05/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Dossier<br />
>>> ners an ihre Partnerin übergeben?<br />
Wassilios Fthenakis, die<br />
graue Eminenz der deutschsprachigen<br />
Väterforschung, hält das für eine<br />
«wichtige Erfahrung» (siehe Interview<br />
Seite 20).<br />
Eine Untersuchung aus Kanada<br />
zeigt jedoch eine andere Seite: Die<br />
Forscher wollten wissen, wie moderne<br />
Väter in Filmen und TV-Serien<br />
dargestellt werden. Das Ergebnis:<br />
Der engagierte, aber voll berufstätige<br />
Vater wird eher als sympathischer<br />
Gewinner gezeichnet. Wer dagegen<br />
als Vater zu Hause bleibt, erscheint<br />
fast immer als unmännlicher Versager,<br />
der sein Leben nicht auf die Reihe<br />
bekommt – Vollzeitpapa scheint<br />
zumindest auf der anderen Seite des<br />
Atlantiks noch immer kein begehrtes<br />
Karriereziel zu sein.<br />
Wer als Vater ganz zu Hause<br />
bleibt, erscheint im<br />
Fernsehen fast immer als<br />
unmännlicher Versager.<br />
6. Gute Väter sind echte Männer<br />
Wie einige «Stay Home Dads» sich<br />
ihr männliches Selbstbild auf originelle<br />
Weise zu rückholen, hat der aus<br />
Jordanien stammende Väterforscher<br />
Tawfiq Ammari im März <strong>2017</strong> auf<br />
der Konferenz CSCW im amerikanischen<br />
Portland beschrieben. Er<br />
stellte fest, dass Vollzeitväter in Interviews<br />
und in selbstgeschriebenen<br />
Blogs immer wieder eine Art «Heimwerkersprache»<br />
verwenden, um über<br />
ihren Alltag zu berichten. Tatsächlich<br />
verrichten sie einige ihrer Tätigkeiten<br />
auf besonders männliche Art<br />
und Weise – etwa, indem sie Ku -<br />
chenteig mit der Bohrmaschi- >>><br />
Bild: Fabian Unternährer / 13 Photo<br />
«Ich möchte wissen,<br />
worüber meine<br />
Kinder lachen oder<br />
streiten»<br />
Patrik Abächerli, 46, wohnt mit<br />
seiner Familie in Schachen LU. Der<br />
leitende Koch will seinen Kindern<br />
Kristina, 11, und Annika, 9, Vorbild<br />
und Freund sein.<br />
Aufgezeichnet von Martina Bortolani<br />
Ich bekomme noch jedes Mal Gänsehaut,<br />
wenn ich abends die spielenden Kinder<br />
in unserer Strasse sehe und Kristina und<br />
Annika auf mich zurennen, «Papi, Papi!»<br />
rufen und mich umarmen. Diese Momente<br />
entschädigen für alles, auch für Phasen, die<br />
streng und aufreibend sind.<br />
Was ist ein guter Vater? Keine leichte<br />
Frage. Noten gibt man ja immer leichter<br />
den anderen, als sich selbst. Ich versuche<br />
grundsätzlich im Leben, ein aufrichtiger<br />
Mensch zu sein, das gilt auch für mich<br />
in der Vaterrolle. Ehrliches Interesse am<br />
Leben der Kinder scheint mir da unabdingbar.<br />
Ich möchte wissen, worüber sie<br />
lachen, mit wem sie spielen, streiten oder<br />
welche Kleider sie mögen. Nicht immer<br />
verstehe ich zwar alles in diesem rosaroten<br />
Universum, aber die Mädels spüren, dass es<br />
mich interessiert.<br />
Obwohl ich Vollzeit arbeite, als Koch an<br />
einer heilpädagogischen Schule, fühle ich<br />
mich zu Hause als Team mit meiner Frau.<br />
Wir sind nicht 3 plus 1, sondern 4. Entscheidend<br />
ist da, dass Mütter die Väter auch<br />
aktiv in alle Prozesse miteinbeziehen – und<br />
Vertrauen haben, dass der Papi vieles auch<br />
recht macht. Die Eltern sind da wichtige<br />
Vorbilder für die Kinder. Im Unterschied zu<br />
meinem Vater bin ich weniger der Patriarch.<br />
Das war vor 40 Jahren anders. Da war der<br />
Mann das Oberhaupt der Familie, Punkt.<br />
Das hat sich in unserer Generation stark<br />
verändert. Meine Frau arbeitet auch ein<br />
reduziertes Pensum, und ich bin oft am<br />
Mittwochnachmittag und an den Wochenenden<br />
mit der Familie zusammen. Dann<br />
machen wir Puzzles oder gehen in den<br />
Wald und halten eine Wurst übers Feuer.<br />
Oder wir geniessen es auch nur, zusammen<br />
zu Hause zu sein. Jeder tut dann irgendetwas.<br />
Das ist ziemlich gemütlich und gibt<br />
den Kindern und mir Sicherheit und Ruhe.<br />
Selbst bin ich in einer Gastronomiefamilie<br />
aufgewachsen und habe meinen Vater oft<br />
bei der Arbeit beobachtet. In einem Wirtsbetrieb<br />
verlaufen die Übergänge zwischen<br />
Beiz und Familie fliessend. Das ist mit ein<br />
Grund, warum ich mir vorgenommen habe,<br />
Privates und Geschäftliches zu trennen,<br />
sollte ich mal Vater werden. Jetzt bin ich<br />
es, und die Entscheidung stimmt für mich.»<br />
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