hat<br />
kaum Grundwasser. Wasserleitungen<br />
arbeiten schon lange<br />
nicht mehr. Überall in der Stadt<br />
wurden Wasserstellen errichtet.<br />
Wir selbst können uns seit mehr<br />
als einem Jahr kein Gas zum Kochen<br />
leisten. Die Frauen meiner<br />
Familie kochen gemeinsam auf<br />
einer Feuerstelle im Hof. Jedoch<br />
ist auch dieses nicht immer möglich,<br />
denn manchmal fehlt auch<br />
das Geld für Brennholz.<br />
Wir haben das Glück alle in einem<br />
Haus zu wohnen, denn wir<br />
sind auf gegenseitige Unterstützung<br />
angewiesen. Einige um uns<br />
herum können nicht mehr in ihren<br />
Häusern leben, da diese durch die<br />
Druckwellen der Bombenangriffe<br />
stark beschädigt wurden. Dieses<br />
betrifft den größten Teil der<br />
Bewohner in unserer Stadt. Deröffentliche<br />
Dienst arbeitet nicht<br />
mehr. Müllhalden in der gesamten<br />
Stadt breiteten sich aus, Cholera<br />
breitete sich aus. Geschäfte<br />
sind vielerorts geschlossen. Als<br />
meine Tochter aufgrund verunreinigten<br />
Trinkwassers an einem<br />
Lebervirus erkrankte mussten wir<br />
das letzte was ich hatte verkaufen,<br />
um die Rechnungen für den<br />
Arzt zu begleichen. Ältere Familienmitglieder<br />
können nicht zum<br />
Arzt gehen, da kein Geld vorhanden<br />
ist. Die Ärzte sind seit Monaten<br />
ohne Bezahlung, so dass ein<br />
großer Teil unserer Krankenhäuser<br />
geschlossen wurden. Ebenso<br />
wie die Schulen unserer Kinder.<br />
Ich bin am Endemeiner Kraft, ich<br />
weiß nicht wie ich und meine<br />
Kinder noch länger am Existenzminimum<br />
leben können. Wir<br />
sind gefangen in unserer Not.<br />
Für Nachbarn, welche Familien<br />
im Ausland haben, besteht keine<br />
Möglichkeit das Land zu verlassen.<br />
Auch umgekehrt gibt es<br />
keine Möglichkeit von Außerhalb<br />
zu uns zu gelangen. Die Grenzen,<br />
Flughäfen und Seehäfen<br />
wurden durch Saudi Arabien und<br />
Ihrer Koalition zerstört oder blockiert.<br />
Wir fühlen uns verlassen<br />
und hilflos. Es mangelt an allem.<br />
Ich kann auch nicht ohne Hilfe<br />
meiner Freunde in Deutschland<br />
auf unsere Not hinweisen.<br />
15
Geld für Internet habe ich nicht.<br />
Ich wünsche mir, dass auf uns<br />
Aufmerksam gemacht wird, und<br />
dass Druck auf Saudi Arabien und<br />
seine verbündeten geschieht um<br />
uns den Frieden zurückzugeben.<br />
Und dass die Blockaden unserer<br />
Landesgrenzen für Hilfsmittel zugänglich<br />
werden, ebenso für im<br />
Ausland lebende Familien die<br />
Möglich geschaffen wird Ihren<br />
Angehörigen zu helfen. Ich danke<br />
meinen Freunden in Deutschland<br />
und Ihrem Team von <strong>ASADI</strong>, dass<br />
ich meine Not schildern durfte.<br />
(Ich war in den Jahren <strong>20</strong>03 und<br />
<strong>20</strong>04 zu Gast bei meinen Freunden<br />
in Deutschland und werde<br />
diese Zeit niemals vergessen)<br />
Mohammed Al Osimi<br />
Internationales Mutterfrühstück in Eckernförde<br />
Frauen aus aller Welt treffen sich<br />
wöchentlich freitags in Eckernförde<br />
zum gemeinsamen Frühstück,<br />
um sich auszutauschen und hier<br />
anzukommen. Das Angebot wird<br />
von der Diakonie organisiert, genauer<br />
von Kirsten Beckmann. Sie<br />
bietet das Internationale Mütterfrühstück<br />
seit März <strong>20</strong>16 an.<br />
Die Frauen kommen aus Irak,<br />
Afghanistan, Syrien, Marokko,<br />
Sri Lanka, Pakistan, Argentinien.<br />
Inzwischen hat sich eine feste<br />
Gruppe von acht bis vierzehn<br />
Frauen etabliert, die aber auch<br />
oft Freunde mitbringen. Auch<br />
deutsche Frauen sind dabei, allerdings<br />
nicht so regelmäßig.<br />
Nach dem gemeinsamen Frühstück,<br />
bei dem sie sich ausgetauscht<br />
haben, bietet eine<br />
Deutschlehrerin Sprachunterricht<br />
an. Den Frauen werden spielerisch<br />
Alltagssituationen näher gebracht,<br />
in denen sie lernen sich<br />
zu verständigen.<br />
Auch Kinder kommen mit, wenn<br />
sie zu jung für den Kindergarten<br />
oder die Schule sind. Doch in erster<br />
Linie treffen sich dort die Frauen,<br />
um Spaß zu haben. „Das Ziel<br />
ist es, für Frauen eine Anlaufstelle<br />
zu sein, wo sie sich treffen können<br />
und Hilfe bekommen. Gegenseitige<br />
Hilfe, aber auch Hilfe<br />
von uns. Sei es die Kindergartenplatzsuche,<br />
Behördengänge,<br />
Wohnungssuche, Ausländerfragen,<br />
Fragen um die Geburt und<br />
Kindererziehung. Also Alltagsfragen<br />
aus dem Leben einer Frau.<br />
Wir tauschen uns über die verschiedenen<br />
Kulturen aus, auch<br />
über verschiedene Hochzeitstraditionen<br />
oder Schönheitsideale. “<br />
Das Angebot ist aus verschiedenen<br />
Gründen nur für Frauen.<br />
Kirsten Beckmann möchte den<br />
Frauen einen geschützten Raum<br />
bieten. Durch die Kinder sind<br />
Frauen meist weniger flexibel in<br />
Zeit und Ort und haben so einen<br />
Treffpunkt in der Nähe. Zusätzlich<br />
gibt es schon viele Angebote<br />
für Männer oder für Männer und<br />
Frauen.<br />
Um die Frauen zu informieren<br />
werden immer wieder verschiedene<br />
Menschen eingeladen. So<br />
war schon eine Kinderärztin beim<br />
Mütterfrühstück, welche über das<br />
Impfen und Kinderkrankheiten<br />
informierte. Auch eine Migrationsberaterin<br />
hat das Mütterfrühstück<br />
schon besucht. Demnächst<br />
wird eine DaZ-Lehrerin kommen,<br />
die die Sprachzertifikate abnehmen<br />
darf.<br />
Finanziell unterstützt werden<br />
Kirsten Beckmann und ihr Team<br />
von der Gleichstellungsbeauftragten<br />
des Kreises Rendsburg-<br />
Eckernförde.<br />
„Ich finde es interessant zu hören,<br />
wie es Frauen in anderen Teilen<br />
der Welt geht. Natürlich kann ich<br />
allein die jetzige Weltlage nicht<br />
ändern, doch ich versuche meinen<br />
Part zu leisten und die Frauen<br />
hier ein wenig zu unterstützen.“<br />
Wer Lust hat, kann freitags von<br />
zehn bis zwölf gerne ins Familienzentrum<br />
Saxtorferweg 18b in<br />
Eckernförde kommen. Alle Frauen<br />
sind herzlich willkommen!<br />
Nazar Mohammad Onywal/<br />
Lina Brandes<br />
16
Zukunft durch ein Praktikum<br />
Ein Praktikum bietet die Möglichkeit<br />
einen Beruf für die Zukunft<br />
zu finden. Man kann den Beruf,<br />
der einem gefällt, einmal ausprobieren.<br />
Auch kann ein zukünftiger<br />
Chef einen kennenlernen und<br />
sehen, ob man für den Beruf geeignet<br />
ist und ins Team passt.<br />
Ich bin Jamsheed aus Afghanistan.<br />
Mir gefallen schöne Plätze und<br />
sichere Straßen und Wege. Jeder<br />
Weg hat seinen eigenen Zweck<br />
und sein eigenes Aussehen. Einen<br />
Weg zu bauen bedeutet für mich,<br />
etwas Gutes für die Menschen zu<br />
bauen, die ihn benutzen werden.<br />
Wege können Menschen zu einander<br />
führen und eine Verbindung<br />
herstellen. Menschen miteinander<br />
zu verbinden heißt auch,<br />
die Möglichkeit für ein friedliches<br />
Leben zu schaffen.<br />
Ich habe mich für einen Ausbildungsplatz<br />
als Straßenbauer beworben,<br />
weil ich diesen Beruf<br />
gerne erlernen möchte. Nachdem<br />
ich mich bei der Firma Fuldt in<br />
Schacht-Audorf beworben hatte,<br />
ging alles sehr schnell und ich<br />
bekam einen Vorstellungstermin.<br />
Nach einem ausführlichen und<br />
sehr freundlichen Gespräch vereinbarten<br />
wir gleich einen Termin<br />
für das Praktikum.<br />
Und dann ging es los. Der Wecker<br />
klingelte um fünf Uhr morgens,<br />
denn Arbeitsbeginn war um<br />
sechs Uhr. Von der Firma wurde<br />
ich mit Arbeitskleidung ausgestattet.<br />
Dazu gehören unter anderem<br />
Arbeitshose und -Jacke und Sicherheitsschuhe.<br />
Neu eingekleidet<br />
ging es dann in der nächsten<br />
Zeit auf verschiedene Baustellen.<br />
Dort musste ich Steine hin und<br />
her tragen, lernte aber auch sie<br />
zu einem Weg zu verlegen. Ich<br />
lernte wie man mit einer speziellen<br />
Maschine den Untergrund<br />
für Wege vorbereitet. Und ich<br />
lernte wie man mit einem Bagger<br />
ein Loch aushebt und noch vieles<br />
mehr. Die Arbeit mit dem Bagger<br />
machte mir besonders viel Spaß.<br />
Am Abend fiel ich nach der ungewohnten<br />
Arbeit und den vielen<br />
neuen Eindrücken regelmäßig<br />
todmüde ins Bett.<br />
Aber es waren nicht nur diese<br />
Dinge, die ich lernte. In den Pausen<br />
saß ich mit den neuen Kollegen<br />
zusammen. Wir haben gegessen<br />
und geredet. Es gab ältere<br />
Kollegen aber auch junge. Jeder<br />
hat seine eigene Art zu sprechen.<br />
So habe ich ganz viel Alltagssprache<br />
gehört und gelernt. Das<br />
ist doch etwas anderes als im<br />
Sprachkurs oder in der Schule.<br />
Wenn man in Afghanistan als<br />
Straßenbauer arbeitet, macht man<br />
keine Ausbildung. Man fängt einfach<br />
so an. So viele Straßen gibt<br />
es dort auch nicht. Viele sind nur<br />
Sandpisten.<br />
Außerdem leben Straßenbauer<br />
in Afghanistan sehr gefährlich.<br />
Neue Straßen oder Militärstraßen<br />
werden von der Taliban oft<br />
zerstört. Dabei werden auch oft<br />
Arbeiter getötet. Oder die Arbeiter<br />
werden getötet, weil sie neue<br />
Straßen bauen, was die Taliban<br />
verhindern möchte.<br />
Die Arbeit hier als Straßenbauer<br />
hat mir sehr viel Spaß gebracht<br />
und es war toll mit den netten<br />
Kollegen im Team zu arbeiten.<br />
Es gefällt mir, dass die Arbeit als<br />
Straßenbauer so viel Abwechslung<br />
bietet und dass wir mit unserer<br />
Arbeit etwas herstellen, was<br />
die Menschen für lange Zeit benutzen<br />
können.<br />
Wie sich dann herausstellte, geht<br />
mein großer Wunsch in Erfüllung.<br />
Von der Firma habe ich eine<br />
mündliche Zusage für einen Ausbildungsplatz<br />
bekommen. Jetzt<br />
kann ich meine Zukunft planen.<br />
Jamsheed Bilalzai<br />
17
Rendsburg setzt ein Zeichen für Frieden und Toleranz! Wer ist dabei??<br />
Am 12. April trafen sich bei UTS<br />
Rendsburg 17 Menschen unterschiedlichster<br />
Glaubensrichtungen<br />
und auch Atheisten aus der<br />
Türkei, dem Iran, dem Irak, aus<br />
Afghanistan, Kurdistan, Brasilien,<br />
Syrien und Deutschland, um<br />
gemeinsam erstmalig ein großes<br />
öffentliches Zuckerfest für Rendsburg<br />
zu organisieren. Es ging sehr<br />
fröhlich und laut zu, denn jeder<br />
wollte seine tollen Ideen vortragen.<br />
Auch das Festlegen des Datums<br />
sorgte für eine ausgelassene<br />
Diskussion, da es keinen festen<br />
Tag für das Fest gibt. Letztendlich<br />
einigte man sich einstimmig<br />
auf den 26. Juni.<strong>20</strong>17 um 17.00<br />
Uhr. Alle hoffen natürlich auf<br />
schönes Wetter, so dass das Fest<br />
im Innenhof der VHS stattfinden<br />
kann. Falls es doch regnen sollte,<br />
werden wir eine Alternative bereitstellen.<br />
Mit dem gemeinsamen Zuckerfest<br />
möchten sich Muslime, Sunniten<br />
und Schiiten bei den Deutschen<br />
bedanken und einen Teil<br />
der muslimischen Kultur mit ihnen<br />
teilen. Die wichtige religiöse<br />
Rituale des Fastenbrechens werden<br />
am 25.Juni, den ersten Tag<br />
nach Ramazan durchgeführt. Am<br />
26. Juni beim unserem Zuckerfest<br />
geht es darum unabhängig vom<br />
Glauben fröhlich das Fastenbrechen<br />
zu feiern. Die Muslime teilen<br />
ihr Glück mit uns und wir erfreuen<br />
uns an ihrem Glück.<br />
Alle sind herzlich eingeladen.<br />
Wer möchte, kann sich an dem<br />
Buffet beteiligen. Dabei sind allerdings<br />
einige Regeln zu beachten.<br />
Das Essen darf kein Schweinefleisch,<br />
keine tierische Gelatine<br />
und keinen Alkohol enthalten.<br />
Fleisch muss Halal sein (im türkischen<br />
Supermarkt erhältlich).<br />
Auch bei der Organisation wird<br />
noch Hilfe benötigt und wer Lust<br />
hat ist herzlich willkommen.<br />
Es treten Sänger aus verschiedenen<br />
Ländern auf und die Kinder<br />
können sich schminken und man<br />
kann sich Henna Tattoos machen<br />
lassen. Beim diesen fröhlichen<br />
Fest haben alle Gäste die Möglichkeit<br />
sich auszutauschen, ins<br />
Gespräch zu kommen, sich näher<br />
kennenzulernen und vielleicht<br />
Freundschaften zu schließen.<br />
Das Zuckerfest ist eines der wichtigsten<br />
Feste im muslimischen<br />
Raum. Es beendet den neunten<br />
Monat des muslimischen Kalenders<br />
Ramadan und das damit verbundene<br />
traditionelle Fasten. Vermutlich<br />
findet es schon seit 625<br />
nach Christus statt. In Deutschland<br />
ist es auch als das „Fest des<br />
Fastenbrechens“ bekannt.<br />
In den meisten islamischen Ländern<br />
findet während des Zuckerfestes<br />
keine Schule statt und auch<br />
die meisten Berufstätigen bleiben<br />
zu Hause. Das Zuckerfest ist zwar<br />
religiös nicht mit Weihnachten<br />
oder Ostern vergleichbar, aber<br />
doch mit der gesellschaftlichen<br />
Bedeutung dieser beiden Feiertage.<br />
Das Fest dauert je nach Land und<br />
Region zwischen zwei und vier<br />
Tagen, wobei der erste der wichtigste<br />
Tag ist. Dieser ist der Tag<br />
der Familie. Am ersten Tag beginnt<br />
man mit einer rituellen Waschung,<br />
bevor man mit einem gemeinsamen<br />
Gebet fortführt, das<br />
meist an einem öffentlichen Platz<br />
stattfindet. Alle ziehen an diesem<br />
Tag besonders schöne und wertvolle<br />
Kleidung an, um dem Fest<br />
Ehre und Respekt zu erweisen.<br />
Nach dem zeremoniellen Teil<br />
beglückwünscht man sich gegenseitig<br />
und feiert mit ausgelassener<br />
Stimmung. Man feiert gemeinsam<br />
mit der Familie und besucht Verwandte<br />
und Freunde. Gemeinsam<br />
wird an die Verstorbenen<br />
gedacht, anschließend gibt es<br />
ein großes Festmahl. Diese Besuche<br />
finden oft an den folgenden<br />
Tagen statt. Das Zuckerfest hat<br />
seinen Namen daher, dass vor<br />
allem sehr süße Speisen gereicht<br />
werden, um sich für das Fasten zu<br />
belohnen.<br />
Da sich nicht nach dem gregorianischen<br />
Kalender, sondern nach<br />
dem Mondkalender orientiert<br />
wird, hat das islamische Jahr nur<br />
354 Tage. Dementsprechend hat<br />
auch das Zuckerfest keinen festen<br />
Tag, sondern verschiebt sich<br />
jährlich. Ramadan wird bei den<br />
Muslimen mit Freude erwartet,<br />
bedeutet es doch einen Neuanfang<br />
für den Körper und den Seele.<br />
Zusätzlich ist das Fasten eine<br />
der fünf Säulen des Islams. Das<br />
Fasten soll zur Bescheidenheit erziehen.<br />
Umso ausgelassener wird<br />
dementsprechend das Fastenbrechen<br />
gefeiert.<br />
Lina Brandes/<br />
Sabine Goedje-Schmidt<br />
Weitere Informationen:<br />
Rosana Trautrims<br />
04331 9453637 /<br />
0152 56<strong>20</strong>0756<br />
trautrims.ist@utsev.de<br />
18
„Diversity. Identity. Reactivated.“<br />
So lautet der Titel einer Kunstausstellung<br />
im Kulturhaus Eppendorf,<br />
die vom 31. März bis zum 08. <strong>Mai</strong><br />
<strong>20</strong>17 zu sehen war. Elf Künstlerinnen<br />
und Künstler aus Afghanistan,<br />
Ghana, Irak Iran, Simbabwe und<br />
Syrien präsentierten ihre Arbeit.<br />
Obwohl die Werke sehr vielfältig<br />
und unterschiedlich wirken, haben<br />
sie doch einiges gemeinsam.<br />
Die Künstlerinnen und Künstler<br />
beschäftigten sich mit dem Thema<br />
Flucht, Migration, der neuen<br />
Existenzsuche und ihrer eigenen<br />
Geschichte innerhalb dieses Themenkomplexes.<br />
Entstanden sind<br />
Malereien, Zeichnungen, Skulpturen<br />
und Texte.<br />
Einer der Künstler, Adnan Harbo,<br />
wohnt in Rendsburg und ist<br />
schon lange bei UTS. Nachdem er<br />
circa ein Jahr Mitglied der Theatergruppe<br />
Szol Ha war, konzentrierte<br />
er sich inzwischen auf seinen<br />
Deutschkurs und seine Kunst.<br />
Bald wird er einen Job als Restaurator<br />
anfangen.<br />
Adnan Harbo kommt aus dem<br />
Irak. Er studiert an der Academy<br />
of Fine Arts in Mosul Kunst. Anschließend<br />
arbeitete er als Dozent<br />
und im Archäologischen Museum<br />
in Mosul als Restaurator, bevor<br />
er aufgrund seines Berufes <strong>20</strong>14<br />
nach Deutschland fliehen musste,<br />
um nicht getötet zu werden. Wir<br />
sprachen mit Adnan und fragten<br />
ihn, weswegen er sich das Thema<br />
der Frau für seine Arbeiten und<br />
diese Ausstellung ausgesucht hat.<br />
„Schon immer faszinierte das<br />
Weibliche die Künstler. Seitdem<br />
es Eva gibt, ist sie das Sinnbild<br />
eben dieser Weiblichkeit. Eva<br />
ist das Symbol für die Liebe. Die<br />
ganze Menschheit stammt von ihr<br />
ab. Zweifelsohne steht sie an der<br />
Spitze der plastischen Kunst. Eva<br />
und ihre Geschichte interessierten<br />
mich durch meine Arbeit als Bildhauer<br />
und Zeichner. Durch diesen<br />
Glauben werden meine Linien<br />
geformt. Ton, Stein, Meißel und<br />
Pinsel kannten ihren Weg zu Eva<br />
und dazu, sie und ihre Bedeutung,<br />
durch das Zeigen der Abwesenheit<br />
von Köpfen und Körperteilen,<br />
in einen realistischen Ausdruck zu<br />
bringen.<br />
Die Frau erscheint in den meisten<br />
männlichen Gesellschaften eher<br />
als ein unbestimmter Prozess unter<br />
männlicher Vorherrschaft und<br />
unter dem männlichen Willen.<br />
Frauen werden als schwach und<br />
willenlos angesehen. Frauen dürfen<br />
nicht mit ihrem Kopf denken<br />
und ihre Ideen umsetzen, sondern<br />
müssen die Arme und den Kopf<br />
des Mannes nutzen. Trotzdem<br />
wurde gerade das Geheimnis von<br />
Mensch und Menschheit, Ästhetik<br />
und Spiritualität der bedeutendsten<br />
menschlichen Figuren durch<br />
diese erste Sünde erschaffen, die<br />
die Schwäche von Menschen beider<br />
Geschlechter zeigte.<br />
Das meiste von dem, was ich<br />
zeichne, ist dem Mann gegenüber<br />
voreingenommen, weg von der<br />
männlichen und weiblichen Klassifikation.<br />
Aber ich sehe und spüre die<br />
Gleichheit von Mann und Frau.<br />
Und tief in mir weiß ich, dass<br />
Frauen Freude und Glück sind<br />
und dass dies - und ihr einzigartiger<br />
Charakter - durch die außergewöhnliche<br />
Malerei wiedergespiegelt<br />
wird. Schwierigkeiten<br />
und Widrigkeiten überwinden sie,<br />
neben dem Gewinnen der wichtigsten<br />
Kämpfe, und trotz allem<br />
legen wir die Last der Sünde allein<br />
auf sie. Sie tragen sie ohne die Unterstützung<br />
der Anderen. Meine<br />
Kunst ist ein Protest gegen all das,<br />
was die männliche Gesellschaft<br />
den Frauen antut. Denn Frauen<br />
sind stark, sie erschaffen neue<br />
Wunder und schaffen viel Macht<br />
und Energie.“<br />
Nachdem es mir im Irak nicht<br />
möglich war, solche Kunst herund<br />
auszustellen, bin ich umso<br />
glücklicher mich hier künstlerisch<br />
zu betätigen, so wie ich es möchte.<br />
Hier kann ich selbst aussuchen,<br />
mit welchen Themen ich mich<br />
beschäftigen möchte und wie<br />
sie umgesetzt werden sollen. Ich<br />
kann meiner Arbeit als Künstler<br />
endlich in Frieden und Sicherheit<br />
nachgehen.“<br />
Demnächst wird Adnan in Düsseldorf<br />
ausstellen. Gemeinsam mit<br />
anderen Künstlerinnen und Künstlern<br />
wird es eine Ausstellung gegen<br />
Donald Trump geben.<br />
Wir wünschen ihm weiterhin viel<br />
Erfolg.<br />
Rosana Trautrims, Lina Brandes<br />
19
Wir unterstützen Zugewanderte in unserer Region