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COMPACT SPEZIAL 8 "Asyl das Chaos"

So kommt der Bürgerkrieg nach Deutschland

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<strong>COMPACT</strong> Spezial<br />

_ Die Invasion<br />

Hauptherkunftsländer<br />

der <strong>Asyl</strong>bewerber<br />

im ersten Halbjahr 2015 in Prozent<br />

Pakistan 1,7<br />

Die Königin der<br />

Schlepper<br />

Albanien 13,6<br />

Nigeria 1,8<br />

Quelle: BAMF<br />

Serbien 6,3<br />

Kosovo 17,9<br />

Mazedonien 2,6<br />

Syrien 20,3<br />

schen Kontrollpunkt überrannt und sich dann gegen<br />

den ungarischen Zaun geworfen hatte, hielten sich<br />

die Grenzschützer noch zurück. Erst als die vorderen<br />

Reihen auf ungarisches Territorium vordrangen,<br />

setzte die Polizei Tränengas und Wasserwerfer ein.<br />

Die Bilder gingen um die Welt, im Westen beklagte<br />

man die Herzlosigkeit und Brutalität der Regierung<br />

von Premier Viktor Orbán. Was nicht gezeigt<br />

wurde: Die Angreifer trugen in einigen Fällen<br />

Kinder als lebendige Schutzschilde vor sich her,<br />

zwei Kinder wurden sogar über den Zaun geworfen.<br />

Aufsehen erregte besonders die Szene, als eine ungarische<br />

Kamerafrau einen syrischen Flüchtling mit<br />

seinem Sohn zu Fall brachte – die Empörung über<br />

den angeblich rassistischen Vorfall war groß. Kaum<br />

einer dem Empörten bekam mit, worauf die Kurdenmiliz<br />

PYD – der PKK-Ableger in Syrien – später in<br />

einer Presseerklärung hinwies: Bei dem vermeintlich<br />

armen Opfer handele es sich um Osama Abdul<br />

Mohsen, der in den Reihen der al-Nusra-Front, einem<br />

Ableger von al-Qaida, gekämpft hatte.<br />

Die Instrukteure der Invasion<br />

Irak 5,2<br />

Eritrea 2,2<br />

Afghanistan<br />

5,0<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Die ungarischen Sicherheitsbehörden fanden<br />

mittels Videoüberwachung heraus, <strong>das</strong>s der Sturm<br />

auf die Grenze nicht spontan erfolgte, sondern von<br />

Einpeitschern mit Megafonen dirigiert worden war.<br />

Solche Instrukteure mit Lautsprechern waren bereits<br />

zuvor bei anderen Auseinandersetzungen auf<br />

der Balkanroute beobachtet worden. «Die meisten<br />

dieser Leute seien nach Erkenntnissen der Polizei<br />

gar nicht mit den Flüchtlingen ins Land gekommen,<br />

sondern erst später zu den Migranten etwa am Budapester<br />

Ostbahnhof gestoßen oder an der serbischen<br />

Grenze bei Röszke», berichtet Welt-Korrespondent<br />

Boris Kalnoky. Die Flüchtlinge gaben auf<br />

Nachfrage von Reportern an, sie wüssten nicht,<br />

wer die Organisatoren seien.<br />

Zwei der militanten Megafon-Männer des 16.<br />

September wurden kurz darauf in Ungarn verhaftet.<br />

Der eine ist ein syrischer Staatsbürger namens Jassir,<br />

der nach Angaben der Polizei mit diversen radikal-islamischen<br />

Gruppen sympathisiert, gegen den<br />

aber kein Terrorverdacht besteht. Der andere, ein<br />

gewisser Ahmed H., ist ebenfalls Syrer. Wie die Orbán-kritische<br />

Tageszeitung Népszabadság aus Sicherheitskreisen<br />

erfahren hat, habe der Mann sieben<br />

gefälschte Pässe bei sich gehabt, alle mit einem<br />

echten Schengen-Visum versehen. Um einen<br />

Flüchtling aus der kriegszerrissenen Levante handelt<br />

es sich bei ihm keineswegs: Der Mann lebte<br />

seit vielen Jahren auf Zypern, vermutlich im türkischen<br />

Teil der Insel, hatte dort eine Arbeitsgenehmigung,<br />

ein eigenes Unternehmen, fünf Autos und<br />

ein Fischerboot. Angeblich wollte er für 90.000<br />

Euro ein Haus bauen.<br />

Was treibt so einen Sunnyboy dazu, seine Insel<br />

zu verlassen und im Dreck vor Röszke den Sturmangriff<br />

auf die ungarische Grenze zu dirigieren?<br />

Die ungarische Polizei gibt offiziell an, <strong>das</strong>s Ahmed<br />

H. Mitglied der Tablighi Jamaat ist. Die von<br />

den Werten des Ur-Islam inspirierte Bewegung gilt<br />

nicht als extremistisch, aber aus ihr gingen viele<br />

spätere Terroristen hervor, etwa die angeblichen<br />

Bombenleger bei den Anschlägen auf <strong>das</strong> Londoner<br />

Nahverkehrsnetz im Juli 2005. Warum ein tiefreligiöser<br />

Mensch allerdings fünf Autos und eine<br />

neue Villa braucht, ist nicht ganz klar. Ein solches<br />

Luxusleben mit perfekten Alias-Identitäten passt<br />

eher zu einem Jetset-Agenten, zum Beispiel einem<br />

007 der türkischen Regierung. (Mehr dazu auf Seite<br />

59 bis 61)<br />

«Ist Angela Merkel eine Schleuserin?»<br />

betitelte der Passauer<br />

Strafrechtler Holm Putzke seine<br />

mehrseitige Expertise, die durch<br />

eine auszugsweise Veröffentlichung<br />

der FAZ Anfang November<br />

2015 besonderes Gewicht<br />

erhielt. Putzke beantwortet die<br />

Frage mit einem Vergleich: «Entweder<br />

erfüllen Personen, die ab<br />

dem 5. September Flüchtlinge<br />

nach Deutschland befördert haben,<br />

nicht den Tatbestand des<br />

Einschleusens von Ausländern»,<br />

dann wären Hunderte von entsprechenden<br />

Verfahren vor<br />

deutschen Gerichten einzustellen.<br />

«Oder all jene haben sich<br />

ebenfalls strafbar gemacht, die<br />

bei der unerlaubten Einreise Hilfe<br />

geleistet haben, darunter die<br />

Bundeskanzlerin». Und weiter:<br />

«Angela Merkels Entschluss, zusammen<br />

mit Österreich die EU-<br />

Abreden über <strong>das</strong> Weiterreiseverbot<br />

von Flüchtlingen außer<br />

Kraft zu setzen, stellt sich zweifellos<br />

als eine solche Förderung<br />

dar, wenn es nicht sogar konkludent<br />

als Aufforderung zur unerlaubten<br />

Einreise zu verstehen<br />

war, was ebenfalls strafbar<br />

wäre, nämlich nach Paragraph<br />

111 Absatz 1 des Strafgesetzbuches<br />

(StGB).»<br />

Mama was a Rolling Stone… Foto:<br />

Facebook<br />

Bild oben links: Vergebliche Schlichtungsversuche<br />

durch die griechische<br />

Polizei in Idomeni. Foto: picture alliance/AP<br />

Photo<br />

Bei dem vermeintlich<br />

armen<br />

Opfer handelte es<br />

sich um einen<br />

al-Nusra-Kämpfer.<br />

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