COMPACT SPEZIAL 9 "Zensur in der BRD"
Die Liste der verbotenen Autoren
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<strong>COMPACT</strong>Spezial<br />
_ <strong>Zensur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Presse<br />
stört, stört auch mich als muslimische Frau! (…)<br />
Wir leben geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er demokratischen<br />
Gesellschaft. Was störend auffällt, kann und muss<br />
heutzutage beim Namen genannt werden.» Fest<br />
hat dieses Feigenblättchen freilich nicht geholfen.<br />
Er arbeitet heute als freier Publizist.<br />
Spr<strong>in</strong>ger für «Refugees welcome»<br />
Der stil- und treffsichere Nicolaus Fest war<br />
für den Spr<strong>in</strong>ger-Konzern e<strong>in</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis für die<br />
Multi kulti-L<strong>in</strong>ie. Dass er im Herbst 2014 als Ballast<br />
abgeworfen wurde, ermöglichte dem Blatt<br />
e<strong>in</strong>e scharfe und durch Zwischentöne nicht e<strong>in</strong>geschränkte<br />
Rolle bei <strong>der</strong> Propagierung offener<br />
Grenzen im Jahr 2015.<br />
42<br />
Der damalige «Bild»-Chef und<br />
«Taz»-Genosse Kai Diekmann baute<br />
die Boulevardzeitung konsequent<br />
zum Multikulti-Zentralorgan um.<br />
Foto: Wikipedia, CC BY 3.0<br />
Totschlagargument Hitlerbärtchen.<br />
Wie die «Sächsische Zeitung» später<br />
herausfand, war <strong>der</strong> Schnauzer<br />
nachträglich <strong>in</strong> das Bild h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>retuschiert<br />
worden.<br />
Foto: «Bild»<br />
«Bild»-Kampagnen-Button.<br />
Quelle: «Bild»<br />
_ T<strong>in</strong>o Perlick ist Redakteur bei<br />
<strong>COMPACT</strong>-Magaz<strong>in</strong>.<br />
te es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Spr<strong>in</strong>gerpresse noch<br />
nie gegeben: «Für Bild und Axel Spr<strong>in</strong>ger gab und<br />
gibt es bei all diesen Debatten e<strong>in</strong>e klare, unverrückbare<br />
Trennl<strong>in</strong>ie zwischen <strong>der</strong> Weltreligion des<br />
Islam und <strong>der</strong> menschenverachtenden Ideologie<br />
des Islamismus. (…) Bei Bild und Axel Spr<strong>in</strong>ger<br />
ist demnach ke<strong>in</strong> Raum für pauschalisierende,<br />
herabwürdigende Äußerungen gegenüber dem<br />
Islam und den Menschen, die an Allah glauben.»<br />
Niggemeyer twitterte: «Wenn Kai Diekmann das<br />
ernst me<strong>in</strong>te, müsste sich Nicolaus Fest morgen<br />
e<strong>in</strong>en neuen Arbeitgeber suchen.» Der Wunsch<br />
<strong>der</strong> Meute, Fests Kopf rollen zu sehen, erfüllte<br />
sich neun Wochen später: Am 1. Oktober 2014 gab<br />
<strong>der</strong> Axel-Spr<strong>in</strong>ger-Verlag bekannt, Fests Stelle zu<br />
streichen.<br />
Der Diskrim<strong>in</strong>ierungsmaulkorb<br />
Zuvor hatte <strong>der</strong> mit Bundesmitteln bezuschusste<br />
deutsche Presserat Fest gerügt. «Die Angehörigen<br />
<strong>der</strong> Religion fühlen sich verständlicherweise diskrim<strong>in</strong>iert.»<br />
In <strong>der</strong> folgenden BamS bat Chefredakteur<strong>in</strong><br />
Horn das deutsch-muslimische BRD-Me<strong>in</strong>ungstribunal<br />
nochmals um Vergebung: «Es ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck<br />
entstanden, dass sich Bild am Sonntag gegen<br />
den Islam stellt. Das ist nicht so! (…) Aber <strong>in</strong> unserem<br />
Verlag ist es möglich, unterschiedliche Me<strong>in</strong>ungen<br />
zu haben. Deshalb habe ich mich als Chefredakteur<strong>in</strong><br />
für den Abdruck entschieden. Wohl e<strong>in</strong>e<br />
Fehle<strong>in</strong>schätzung, denn wir haben mit diesem Kommentar<br />
viele Menschen verletzt.»<br />
War <strong>in</strong> diesen verquasten Sätzen e<strong>in</strong> Funken<br />
Restwi<strong>der</strong>stand? In <strong>der</strong>selben Ausgabe ließ Horn<br />
die türkische Lutherpreisträger<strong>in</strong> Emel Zeynelabid<strong>in</strong><br />
Stellung beziehen: «E<strong>in</strong>iges, was Nicolaus Fest<br />
Nachdem die Dresdner Lokalausgabe des Blattes<br />
die Pegida-Proteste zunächst recht ausgewogen<br />
begleitet hatte, vollzog Zampano Kai Diekmann<br />
noch im Dezember 2014 e<strong>in</strong>e Vollbremsung.<br />
Legendär war <strong>der</strong> Text von Chefkommentator F. J.<br />
Wagner unter <strong>der</strong> Überschrift «Liebe Pegida-Idioten».<br />
Auszug: «Es ist Weihnachten 2014. Und ihr<br />
Pegida-Idioten demonstriert <strong>in</strong> Dresden gegen die<br />
Überfremdung. (…) Jesus, verzeih uns. Denn das<br />
Volk ist lei<strong>der</strong> oft dumm.»<br />
Der Wunsch <strong>der</strong> Meute, Fests Kopf<br />
rollen zu sehen, erfüllte sich am<br />
1. Oktober 2014.<br />
Als die Demonstrationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Elbmetropole<br />
trotzdem immer größer wurden – Mitte Januar<br />
2015 wurde mit 40.000 Teilnehmern e<strong>in</strong> Höhepunkt<br />
erreicht –, verschärfte Bild die Kampagne.<br />
Pegida-Chef Lutz Bachmann wurde kurz darauf<br />
mit Hitler-Bärtchen auf <strong>der</strong> Titelseite abgebildet,<br />
später e<strong>in</strong> paar Dutzend Prom<strong>in</strong>ente unter <strong>der</strong><br />
Überschrift «Ne<strong>in</strong> zu Pegida!» auf e<strong>in</strong>er Doppelseite<br />
präsentiert. Nach <strong>der</strong> Grenzöffnung durch die<br />
Kanzler<strong>in</strong> Ende August 2015 übernahm Spr<strong>in</strong>gers<br />
Flaggschiff offensiv den Slogan «Refugees welcome»,<br />
den man bis dah<strong>in</strong> nur <strong>in</strong> Antifa-Kreisen und<br />
l<strong>in</strong>ksradikalen Medien hatte lesen können.<br />
E<strong>in</strong> massiver Lesere<strong>in</strong>bruch war die Folge. E<strong>in</strong><br />
Insi<strong>der</strong> <strong>in</strong>formierte <strong>COMPACT</strong>, dass die Auflage<br />
<strong>der</strong> Tageszeitung auf 1,5 Millionen Exemplare abgestürzt<br />
sei – bei Diekmanns Amtsübernahme im<br />
Jahr 2001 hatte sie noch 4,2 Millionen betragen.<br />
Für das Jahr 2016 werde e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>ne<strong>in</strong>bruch <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Größenordnung von 100 Millionen Euro prognostiziert.