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Stahlreport 2016.11

Das Magazin des Bundesverbands Deutscher Stahlhandel für die Stahldistribution

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Verbände und<br />

Organisationen<br />

Bericht/Nachrichten<br />

WSM Stahltag 2016<br />

Abnehmerdiskussion<br />

Die verlässliche Versorgung mit dem Vormaterial Stahl ist für die stahl- und metallverarbeitenden<br />

Unternehmen entscheidend. Kommt es in der Zulieferung zu Unstimmigkeiten, ist die gesamte<br />

nachgelagerte Produktion betroffen. Die Qualität des Materials ist wie eine reibungslose Logistik entscheidend.<br />

Wie es in der Prozesskette derzeit aussieht, hat der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung<br />

e.V. auf seinem Stahltag 2016 im September mit hochkarätigen Referenten diskutiert.<br />

Diskussion der aktuellen<br />

Situation in der<br />

Lieferkette Stahl:<br />

der WSM Stahltag<br />

2016 im September<br />

in Düsseldorf<br />

Foto: BDS/mh<br />

Das erste Wort auf dem WSM-<br />

Stahltag hatten die Stahlhersteller. „Wir<br />

befinden uns in einer Zeit, in der die<br />

großen Strukturprobleme der Stahlindustrie<br />

die konjunkturellen Entwicklungen<br />

überlagern“, sagte Dr. Martin Theuringer,<br />

Leiter Wirtschaft der Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl, auf dem<br />

WSM-Jahrestreffen – und bezog sich<br />

damit auf die weltweit vorhandenen<br />

Überkapazitäten der Branche, vor allem<br />

auf die Rolle Chinas in diesem Zusammenhang.<br />

Auf Deutschland bezogen seien die<br />

Perspektiven der Stahlindustrie für<br />

2017 dabei aber durchaus positiv, so<br />

Theuringer. Die Stahlindustrie verzeichne<br />

eine verbesserte Auftragslage,<br />

in der sich die bislang robuste Entwicklung<br />

der Stahlverarbeiter 2016 widerspiegele.<br />

Hinzu komme, dass nach den<br />

Verwerfungen zum Jahresende 2015<br />

im ersten Halbjahr des laufenden Jahres<br />

Lagerbestände bei Händlern und<br />

Verarbeitern wieder aufgefüllt worden<br />

seien.<br />

Handelsschutzinstrumente<br />

gefordert<br />

Die Situation bleibe jedoch vor dem<br />

Hintergrund der nach wie vor ungelösten<br />

Importkrise auf dem EU-Stahlmarkt<br />

herausfordernd. Geeignetes Instrument,<br />

um den europäischen Markt vor unter<br />

Preis angebotenem Stahl, vor allem aus<br />

China, zu schützen, seien Antidumpingmaßnahmen,<br />

sagte Theuringer.<br />

Dem pflichtete der Chief Commercial<br />

Officer von Tata Steel Europe, Dr.<br />

Henrik Adam, bei. „Wenn man die Produktionsketten<br />

in Europa erhalten will,<br />

muss man das Thema Handelsbarrieren<br />

ernst nehmen“, so der Tata-Manager.<br />

Denn die europäische Stahlindustrie<br />

differenziere sich hauptsächlich<br />

über innovative Produkte gegenüber<br />

Importen.<br />

Verarbeiter für offene Märkte<br />

Die Stahl- und Metallverarbeiter, das<br />

machte der Moderator der Veranstaltung,<br />

Dr. Matthias Gierse, Geschäftsführer<br />

der C.D. Wälzholz KG, deutlich,<br />

beurteilen die Situation jedoch unter<br />

anderen Prioritäten. So seien Handelsschutzinstrumente<br />

nicht im Sinne der<br />

Globalisierung, die einen offenen Weltmarkt<br />

anstrebe. Zudem befürchteten<br />

die Unternehmen der Stahl- und Metallverarbeiter<br />

im Falle einer Abschottung<br />

des europäischen Marktes die handelspolitische<br />

Antwort Chinas.<br />

Digitalisierung besser mit Augenmaß<br />

Auch für den lagerhaltenden Stahlhandel<br />

ist die Digitalisierung eine wichtige<br />

Strategie bei der Gestaltung der<br />

Vertriebskanäle. Dass man dabei aber<br />

mit Augenmaß vorgehen und die<br />

Befindlichkeiten sowohl von Kunden<br />

als auch die der eigenen Mitarbeiter<br />

berücksichtigen müsse, betonte Jens<br />

Rojahn, Geschäftsführer der Salzgitter<br />

Mannesmann Stahlhandel GmbH. Digitalisierungsprojekte<br />

dürften kein Selbstzweck<br />

sein, sondern müssten vor allem<br />

Nutzen bringen. Dazu gehöre zudem<br />

eine größere Bereitschaft, sich einander<br />

mehr „in die Karten sehen“ zu lassen.<br />

So biete der Salzgitter Mannesmann<br />

Stahlhandel anderen Händlern mit dem<br />

Service eConnect eine Schnittstelle an,<br />

über die sie auf das Salzgitter Mannesmann<br />

Stahlhandel-Lager zugreifen<br />

könnten. „So können sie einen Auftrag<br />

von dritter Seite möglicherweise annehmen,<br />

den sie vorher ablehnen mussten,<br />

weil sie nicht alle Positionen zusagen<br />

konnten“, sagte Rojahn.<br />

Weiteres Thema auf dem WSM-<br />

Stahltag war die Beschaffungspraxis<br />

großer Stahlverwender. So berichteten<br />

der Vice President Corporate Purchasing<br />

der Schaeffler Technologies AG &<br />

Co. KG, Michael Schmitt, sowie der<br />

Director Purchasing Global Raw-Material<br />

der Kirchhoff Automotive GmbH,<br />

Uwe Hadwich, über die jeweilige<br />

Beschaffungspraxis für Stahlprodukte.<br />

Deutlich wurde dabei, dass die Beschaffung<br />

heute ein fortwährender Anpassungsprozess<br />

in Hochdruck-Umgebung<br />

ist, bei dem die Stellschrauben, etwa im<br />

Lieferantenmanagement, beständig<br />

nachjustiert werden müssen.<br />

Und auch in der Diskussion um<br />

EU-Handelsschutzinstrumente für u.a.<br />

die Stahlindustrie hatte die Beschaffungsseite<br />

eine Meinung. So befürchtete<br />

Michael Schmitt, dass ein Schutz<br />

der Industrie zwar gut sei, doch nicht<br />

dazu führen dürfe, dass die Innovationskraft<br />

verloren gehe. 2<br />

42 <strong>Stahlreport</strong> 11|16

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