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COMPACT SPEZIAL 9 "Zensur in der BRD"

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<strong>COMPACT</strong>Spezial<br />

_ <strong>Zensur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Presse<br />

46<br />

Matussek<br />

Matthias Matussek wurde am<br />

9. März 1954 <strong>in</strong> Münster als<br />

Sohn des Politikers Josef Matussek<br />

(CDU) geboren.<br />

Er studierte Amerikanistik, Germanistik<br />

sowie Vergleichende<br />

Literaturwissenschaften und<br />

schloss 1977 die Deutsche Journalistenschule<br />

mit Diplom ab.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>er Laufbahn arbeitete<br />

Matussek für den Abend<br />

und den Stern, bis er 1987 zum<br />

Spiegel g<strong>in</strong>g. Im Oktober 2013<br />

wechselte <strong>der</strong> Journalist dann<br />

zur Axel Spr<strong>in</strong>ger AG. Wegen<br />

se<strong>in</strong>er Berichterstattung zum<br />

Mauerfall erhielt er 1991 den<br />

Egon-Erw<strong>in</strong>-Kisch-Preis. Seit<br />

2007 ist Matussek Ehrenmitglied<br />

im Vere<strong>in</strong> deutsche Sprache.<br />

2008 wurde er als Onl<strong>in</strong>ejournalist<br />

des Jahres ausgezeichnet.<br />

Über den heutigen<br />

Konservatismus sagt Matussek,<br />

dieser habe «Werte zertrümmert,<br />

radikaler, als es die L<strong>in</strong>ke<br />

je vermocht hätte».<br />

E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Bestseller von Matussek.<br />

Foto: Verlag<br />

Die Anschläge von Paris begannen<br />

am 13. November 2015 im Konzertsaal<br />

Bataclan. Foto: liberation.fr<br />

«seriös» nur gilt, was <strong>der</strong> Ideologie <strong>der</strong> politischen<br />

Klasse entspricht und <strong>der</strong> von ihr gewünschten<br />

Vernebelung <strong>der</strong> Realitäten dient.<br />

Seiltänze<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lich hatte Matussek <strong>in</strong> den Chefetagen<br />

des Spr<strong>in</strong>ger-Konzerns schon länger für Stirnrunzeln<br />

gesorgt. Jedenfalls hatte sich die Welt<br />

schon im September geweigert, se<strong>in</strong>e Rezension<br />

von Jean Raspails Roman Das Heerlager <strong>der</strong> Heiligen<br />

abzudrucken, <strong>der</strong> sich wie e<strong>in</strong>e prophetische<br />

Vorwegnahme <strong>der</strong> heutigen «Flüchtl<strong>in</strong>gskrise»<br />

liest, und <strong>in</strong> dem <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Führungspersonal<br />

von Politik und Medien denkbar schlecht wegkommt.<br />

(Sie erschien dann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Züricher Weltwoche.)<br />

Raspails Roman ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> real existierenden<br />

BRD von heute gedrucktes Dynamit, das aus <strong>der</strong><br />

Sicht von Me<strong>in</strong>ungsgouvernanten wie Peters wohl<br />

nicht <strong>in</strong> die Hand des unmündigen Lesers gehört.<br />

Gut möglich also, dass Peters und se<strong>in</strong> Vize Ulf<br />

Poschardt nur auf die Gelegenheit gewartet hatten,<br />

den unbequemen Kolumnisten abzuservieren.<br />

Die Nichtigkeit des Anlasses, auf den sie sich dann<br />

stürzten, zeigt allerd<strong>in</strong>gs, dass die <strong>in</strong> diesen Kreisen<br />

herrschende Angst vor dem drohenden Verlust<br />

<strong>der</strong> Diskurskontrolle mittlerweile zu e<strong>in</strong>er veritablen<br />

Panik ausartet, die jeden an<strong>der</strong>en Gesichtspunkt<br />

– sogar und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Angst vor <strong>der</strong><br />

Lächerlichkeit – verdrängt.<br />

Die Alibi-Querdenker <strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD<br />

s<strong>in</strong>d so etwas wie die Hofnarren<br />

im Mittelalter.<br />

Zugegeben, als Chefredakteur e<strong>in</strong>es Spr<strong>in</strong>ger-Blatts<br />

hat man es nicht leicht: Peters muss<br />

e<strong>in</strong>e Leserschaft bei Laune halten, die sich<br />

überwiegend als konservativ versteht und Liebl<strong>in</strong>gsprojekte<br />

<strong>der</strong> politisch-medialen Klasse wie<br />

Massene<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung, Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g,<br />

Eurorettung und <strong>der</strong>gleichen mehrheitlich ablehnt.<br />

Zugleich hat er den Auftrag, genau diese Projekte<br />

eben dieser Leserschaft schmackhaft zu machen<br />

und sie weiterh<strong>in</strong> zur Wahl jener CDU zu animieren,<br />

die diese Politik maßgeblich vorantreibt, vor<br />

allem aber Wi<strong>der</strong>stand dagegen neutralisiert.<br />

Niemand wird also den Chefredakteur <strong>der</strong> Welt<br />

um den Seiltanz beneiden, <strong>der</strong> zu se<strong>in</strong>em Anfor<strong>der</strong>ungsprofil<br />

gehört: Verzichtet er ganz auf Kritik an<br />

besagten Liebl<strong>in</strong>gsprojekten, laufen ihm die Leser<br />

davon; lässt er zu viel Kritik zu, ist er se<strong>in</strong>en Job<br />

los. Heuert er politisch unkorrekte Querköpfe als<br />

Autoren an, so gefällt das zwar den Lesern, die für<br />

jede Oase <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Medienwüste dankbar<br />

s<strong>in</strong>d; lässt er ihnen aber zu viel Le<strong>in</strong>e, so gerät<br />

nicht nur die Blattl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Gefahr, son<strong>der</strong>n auch er<br />

selbst <strong>in</strong> den Ruch <strong>der</strong> Rechtsabweichung von <strong>der</strong><br />

alle<strong>in</strong> seligmachenden globalistischen Doktr<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> richtiges Leben im falschen<br />

Die Welt hatte dieses Kunststück lange Zeit<br />

gemeistert und immer wie<strong>der</strong> profilierte Autoren<br />

verpflichtet, die an<strong>der</strong>swo bereits als politisch untragbar<br />

galten. Diese gerieten damit allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Rolle, die <strong>der</strong> von regimekritisch e<strong>in</strong>gestellten<br />

Kollegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR glich, die verzweifelt versuchten,<br />

so etwas wie e<strong>in</strong> richtiges Leben im falschen<br />

zu führen. Wer für e<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>streamblatt – erst<br />

recht e<strong>in</strong>es aus dem Hause Spr<strong>in</strong>ger – schreibt, erfüllt,<br />

ob er will o<strong>der</strong> nicht, e<strong>in</strong>e Funktion: Er gehört<br />

dann nicht zur Vorhut jener kritischen Gegenöffentlichkeit,<br />

mit <strong>der</strong> er sympathisieren mag, son<strong>der</strong>n<br />

ist Nachhut und Rückendeckung des herrschenden<br />

Des<strong>in</strong>formationskartells.<br />

Gewiss, Leser mit e<strong>in</strong>er gesunden Aversion<br />

gegen das politkorrekte E<strong>in</strong>erlei des Medienbetriebes<br />

s<strong>in</strong>d froh um jede Nische, die <strong>der</strong> Wahrheit<br />

dort gelassen wird, aber gerade <strong>der</strong> offensichtliche<br />

Außenseiter- und Querkopfstatus ihrer Verfechter<br />

gehört – o<strong>der</strong> gehörte doch lange Zeit – zur Inszenierung<br />

und signalisiert dem durchschnittlichen<br />

Konformisten, wo <strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream fließt. Zugleich<br />

können auch diese sozusagen offiziellen Enfants<br />

terribles nicht ohne Schere im Kopf schreiben und<br />

kennen die Grenzen, die <strong>der</strong> mediale Sche<strong>in</strong>pluralismus<br />

auch ihnen gesetzt hat: Wo man schon als<br />

kühner Querdenker gilt, wenn man gegen Islamisierung<br />

ist, verschw<strong>in</strong>det die weitergehende For<strong>der</strong>ung<br />

nach Grenzschließung, erst recht die nach<br />

Rückführung illegaler E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>er, im Nirwana<br />

des Unsagbaren, ja Undenkbaren.<br />

Die Alibi-Querdenker <strong>der</strong> Massenmedien s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD lange Zeit so etwas wie das mo<strong>der</strong>ne<br />

Äquivalent zum mittelalterlichen Hofnarren gewesen<br />

– e<strong>in</strong>e Rolle übrigens, die e<strong>in</strong>er gewissen<br />

Dignität nicht entbehrt: Immerh<strong>in</strong> war <strong>der</strong> Hofnarr<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zige, <strong>der</strong> dem Herrscher, wenn auch unter<br />

dem Schutz <strong>der</strong> Narrenkappe, gewisse Wahrheiten<br />

sagen durfte, die jeden an<strong>der</strong>en den Kopf gekostet<br />

hätten. E<strong>in</strong> Henryk M. Bro<strong>der</strong> etwa wird nicht zuletzt<br />

deshalb geduldet, weil se<strong>in</strong>e teils maßlosen<br />

sarkastischen Überspitzungen dem Leser stets die<br />

Chance geben, sie nicht ernstzunehmen. Matussek<br />

wie<strong>der</strong>um – <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Augen vieler vermutlich<br />

schon wegen se<strong>in</strong>es (aus ihrer Sicht skurrilen,<br />

nämlich katholischen) Glaubens e<strong>in</strong>e unsichtbare<br />

Narrenkappe trägt – kennt als altgedienter Profi

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