04.05.2017 Aufrufe

05/2017

Fritz + Fränzi

Fritz + Fränzi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Dossier<br />

>>> allermeisten Väter mit dem,<br />

was sie tun, genau auf dem richtigen<br />

Weg sind.<br />

1. Gute Väter sind gute Partner<br />

Traditionell haben Psychologen den<br />

Vätern eher eine Nebenrolle zugeschrieben.<br />

Die Geschichte ging so:<br />

Das Kind braucht in den ersten<br />

Lebensjahren vor allem eine sichere,<br />

vertrauensvolle, geborgene Bindung<br />

an einen Erwachsenen. So kann sich<br />

das Kindergehirn optimal entwickeln,<br />

so wird alles gut. «Tatsächlich<br />

ist die Bindungstheorie noch immer<br />

unser wichtigstes Werkzeug», sagt<br />

Brenda Volling. «Und ich glaube<br />

nicht, dass man sich von ihr abwenden<br />

sollte. Niemand wird bestreiten,<br />

dass diese erste Beziehung die<br />

Grundlage ist, auf der Kinder ihr<br />

Leben aufbauen.» Diese «erste Beziehung»<br />

scheint auf naturgegebene<br />

Weise die Beziehung zur Mutter zu<br />

sein. Klar: In ihrem Bauch wächst<br />

das Kind heran. Aus ihr wird es<br />

geboren. Von ihr wird es gestillt. Sie<br />

gibt dem Kind die Geborgenheit, die<br />

es braucht.<br />

Der Vater – so die traditionelle<br />

Aussage der Bindungstheorie – soll<br />

seine Partnerin unterstützen, wo er<br />

kann, und ihr das Leben leichter<br />

machen. «Ich kenne nicht eine einzige<br />

Studie, in der eine gute Paarbeziehung<br />

schlecht für das Kind gewesen<br />

wäre», sagt Brenda Volling.<br />

«Aber ich kenne viele Untersuchungen,<br />

die eine eindeutig schlechte<br />

Auswirkung auf die Kinder belegen,<br />

wenn die Eltern sich häufig streiten,<br />

wenn sie einander anschreien oder<br />

die Autorität des anderen untergraben.<br />

Die Kinder überfordert das, sie<br />

Der Vater soll seine<br />

Partnerin unterstützen,<br />

wo er kann, und ihr<br />

das Leben leichter machen.<br />

können nicht gut damit umgehen.»<br />

Gute Väter sind gute Partner – oder<br />

versuchen zumindest, gute Partner<br />

zu sein.<br />

Allerdings erfuhr die Bindungstheorie<br />

letzthin einige überraschende<br />

Erweiterungen. Forscher aus Israel<br />

haben untersucht, was geschieht,<br />

wenn nicht die Mutter, sondern der<br />

Vater zur ersten Bezugsperson eines<br />

kleinen Kindes wird. Die Ergebnisse<br />

waren eine Sensation: Die Väter<br />

zeigten dasselbe sensible und aufmerksame<br />

Verhalten, das man sonst<br />

bei Müttern beobachten kann. Im<br />

Gehirn ereignen sich Aktivierungsmuster,<br />

die eher für Mütter typisch<br />

sind, besonders in jenen Arealen, in<br />

denen Emotionen verarbeitet werden.<br />

Sogar der Hormonhaushalt der<br />

Väter veränderte sich.<br />

Die Psychobiologin Ulrike Ehlert<br />

von der Universität Zürich hat schon<br />

vor einigen Jahren herausgefunden,<br />

dass Väter kleiner Kinder häufig<br />

einen auffällig niedrigen Testosteronspiegel<br />

haben und dadurch vermutlich<br />

geduldiger mit ihren Kindern<br />

umgehen. Nun zeigt sich, dass<br />

auch die Produktion des Kuschelhormons<br />

Oxytocin bei Vätern<br />

schwankt: Sie geht auf ähnliche Weise<br />

in die Höhe wie bei jungen Müttern.<br />

Sogar ein Hormon namens<br />

Prolaktin wird in der Übergangsphase<br />

zur Vaterschaft vermehrt ausgeschüttet<br />

– bei den Müttern regt es<br />

die Milchproduktion an. Bei einigen<br />

Tieren sorgt Vater-Prolaktin für ein<br />

grösseres Engagement bei der Aufzucht<br />

der Jungen. Welche Funktion<br />

es bei Menschenvätern erfüllt, wird<br />

derzeit von Anthropologen an der<br />

University of Notre Dame in den<br />

USA untersucht.<br />

All diese Ergebnisse «legen den<br />

Schluss nahe, dass die Evolution<br />

noch andere Wege zur guten Elternschaft<br />

kennt als den alten Pfad über<br />

Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit,<br />

der allein den Frauen vorbehalten<br />

ist», schreibt der israelische<br />

Hirnforscher Eyal Abraham. Mit<br />

anderen Worten: Wenn ein >>><br />

Bild: Johan Bävman<br />

16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!