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COMPACT SPEZIAL 8 "Asyl das Chaos"

So kommt der Bürgerkrieg nach Deutschland

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<strong>COMPACT</strong> Spezial<br />

_ Die Drahtzieher<br />

tuelle Held aller Gruppen, die später bei al-Qaida<br />

mitmachten, ihr Karl Marx, ihr Führer», fasst Paul<br />

Berman in der New York Times zusammen. Jedenfalls<br />

gingen aus der Muslimbruderschaft Organisationen<br />

wie die Hamas in Palästina und die Gruppe<br />

Islamischer Dschihad in Ägypten hervor. In Syrien<br />

(1982) und in Algerien (in den 1990er Jahren) waren<br />

sie an blutigen Aufständen gegen die Staatsmacht<br />

beteiligt.<br />

Vorstoß nach Europa<br />

Der Anführer der ägyptischen MB, Aywan al-<br />

Zawahiri, schickte in den 1990er Jahren, ebenso<br />

wie bin Laden, seine Gotteskrieger auf den Balkan.<br />

Ziel war die Einführung der Scharia in Bosnien-Herzegowina,<br />

<strong>das</strong> sich 1991 von Jugoslawien<br />

abgespalten hatte.<br />

In Sarajevo wurden die 5.000 arabischen Dschihadisten<br />

1992 bereitwillig von Alija Izetbegovic<br />

empfangen, der sich als Präsident an die Spitze<br />

der Sezessionsrepublik gesetzt hatte. Die serbische<br />

Volksgruppe kämpfte erbittert gegen die Abspaltung<br />

– auch deswegen, weil sie die Entrechtung<br />

aller Nicht-Muslime befürchtete. Ein dreijähriger<br />

Bürgerkrieg mit 100.000 Toten war die Folge.<br />

«Das Weiße Haus sah die Muslimbrüder<br />

als stillen Alliierten.» <br />

<br />

CIA-Agent Robert Baer<br />

des öffentlichen Lebens: «Die Erziehung des Volkes<br />

und besonders die Massenmedien – Presse, Radio,<br />

TV und Film – sollten in den Händen von Leuten sein,<br />

deren islamische Moral und intellektuelle Autorität<br />

unzweifelhaft sind. Die Medien dürfen nicht, wie<br />

so oft, in die Hände verdorbener und degenerierter<br />

Leute fallen, die dann die Ziellosigkeit und Leere<br />

ihres eigenen Lebens auf andere übertragen.»<br />

Trotz dieser extremistischen Ansichten, die Izetbegovic<br />

in Jugoslawien eine Haftstrafe eingebracht<br />

hatten, und trotz seines Schulterschlusses mit bin<br />

Laden und al-Zawahiri erfreute sich der Politiker<br />

während des bosnischen Bürgerkrieges der geschlossenen<br />

Unterstützung der NATO-Staaten. Dieses<br />

perverse Bündnis war nicht neu. Der Islamwissenschaftler<br />

Robert Dreyfuss weist in seinem Buch<br />

Devil‘s Game (Des Teufels Spiel; New York, 2005)<br />

nach, <strong>das</strong>s der Westen sich immer wieder der Muslimbruderschaft<br />

für eigene Interessen bedient hat –<br />

vor allem als Rammbock gegen arabische Nationalisten<br />

wie Nasser, die mit Enteignungen gegen<br />

anglo amerikanische Ölinteressen vorgingen. Auch<br />

die Hamas erfreute sich in der Frühphase kräftiger<br />

Unterstützung aus Israel – die Zionisten wollten<br />

in den 1980er Jahren die damals noch allmächtige<br />

PLO von Jassir Arafat schwächen. Der ehemalige<br />

CIA-Agent Robert Baer spricht in seinem Buch<br />

Sleeping with the Devil (Mit dem Teufel schlafen;<br />

New York, 2003) von einem «schmutzigen kleinen<br />

Geheimnis»: «Das Weiße Haus sah die Brüder als<br />

stillen Alliierten, eine Geheimwaffe gegen (was<br />

sonst?) den Kommunismus.» Tatsächlich nutzte die<br />

US-Außenpolitik die MB auch zur Anzettelung von<br />

Unruhen in den zentralsiatischen Sowjetrepubliken.<br />

Der bosnische Präsident Alija Izetbegovic<br />

war bereits als junger<br />

Mann während des Zweiten Weltkrieges<br />

in extremistischen Kreisen<br />

aktiv. 1970 forderte er eine «Islamisierung<br />

der säkularisierten Muslime».<br />

Foto: klix.ba<br />

Das gelbe Stirnband war Symbol<br />

der von Muslimbrüdern organisierten<br />

Proteste gegen den Militärputsch<br />

gegen Mursi vom Juli 2013.<br />

Hier eine vollverschleierte Demonstrantin<br />

im gutsituierten Kairoer Vorort<br />

Helwan. Foto: picture alliance/<br />

AP Photo<br />

Wie sehr Izetbegovic selbst von der Muslimbruderschaft<br />

beeinflusst war, kann man seinem<br />

Hauptwerk Islamische Deklaration entnehmen.<br />

Im Mittelpunkt steht «<strong>das</strong> Prinzip der islamischen<br />

Ordnung, <strong>das</strong> heißt die Einheit von Religion und<br />

Politik». Das Buch ist eine Kampfansage an andere<br />

Religionen: «Es kann keinen Frieden und keine<br />

Koexistenz zwischen dem Islamischen Glauben<br />

und nicht-islamischen Gemeinschaften und politischen<br />

Institutionen geben.» Izetbegovic befürwortete<br />

«den Kampf zur Schaffung einer großen islamischen<br />

Föderation von Marokko bis Indonesien,<br />

von Schwarzafrika bis Mittelasien». Dafür müssten<br />

auch Gesellschaften mit nicht-islamischen Bevölkerungsteilen<br />

erobert werden. «Die islamische<br />

Bewegung sollte und muss die Macht übernehmen,<br />

sobald sie moralisch und numerisch stark genug<br />

ist, um nicht nur die vorhandene nicht-islamische<br />

Herrschaft zu stürzen, sondern auch eine neue islamische<br />

aufzubauen (...) .» Um den verderblichen<br />

westlichen Einfluss zurückzudrängen, empfahl Izetbegovic<br />

eine fundamentalistische Gleichschaltung<br />

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