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COMPACT SPEZIAL 8 "Asyl das Chaos"

So kommt der Bürgerkrieg nach Deutschland

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<strong>COMPACT</strong> Spezial<br />

_ Der Bürgerkrieg<br />

76<br />

Urlaubsfoto des Zwickauer Trios<br />

– vermutlich 2004 aufgenommen.<br />

Kamerascheu waren die vermeintlichen<br />

Rechtsterroristen nicht.<br />

Foto: BKA<br />

Anklagebank reserviert für die letzte<br />

Überlebende des NSU. Seit Jahren<br />

warten alle Beteiligten auf ihre<br />

Aussage. Foto: iStock<br />

tikel im Spiegel, der im September 2011 erschienen<br />

ist – unmittelbar vor dem Auffliegen des angeblichen<br />

NSU. In dem Beitrag berichtet ein Türke<br />

mit dem Decknamen Mehmet, <strong>das</strong>s er den deutschen<br />

Ermittlern die Döner-Tatwaffe Ceska-83 liefern<br />

könne. Mehmet behauptete, zu einer geheimen<br />

türkischen Untergrundorganisation zu gehören,<br />

die die Morde begangen habe, und kündigte an,<br />

auspacken zu wollen. «Etwa über die Zusammenarbeit<br />

von ein paar Abtrünnigen seiner Organisation<br />

mit Beamten des Verfassungsschutzes. Diese,<br />

behauptet Mehmet, seien kurz vor dem bislang letzten<br />

[Döner-]Mord darüber informiert worden, <strong>das</strong>s<br />

in Halit Y[ozgat]s Internetcafé in Kassel ”wieder etwas<br />

geplant” sei. Daraufhin sei <strong>das</strong> Lokal vom Geheimdienst<br />

beschattet worden.» (Spiegel 34/2011)<br />

Was für die Echtheit der Aussage spricht: Es war<br />

tatsächlich ein Geheimdienstmann vor Ort, als in<br />

Kassel am 6. April 2006 besagter Mord begangen<br />

wurde, ein gewisser Andreas Temme vom hessischen<br />

Verfassungsschutz. Zu seinem Aufgabenbereich<br />

gehörte auch <strong>das</strong> Führen islamistischer V-<br />

Männer. Obwohl die Rolle von Temme und der von<br />

Mehmet bezeichneten Organisation bei dieser Bluttat<br />

ungeklärt ist, steht fest: In dem Internetcafé<br />

waren an jenem Tag nur Türken und andere Ausländer<br />

– mit Ausnahme von Temme. Mundlos und<br />

Böhnhardt jedenfalls wurden nicht gesichtet.<br />

Der türkische Agent<br />

Eines der größten Rätsel in der NSU-Affäre<br />

ist der Mord, den <strong>das</strong> Trio angeblich am 25. April<br />

2007 an der Polizeimeisterin Michèle Kiesewetter<br />

in Heilbronn begangen haben soll. Es ist die einzige<br />

der Bluttaten, bei der die tödlichen Kugeln nicht<br />

aus der Ceska-83 kamen, sondern aus einer russischen<br />

Tokarev beziehungsweise einer polnischen<br />

Radom Vis. Und nur in diesem Fall war ein deutsches<br />

Opfer zu beklagen – und zwar nicht aus Gruppen,<br />

die von Rechtsradikalen ansonsten als «undeutsch»<br />

angesehen werden wie Linke, Punks oder<br />

Obdachlose. Warum sollten die NSU-Killer 600 Kilometer<br />

nach Heilbron fahren, um eine Polizistin<br />

zu töten? Wie konnten sie wissen, <strong>das</strong>s Frau Kiesewetter<br />

am Nachmittag auf der Theresienwiese<br />

Dienst tat, wo sie doch nur vertretungsweise eingesprungen<br />

war? Alle Versuche, eine persönliche<br />

Verbindung zwischen dem Opfer und den angeblichen<br />

Tätern zu konstruieren – zum Beispiel über<br />

eine Gaststätte im Thüringer Urlaubsort Oberweißbach<br />

–, sind gescheitert.<br />

«Mehmet behauptete, zu einer<br />

geheimen türkischen Untergrundorganisation<br />

zu gehören, die die<br />

Morde begangen habe.»<br />

Licht ins Dunkel dieser Tat kam am 1. Dezember<br />

2011, als der Stern ein aufsehenerregendes<br />

Dokument des US-amerikanischen Militärgeheimdienstes<br />

DIA veröffentlichte. (Die Echtheit des Dokuments<br />

wurde später bestritten, hat sich schließlich<br />

aber doch bestätigt.) Das DIA-Observationsprotokoll<br />

wurde vom «Special Investigation Team<br />

Stuttgart» erstellt, <strong>das</strong> an jenem 25. April 2007 in

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