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COMPACT SPEZIAL 9 "Zensur in der BRD"

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<strong>COMPACT</strong>Spezial<br />

_ <strong>Zensur</strong> im TV<br />

ist die Auswahl des Gutachters: Im Zuschauerrang<br />

lauert <strong>der</strong> Historiker Wolfgang Wippermann von<br />

<strong>der</strong> Freien Universität Berl<strong>in</strong> – e<strong>in</strong> hartl<strong>in</strong>ker Professor,<br />

<strong>der</strong> auch die Antifa-Szene mit Geschichtsdeutung<br />

versorgt.<br />

Herman bei Kerner: Inquisitionsbefragungen<br />

f<strong>in</strong>den heute vor laufenden<br />

Kameras statt. Foto: Screenshot<br />

«YouTube»<br />

Es beg<strong>in</strong>nt die gesellschaftliche Ausgrenzung.<br />

Kollegen distanzieren sich öffentlich von <strong>der</strong>, laut<br />

Neuer Zürcher Zeitung, «meistgehassten Frau<br />

Deutschlands». Term<strong>in</strong>e, für die Herman gebucht<br />

worden ist, werden abgesagt. Die Geschasste<br />

beauftragt e<strong>in</strong>e Sprachanalyse ihrer Aussage und<br />

wehrt sich mit rechtlichen Klagen unter an<strong>der</strong>em<br />

gegen den NDR und den Axel-Spr<strong>in</strong>ger-Verlag. Herman<br />

sagt später, sie wolle «Licht <strong>in</strong>s Dunkel br<strong>in</strong>gen<br />

und solange kämpfen, bis die Wahrheit auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit bekannt ist».<br />

Der TV-Prozess verläuft kafkaesk. Dass Hermans<br />

Worte schlicht falsch <strong>in</strong>terpretiert worden<br />

se<strong>in</strong> könnten, steht außerhalb je<strong>der</strong> Diskussion.<br />

Der Antifa-Professor verkauft die Des<strong>in</strong>formation<br />

<strong>der</strong> Lügenmedien als Tatsachendarstellung: «Das<br />

ist <strong>in</strong> allen Zeitungen. Jetzt sagen Sie, das hat es<br />

nicht gegeben. So kann man da nicht mit umgehen<br />

als Historiker. Das ist doch sozusagen da.» Hermans<br />

faktengestützter H<strong>in</strong>weis, dass <strong>der</strong> Privatsen<strong>der</strong><br />

RTL die e<strong>in</strong>zigen Aufnahmen <strong>der</strong> Pressekonferenz<br />

unter Verschluss hält, diagnostiziert er als «Verschwörungsideologie».<br />

Als er Herman belehrt, mit<br />

«Gleichschaltung» e<strong>in</strong>en angeblichen Nazi-Begriff<br />

verwendet zu haben, erwi<strong>der</strong>t sie schlagfertig: «Es<br />

s<strong>in</strong>d auch Autobahnen damals gebaut worden, und<br />

wir fahren heute drauf.» Das Trio Berger-Schre<strong>in</strong>emakers-Wippermann<br />

reagiert entsetzt, das Publikum<br />

gespalten. Applaus und Empörung halten sich<br />

<strong>in</strong> etwa die Waage. «Autobahn geht nicht», verwarnt<br />

Kerner die Angeklagte. «Das! Geht! Nicht!<br />

(…) Ich krieg erhöhten Puls», wettert Schre<strong>in</strong>emakers<br />

los. War <strong>der</strong> Rausschmiss schon im Voraus<br />

beschlossen worden? E<strong>in</strong> Versprecher Senta Bergers<br />

weist darauf h<strong>in</strong>. Als die Diskussion zunächst<br />

weitergeht, appelliert sie entnervt an Kerner: «Da<br />

muss ich mich vorbereiten, muss ihre Bücher kennen<br />

– o<strong>der</strong> aber wir machen, was wir eigentlich<br />

auch mal vorgesehen hatten.» Der Mo<strong>der</strong>ator handelt<br />

und wirft Herman aus dem Studio. Als sie geht,<br />

applaudiert das Publikum.<br />

10<br />

Für den Autor dieser «Bild»-Hetze<br />

trifft wohl <strong>der</strong> zweite Teil des<br />

Satzes zu. Foto: Screenshot<br />

«Autobahn geht<br />

nicht.»<br />

Johannes B. Kerner<br />

«Ich muss e<strong>in</strong>fach lernen, dass<br />

man über den Verlauf unserer<br />

Geschichte nicht sprechen kann.»<br />

<br />

Eva Herman<br />

Der Hexenprozess<br />

Als e<strong>in</strong>en Monat nach <strong>der</strong> Pressekonferenz die<br />

Redaktion von Johannes B. Kerner Herman e<strong>in</strong>lädt,<br />

bietet sich ihr dazu die Chance – sche<strong>in</strong>bar. Thema<br />

<strong>der</strong> Sendung: «Der Fall Eva Herman.» Die Besetzung<br />

<strong>der</strong> Runde spricht von Anfang an gegen e<strong>in</strong>en fairen<br />

Prozess: Mit Senta Berger lädt man e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> 28<br />

Frauen <strong>in</strong>s Studio, die 1971 an <strong>der</strong> Alice-Schwarzer-Aktion<br />

«Wir haben abgetrieben» teilgenommen<br />

haben. Mit Margarethe Schre<strong>in</strong>emakers und<br />

Mario Barth wird die Geschworenenbank im Weiteren<br />

mit des<strong>in</strong>formierten Laien besetzt. Unerhört<br />

«Ich muss e<strong>in</strong>fach lernen, dass man über den<br />

Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen kann,<br />

ohne <strong>in</strong> Gefahr zu geraten», gibt Herman danach zu<br />

Protokoll. Noch vor <strong>der</strong> Ausstrahlung gibt Deutschlands<br />

größte Presseagentur dpa Hermans Haltung<br />

falsch wie<strong>der</strong>: «Wenn man nicht über Familienwerte<br />

<strong>der</strong> Nazis reden dürfe, könne man auch<br />

nicht über die Autobahnen sprechen, die damals<br />

gebaut wurden.» Fast sämtliche Zeitungen übernehmen<br />

diese verzerrte Darstellung ungeprüft. Herman<br />

wird endgültig zur Unperson.<br />

2009 gibt ihr das Oberlandesgericht Köln Recht:<br />

Sie habe den Nationalsozialismus nicht gelobt. Im<br />

selben Jahr aber weist das Hamburger Landesarbeitsgericht<br />

Hermans Klage gegen die Auflösung<br />

ihres Arbeitsvertrages <strong>in</strong> zweiter Instanz zurück.<br />

Damit ist ihr Berufsverbot bei ARD und ZDF zementiert.<br />

2011 entscheidet <strong>der</strong> Bundesgerichtshof, das<br />

Hamburger Abendblatt habe Hermans Aussagen als<br />

Lob für die Wertschätzung <strong>der</strong> Mutter <strong>in</strong> <strong>der</strong> NS-Zeit<br />

<strong>in</strong>terpretieren dürfen.

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