05/2017
Fritz + Fränzi
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Erziehung & Schule<br />
Opfers kennen. Seitdem ist nicht<br />
alles gut. «Aber Tom ist schon viel<br />
ruhiger geworden, seit er zu uns da <br />
zugehört», sagt Fanny.<br />
Elternhaus als wichtigste Schule<br />
Psychologe Andreas Schick ist davon<br />
überzeugt, dass man mit solchen<br />
Massnahmen Mobbing und Gewalt<br />
an Schulen reduzieren und die<br />
Offenheit gegenüber anderen fördern<br />
kann. Auch zu Hause muss das<br />
passieren, die wichtigste Schule fürs<br />
Einfühlungsvermögen ist das Elternhaus.<br />
Also darf ich als Mutter nie<br />
ausrasten, weil ich dann ein schlechtes<br />
Vorbild bin? Ich denke an die<br />
vielen Male, bei denen ich deutlich<br />
lauter geworden bin, als ich es selbst<br />
gut finde. Wo ich gesehen habe, dass<br />
meine Kinder schon verschüchtert<br />
waren und trotzdem rumgebrüllt<br />
habe. «Wenn man das Gefühl hat,<br />
über das Ziel hinausgeschossen zu<br />
sein, ist das kein Drama, sondern<br />
zutiefst menschlich. Wichtig ist<br />
dann, dass man später das Gespräch<br />
sucht.» Dass man erklärt, warum<br />
man wütend war, und vielleicht sogar<br />
bespricht, wie sich die Wut anfühlt.<br />
Der Knackpunkt ist letztendlich<br />
der Schritt vom blossen Mitfühlen<br />
zum Handeln: Es reicht schliesslich<br />
nicht aus, die Empfindungen zu teilen<br />
und mitzuleiden, wenn daraus<br />
keine Hilfe erwächst für den, der sie<br />
benötigt. Das erfordert aber manchmal<br />
mehr Mut, als man hat. Auch<br />
meine Tochter wollte sich gerne bei<br />
Nina entschuldigen, über die sie<br />
gekichert hatte, wusste aber nicht so<br />
recht wie. Sie lachte nicht mehr,<br />
wenn wieder ein Witz über das Mädchen<br />
gemacht wurde. «Aber ich<br />
traue mich auch nicht, zu sagen, dass<br />
ich das falsch finde», sagte sie. Ein<br />
paar Tage später hatte sie eine<br />
Lösung gefunden. Zusammen mit<br />
ihrer besten Freundin stellte sie sich<br />
neben Nina, als die wieder gepiesackt<br />
wurde, und erzählte, wie ihr<br />
beim Rollschuhfahren am letzten<br />
Wochenende die Hose am Po gerissen<br />
sei. Und wie schlimm der Nachhauseweg<br />
gewesen sei. Nina habe<br />
sich gefreut, sagt Fanny. «Das konnte<br />
ich fühlen. Und es hat sich gut<br />
angefühlt.»