05/2017

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04.05.2017 Aufrufe

Dossier 22 Mai 2017 Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

Dossier Bild: Johan Bävman Heute kuscheln mehr als 84 Prozent der Väter mit ihren Kindern und stellen darüber eine körperliche Nähe her. Literatur • Wassilios E. Fthenakis u. a.: Engagierte Vaterschaft. Die sanfte Revolution in der Familie. Verlag Leske und Budrich, 1999, ca. Fr. 18.– • Richard Rohr, Thomas Gesterkamp, Wassilios E. Fthenakis: Vater, Sohn und Männlichkeit. Verlag Tyrolia, 2001, ab Fr. 6.– • Walter Hollstein: Was vom Manne übrig blieb. Das missachtete Geschlecht. Verlag Opus Magnum, 2012, ca. Fr. 26.– • Victor Chu: Vaterliebe. Verlag Klett- Cotta, 2016, ca. Fr. 26.– • Dave Engledow: Papa allein zu Hause. 77 Dinge, von denen Mama nicht wissen darf. Heyne-Verlag, 2015, ca. Fr. 14.– Links • www.vaeter.ch (generelle Information) • www.vaternetz.de (Väterbücher) • www.avanti-papi.ch (Veranstaltungen) • www.vaterrechte.ch (Rechtliches) • www.mencare.swiss/de (Plattform zur Stärkung väterlicher Präsenz) • www.maenner.ch (Dachverband) • www.vaterverbot.ch (für Väter in Trennung/Scheidung) • Väter: Wer sie sind, was sie tun und wie sie wirken (Projekt Tarzan). Eine Studie von Prof. Margrit Stamm (2015). Download auf www.margritstamm.ch >>> besser. Zum Beispiel trösten. So hat man untersucht, wie Eltern sich verhalten, wenn ihr Kind im Krankenhaus aus einer OP-Narkose erwacht. Väter wie Mütter versuchen, ihrem Kind ein Gefühl von Sicherheit und Ruhe zu vermitteln – vor allem über Berührungen und Körperkontakt. Die Mütter tun das jedoch intensiver und über einen längeren Zeitraum als die Väter. Die Männer haben in dieser Hinsicht allerdings deutlich aufgeholt. Die Berner Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm hat nachgewiesen, dass heute mehr als 84 Prozent der Väter mit ihren Kindern kuscheln und darüber eine körperliche Nähe herstellen. Trotzdem: Noch immer gelingt es einem höheren Prozentsatz an Kindern und Jugendlichen, ein engeres Vertrauensverhältnis zur Mutter aufzubauen als zum Vater. Wenn sie Hilfe brauchen, dann gehen sie eher zu ihr als zu ihm. Welche Auswirkungen hat das auf die Entwicklung der Kinder? Mehrere Arbeiten aus den USA, Kanada und Israel kommen in dieser Frage zu identischen Ergebnissen: Schulkinder, die an beide Elternteile sicher gebunden sind, entwickeln eine höhere Sozialkompetenz und berichten von weniger Problemen im Alltag. Die gleichzeitige Bindung an Vater und Mutter wirkt als «Schutzfaktor» gegen Einsamkeit, Angst gefühle und Depression. Eigentlich hatte man diesen Effekt auch für jene Kinder erwartet, die nur an die Mutter sicher gebunden sind. Bei ihnen fiel der Schutzeffekt jedoch deutlich schwächer aus. «Diese Ergebnisse zeigen, dass wir uns genauer an schauen müssen, welche Rolle eine enge Beziehung zwischen Heranwachsenden und ihren Vätern spielt», heisst es in einem Forschungsbericht der Universität Tel Aviv. «Manche Studien schauen nur auf die Männer, andere nur auf die Frauen», erklärt Brenda Volling. «Aber es bringt nichts, Väter und Mütter gegeneinander auszuspielen. Es geht schliesslich darum, das grosse Bild zu zeichnen und zu zeigen, wie Eltern gemeinsam das Beste für ihre Kinder tun können.» 5. Gute Väter bleiben (manchmal) zu Hause Doch woran liegt es, dass die Väterforschung zuletzt so stark an Bedeutung gewonnen hat? Die Fachleute sagen: vor allem an den Vätern selbst – und an der Gesellschaft, in der sie leben. Väter verbringen heute vier Mal mehr Zeit mit ihren Kindern, als das noch in den 60er-Jahren der Fall war. «Damals ist Papa von der Arbeit heimgekommen und hat darauf gewartet, dass seine Frau ihm einen Martini serviert. Sein Job bestand darin, das Geld für die Familie zu verdienen. Die Erziehung war komplett Angelegenheit der Frau», sagt Brenda Volling. «Diesen Vatertypus gibt es heute kaum noch. Die Väter gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass sie an der Erziehung der Kinder beteiligt sind.» Mit anderen Worten: Es sind die neuen Väter, die eine neue Art von Forschung notwendig machen. Doch diese neuen Väter haben es nach wie vor schwer. In der Schweiz arbeiten mehr als 80 Prozent von ihnen noch immer Vollzeit und verbringen weniger Stunden mit ihren Kindern, als sie das gerne würden. Arbeit in Teilzeit wird von den Arbeitgebern häufig nicht unterstützt. Doch was geschieht, wenn Väter einen radikalen Schritt wagen, wenn sie ganz zu Hause bleiben und die Aufgabe des Brotverdie- >>> 23

Dossier<br />

Bild: Johan Bävman<br />

Heute kuscheln mehr als 84<br />

Prozent der Väter mit ihren<br />

Kindern und stellen darüber<br />

eine körperliche Nähe her.<br />

Literatur<br />

• Wassilios E. Fthenakis u. a.: Engagierte<br />

Vaterschaft. Die sanfte Revolution in der<br />

Familie. Verlag Leske und Budrich, 1999,<br />

ca. Fr. 18.–<br />

• Richard Rohr, Thomas Gesterkamp,<br />

Wassilios E. Fthenakis: Vater, Sohn und<br />

Männlichkeit. Verlag Tyrolia, 2001,<br />

ab Fr. 6.–<br />

• Walter Hollstein: Was vom Manne übrig<br />

blieb. Das missachtete Geschlecht.<br />

Verlag Opus Magnum, 2012, ca. Fr. 26.–<br />

• Victor Chu: Vaterliebe. Verlag Klett-<br />

Cotta, 2016, ca. Fr. 26.–<br />

• Dave Engledow: Papa allein zu Hause.<br />

77 Dinge, von denen Mama nicht wissen<br />

darf. Heyne-Verlag, 2015, ca. Fr. 14.–<br />

Links<br />

• www.vaeter.ch (generelle Information)<br />

• www.vaternetz.de (Väterbücher)<br />

• www.avanti-papi.ch (Veranstaltungen)<br />

• www.vaterrechte.ch (Rechtliches)<br />

• www.mencare.swiss/de (Plattform zur<br />

Stärkung väterlicher Präsenz)<br />

• www.maenner.ch (Dachverband)<br />

• www.vaterverbot.ch (für Väter in<br />

Trennung/Scheidung)<br />

• Väter: Wer sie sind, was sie tun und<br />

wie sie wirken (Projekt Tarzan). Eine<br />

Studie von Prof. Margrit Stamm (2015).<br />

Download auf www.margritstamm.ch<br />

>>> besser. Zum Beispiel trösten.<br />

So hat man untersucht, wie Eltern<br />

sich verhalten, wenn ihr Kind im<br />

Krankenhaus aus einer OP-Narkose<br />

erwacht. Väter wie Mütter versuchen,<br />

ihrem Kind ein Gefühl von<br />

Sicherheit und Ruhe zu vermitteln<br />

– vor allem über Berührungen und<br />

Körperkontakt. Die Mütter tun das<br />

jedoch intensiver und über einen<br />

längeren Zeitraum als die Väter. Die<br />

Männer haben in dieser Hinsicht<br />

allerdings deutlich aufgeholt. Die<br />

Berner Erziehungswissenschaftlerin<br />

Margrit Stamm hat nachgewiesen,<br />

dass heute mehr als 84 Prozent der<br />

Väter mit ihren Kindern kuscheln<br />

und darüber eine körperliche Nähe<br />

herstellen. Trotzdem: Noch immer<br />

gelingt es einem höheren Prozentsatz<br />

an Kindern und Jugendlichen, ein<br />

engeres Vertrauensverhältnis zur<br />

Mutter aufzubauen als zum Vater.<br />

Wenn sie Hilfe brauchen, dann<br />

gehen sie eher zu ihr als zu ihm.<br />

Welche Auswirkungen hat das<br />

auf die Entwicklung der Kinder?<br />

Mehrere Arbeiten aus den USA,<br />

Kanada und Israel kommen in dieser<br />

Frage zu identischen Ergebnissen:<br />

Schulkinder, die an beide<br />

Elternteile sicher gebunden sind,<br />

entwickeln eine höhere Sozialkompetenz<br />

und berichten von weniger<br />

Problemen im Alltag. Die gleichzeitige<br />

Bindung an Vater und Mutter<br />

wirkt als «Schutzfaktor» gegen Einsamkeit,<br />

Angst gefühle und Depression.<br />

Eigentlich hatte man diesen<br />

Effekt auch für jene Kinder erwartet,<br />

die nur an die Mutter sicher gebunden<br />

sind. Bei ihnen fiel der Schutzeffekt<br />

jedoch deutlich schwächer<br />

aus. «Diese Ergebnisse zeigen, dass<br />

wir uns genauer an schauen müssen,<br />

welche Rolle eine enge Beziehung<br />

zwischen Heranwachsenden und<br />

ihren Vätern spielt», heisst es in<br />

einem Forschungsbericht der Universität<br />

Tel Aviv. «Manche Studien<br />

schauen nur auf die Männer, andere<br />

nur auf die Frauen», erklärt Brenda<br />

Volling. «Aber es bringt nichts,<br />

Väter und Mütter gegeneinander<br />

auszuspielen. Es geht schliesslich<br />

darum, das grosse Bild zu zeichnen<br />

und zu zeigen, wie Eltern gemeinsam<br />

das Beste für ihre Kinder tun<br />

können.»<br />

5. Gute Väter bleiben (manchmal)<br />

zu Hause<br />

Doch woran liegt es, dass die Väterforschung<br />

zuletzt so stark an Bedeutung<br />

gewonnen hat? Die Fachleute<br />

sagen: vor allem an den Vätern selbst<br />

– und an der Gesellschaft, in der sie<br />

leben. Väter verbringen heute vier<br />

Mal mehr Zeit mit ihren Kindern,<br />

als das noch in den 60er-Jahren der<br />

Fall war. «Damals ist Papa von der<br />

Arbeit heimgekommen und hat darauf<br />

gewartet, dass seine Frau ihm<br />

einen Martini serviert. Sein Job<br />

bestand darin, das Geld für die Familie<br />

zu verdienen. Die Erziehung war<br />

komplett Angelegenheit der Frau»,<br />

sagt Brenda Volling. «Diesen Vatertypus<br />

gibt es heute kaum noch. Die<br />

Väter gehen ganz selbstverständlich<br />

davon aus, dass sie an der Erziehung<br />

der Kinder beteiligt sind.» Mit anderen<br />

Worten: Es sind die neuen Väter,<br />

die eine neue Art von Forschung<br />

notwendig machen.<br />

Doch diese neuen Väter haben es<br />

nach wie vor schwer. In der Schweiz<br />

arbeiten mehr als 80 Prozent von<br />

ihnen noch immer Vollzeit und verbringen<br />

weniger Stunden mit ihren<br />

Kindern, als sie das gerne würden.<br />

Arbeit in Teilzeit wird von den<br />

Arbeitgebern häufig nicht unterstützt.<br />

Doch was geschieht, wenn<br />

Väter einen radikalen Schritt wagen,<br />

wenn sie ganz zu Hause bleiben und<br />

die Aufgabe des Brotverdie- >>><br />

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