COMPACT SPEZIAL 8 "Asyl das Chaos"
So kommt der Bürgerkrieg nach Deutschland
So kommt der Bürgerkrieg nach Deutschland
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Jens. Anwohner Horst musste die Gewalt bereits<br />
am eigenen Leib erfahren. «Ich hab‘ schon mal Pfefferspray<br />
ins Gesicht gekriegt, bloß weil ich einem<br />
mal was gesagt habe. Seitdem guck ich weg und<br />
sage auch nichts mehr. Ich gehe abends nach 20 Uhr<br />
gar nicht mehr raus, weil es hier immer schlimmer<br />
wird.» Stefan hat selbst noch keine Probleme gehabt<br />
– wohl aber davon gehört: «Jetzt habe ich<br />
mich auch mit Frauen unterhalten, die gehen da<br />
gar nicht entlang.» Auch Franziska wohnt im Umfeld<br />
des RAW-Geländes. «Ich denke, die Kriminalität<br />
kommt da von anderen Leuten. Nachts muss<br />
man halt ein bisschen aufpassen.» Wer diese «anderen<br />
Leute» sind? Das will sie nicht so recht sagen.<br />
Nicht nur die Wut der Anwohner wächst. Selbst<br />
auf der Facebook-Seite der Berliner Polizei häufen<br />
sich inzwischen die Unmutsäußerungen. «Also political<br />
correctness vor Opferschutz», schreibt der<br />
User Stephan Kohlmus, nachdem die Behörde erkennbar<br />
Täterbeschreibungen vermeidet. «Der Antanztrick<br />
– wer macht <strong>das</strong> wohl, der kleine Max<br />
Müller wohl eher nicht», ärgert sich Tobias Beck.<br />
«Ist doch jedem klar, um was für Personen es sich<br />
da handelt», heißt es von Sandra Nickel.<br />
Doch die politisch korrekte Schweigespirale<br />
funktioniert. Weder Berlins Polizei noch die Medien<br />
der Hauptstadt veröffentlichten in den vergangenen<br />
Monaten Details zur Herkunft von Tätern.<br />
Das war nicht immer so. Noch im Dezember 2014<br />
beschrieb der Berliner Kurier die Zustände im Klartext:<br />
«Afrikanische Flüchtlinge und Araber stehen<br />
dicht gedrängt rund um <strong>das</strong> RAW-Gelände, verkaufen<br />
jetzt sogar tagsüber vor den Wohn- und Geschäftshäusern<br />
Cannabis, vor allem aber Kokain,<br />
Speed, Ecstasy. (…) Innerhalb eines Jahres stiegen<br />
die Straftaten rund um die Warschauer Brücke um<br />
13 Prozent.» Überfälle und Diebstähle sollen demnach<br />
insbesondere durch orientalische Banden sowie<br />
Roma-Sippen verübt werden.<br />
Antifa schützt Täter<br />
Vor der Presse kündigt Berlins Innensenator<br />
Frank Henkel (CDU) gern eine Null-Toleranzstrategie<br />
gegen Dealer und Diebesbanden an. Spätestens<br />
2013 wurde <strong>das</strong> Gebiet am RAW-Gelände von<br />
der Polizei intern als einer der «kriminalitätsbelasteten<br />
Orte» eingestuft, an dem sie erweiterte Rechte<br />
hat. Doch mit Versuchen, der Lage einigermaßen<br />
Herr zu werden, sind die überforderten Ordnungshüter<br />
bereits im Görlitzer Park kläglich gescheitert.<br />
Offiziell fuhr Berlins Polizei allein von Januar bis<br />
August über 300 Sondereinsätze am RAW-Gelände,<br />
70 mehr als im Jahr zuvor. Doch Anwohner bezweifeln<br />
die Zahlen. «Die machen Mittags um 11<br />
einen Einsatz, wenn hier nichts los ist. Den schreiben<br />
sie dann in die Statistik. Abends ist keiner da»,<br />
ärgert sich Volkmar.<br />
Aktiv ist dagegen die autonome Antifa. Etwa einen<br />
Kilometer vom RAW-Gelände entfernt, in der<br />
Rigaer Straße, unterhält sie gleich zwei sogenannte<br />
Wohnprojekte. Eine No-go-Area für die Polizei,<br />
die hier regelmäßig mit einem Hagel aus Flaschen<br />
und Steinen überzogen wird. Auch Jennifer Weist –<br />
die von sich selbst sagt: «”die Mitte” ist mir noch zu<br />
rechts» – bekam <strong>das</strong> zu spüren: Dass sie als Opfer<br />
eines Kapitalverbrechens nicht schwieg, genügte<br />
bereits, um ins Visier der linken Blockwarte zu geraten.<br />
«Von ”der Antifa” muss ich mich als ”Pegida-Jenny”<br />
beschimpfen lassen», beklagte sie sich<br />
nach ihrem Bericht über die Messerattacke.<br />
Berliner Bronx? Die Neue Heimat<br />
gehört zu den bekanntesten Clubs<br />
auf dem RAW-Gelände. Foto: Fabian<br />
Duengel, findingberlin.com<br />
Tropfen auf den heißen Stein: Eine<br />
Drogenrazzia in der Revaler Straße<br />
im November 2014. Foto: Archiv<br />
«Von der Antifa<br />
muss ich mich als<br />
Pegida-Jenny<br />
beschimpfen<br />
lassen.»<br />
Jennifer Weist<br />
Alle Namen wurden von der<br />
Redaktion geändert.<br />
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