Dossier 14 Mai <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Dossier Bild: Fabian Unternährer / 13 Photo Gute Väter trösten, gute Väter spielen, gute Väter helfen – gute Väter kümmern sich. >>> für die Zeiten, in denen Mama gerade nicht kann. «Die Väter haben noch immer nicht bemerkt, wie wichtig sie sind. Das ist unsere entscheidende Botschaft als Forschergruppe», sagt Brenda Volling. Mehrere Studien zeigen inzwischen, was geschieht, wenn Väter sich selbst und ihre Aufgabe als Bezugsperson für die Kinder ernst nehmen. Wenn sie sich «gemeint» und verantwortlich fühlen, sobald ihr Baby schreit, sobald es später im Kindergartenalter «Zirkusdirektor» oder «Teegesellschaft» spielen will, sobald es als Schulkind Hilfe bei den Hausaufgaben braucht. Gute Väter trösten, gute Väter spielen, gute Väter helfen – gute Väter kümmern sich. Und wenn sie das tun, dann setzen sie für sich selbst und für die ganze Familie etwas in Gang, was die Emotionspsychologin Barbara Fredrickson als «Aufwärtsspirale des Aufblühens» bezeichnet. Sie senken den Stresspegel ihrer Partnerin, sie festigen die Bindung zu ihrem Kind, sie erleben sich selbst als wirkungsmächtiger und zufriedener, sie verbessern die Beziehung zu ihrer Partnerin. Die ganze Familie profitiert davon. Sechs verschiedene Grundsätze bündeln die Erkenntnisse der aktuellen Forschung. Nicht alle klingen besonders neu oder revolutionär. Doch sie erklären, warum die >>> «In Erziehungsfragen vertraue ich auf meinen gesunden Menschenverstand» In der Familie von Philippe Klemenz, 46, TV-Journalist aus Zollikerberg ZH, herrschen klare Regeln. Der Vater von Rémy, 12, und Camille, 8, findet: Authentizität und Liebe schweissen uns zusammen. Aufgezeichnet von Martina Bortolani «In Erziehungsfragen tausche ich mich selten mit anderen Vätern aus – ich regle das weitgehend im Selbstgespräch oder im Austausch mit meiner Frau. Und vertraue auf meinen gesunden Menschenverstand. Erziehungsfragen sind heikle, sehr private Themen, und jeder soll es so machen, wie er es richtig findet. Ich richte mich nach dem französischen Erziehungsstil. Trotz viel Zuneigung und Aufmerksamkeit herrscht bei uns zu Hause keine Basisdemokratie. Ein Nein ist ein Nein. Es gibt Erwachsenen- und Kinderzonen, Elternzeit, Kinderzeit. Wenn wir Besuch empfangen, essen die Kids vor uns und ziehen sich dann in ihre Zimmer zurück. Bei uns liegen auch selten Spielsachen im Wohnzimmer herum, dafür haben Rémy und Camille liebevoll eingerichtete, eigene Zimmer. Meine Frau und ich wollten unser Leben als Erwachsene nie an der Garderobe des Kreisssaals abgeben. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe als Vater, die Kinder die ganze Zeit zu bespassen. Meines Erachtens kommen unsere Kinder mit diesen klaren Regeln gut zurecht und haben darum auch früh gelernt, selbständig zu sein. Mit der Selbständigkeit wächst das Vertrauen der Kinder in ihre eigenen Fähig - keiten. Aktuelles Beispiel: Rémy, Sechstklässler, wollte sich unbedingt für die Aufnahmeprüfung ans Gymi anmelden. Wir haben ihn unterstützt in diesem Wunsch, aber verlangt, dass er sich weitgehend selbst darauf vorbereitet. Das hat er – und hat bestanden! Ein spannender Ansatz bei der Erziehung ist für mich der Humor. Die Ironie, der Schalk. Wunderbare Instrumente für mehr Elastizität im Zusammenleben. Das habe ich selber in der Pfadi gelernt. Dort haben wir schon als Backfische geübt, schwierige Situationen zunächst einmal mit Humor zu betrachten. Eine Fähigkeit, die mir jetzt als Vater hilft. Ich konnte so unsere Kinder früh darauf sensibilisieren, die vielen feinen Zwischentöne herauszuhören. Apropos Töne: Tanzen und Musik sind bei uns Formen der Kommunikation. Gerade wenn wir angespannt sind oder uns mal auf die Nerven gehen. Dann heisst es: Pump up the volume! Manchmal tanzen wir am Samstagmorgen alle in der Wohnung herum, um uns in eine gute Wochenendlaune zu versetzen. Es ist rührend, zu sehen, dass die Kinder ihren Gefühlen freien Lauf lassen können. Das leben wir ihnen vor. Authentizität schweisst uns zusammen. Und natürlich die Liebe.» 15