Dossier >>> ners an ihre Partnerin übergeben? Wassilios Fthenakis, die graue Eminenz der deutschsprachigen Väterforschung, hält das für eine «wichtige Erfahrung» (siehe Interview Seite 20). Eine Untersuchung aus Kanada zeigt jedoch eine andere Seite: Die Forscher wollten wissen, wie moderne Väter in Filmen und TV-Serien dargestellt werden. Das Ergebnis: Der engagierte, aber voll berufstätige Vater wird eher als sympathischer Gewinner gezeichnet. Wer dagegen als Vater zu Hause bleibt, erscheint fast immer als unmännlicher Versager, der sein Leben nicht auf die Reihe bekommt – Vollzeitpapa scheint zumindest auf der anderen Seite des Atlantiks noch immer kein begehrtes Karriereziel zu sein. Wer als Vater ganz zu Hause bleibt, erscheint im Fernsehen fast immer als unmännlicher Versager. 6. Gute Väter sind echte Männer Wie einige «Stay Home Dads» sich ihr männliches Selbstbild auf originelle Weise zu rückholen, hat der aus Jordanien stammende Väterforscher Tawfiq Ammari im März <strong>2017</strong> auf der Konferenz CSCW im amerikanischen Portland beschrieben. Er stellte fest, dass Vollzeitväter in Interviews und in selbstgeschriebenen Blogs immer wieder eine Art «Heimwerkersprache» verwenden, um über ihren Alltag zu berichten. Tatsächlich verrichten sie einige ihrer Tätigkeiten auf besonders männliche Art und Weise – etwa, indem sie Ku - chenteig mit der Bohrmaschi- >>> Bild: Fabian Unternährer / 13 Photo «Ich möchte wissen, worüber meine Kinder lachen oder streiten» Patrik Abächerli, 46, wohnt mit seiner Familie in Schachen LU. Der leitende Koch will seinen Kindern Kristina, 11, und Annika, 9, Vorbild und Freund sein. Aufgezeichnet von Martina Bortolani Ich bekomme noch jedes Mal Gänsehaut, wenn ich abends die spielenden Kinder in unserer Strasse sehe und Kristina und Annika auf mich zurennen, «Papi, Papi!» rufen und mich umarmen. Diese Momente entschädigen für alles, auch für Phasen, die streng und aufreibend sind. Was ist ein guter Vater? Keine leichte Frage. Noten gibt man ja immer leichter den anderen, als sich selbst. Ich versuche grundsätzlich im Leben, ein aufrichtiger Mensch zu sein, das gilt auch für mich in der Vaterrolle. Ehrliches Interesse am Leben der Kinder scheint mir da unabdingbar. Ich möchte wissen, worüber sie lachen, mit wem sie spielen, streiten oder welche Kleider sie mögen. Nicht immer verstehe ich zwar alles in diesem rosaroten Universum, aber die Mädels spüren, dass es mich interessiert. Obwohl ich Vollzeit arbeite, als Koch an einer heilpädagogischen Schule, fühle ich mich zu Hause als Team mit meiner Frau. Wir sind nicht 3 plus 1, sondern 4. Entscheidend ist da, dass Mütter die Väter auch aktiv in alle Prozesse miteinbeziehen – und Vertrauen haben, dass der Papi vieles auch recht macht. Die Eltern sind da wichtige Vorbilder für die Kinder. Im Unterschied zu meinem Vater bin ich weniger der Patriarch. Das war vor 40 Jahren anders. Da war der Mann das Oberhaupt der Familie, Punkt. Das hat sich in unserer Generation stark verändert. Meine Frau arbeitet auch ein reduziertes Pensum, und ich bin oft am Mittwochnachmittag und an den Wochenenden mit der Familie zusammen. Dann machen wir Puzzles oder gehen in den Wald und halten eine Wurst übers Feuer. Oder wir geniessen es auch nur, zusammen zu Hause zu sein. Jeder tut dann irgendetwas. Das ist ziemlich gemütlich und gibt den Kindern und mir Sicherheit und Ruhe. Selbst bin ich in einer Gastronomiefamilie aufgewachsen und habe meinen Vater oft bei der Arbeit beobachtet. In einem Wirtsbetrieb verlaufen die Übergänge zwischen Beiz und Familie fliessend. Das ist mit ein Grund, warum ich mir vorgenommen habe, Privates und Geschäftliches zu trennen, sollte ich mal Vater werden. Jetzt bin ich es, und die Entscheidung stimmt für mich.» 24
Dossier Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Mai <strong>2017</strong>25