Rüdiger Grimkowski Michael Willmann Barockmaler im Dienst der ...

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12.12.2012 Aufrufe

sauer Fresken allerdings kaum Auskunft. Die früheste Würdigung wurde Willmann noch zu seinen Lebzeiten in der zweiten, lateinischen Ausgabe von Joachim von Sandrarts Teutscher Academie zuteil. 36 Die biographischen Daten Sandrarts darf man als verläßlich ansehen, denn ohne Zweifel hat er seine Informationen von Willmann selbst bezogen. Ein Brief und eine Sandrart zugeeignete Zeichnung Willmanns in der Albertina in Wien bezeugen den Kontakt. 37 Die Teutsche Academie gibt uns in großen Zügen Nachricht über die Herkunft Willmanns, über seine Ausbildung in den Niederlanden und sein Leben und Schaffen in den Jahren bis kurz vor 1683, dem Erscheinungsjahr der lateinischen Ausgabe der Teutschen Academie (Academia nobilissima Artis pictoriae). Als in manchen Punkten ungenau erweisen sich die Angaben, die in Arnold Houbrakens „Groote Schouburgh der nederlandsche Konstschilder en Schilderessen“ über Willmann zu finden sind. 38 Sein Wissen bezog Houbraken fraglos aus Sandrarts Teutscher Academie, denn obwohl die Groote Schouburgh erst 1718, also lange nach Willmanns Tod erschien, gehen die darin gegebenen Informationen nicht über das hinaus, was Sandrart über Willmann mitteilt. Zudem verfälschen Flüchtigkeiten und fehlerhafte Übersetzung manche der von Sandrart gemachten Angaben. Eine wichtige historische Quelle ist mit der 1759 vom Leubuser Pater Arnold Teichert verfaßten Historia Domestica Lubensis erhalten geblieben. 39 Die in der Breslauer Universitätsbibliothek aufbewahrte Handschrift enthält eine Lebensbeschreibung Willmanns, die zwar wieder Sandrart zitiert, die dessen Angaben aber mit Daten aus der Zeit nach 1683 zu vervollständigen sucht. 40 Die Grüssauer Fresken werden darin nur kurz als Werke Willmanns erwähnt. Mit Jan Peter Cerronis handschriftlich verfaßter „Geschichte der bildenden Künste in Mähren“ (1807), die im Státní oblastní Archiv in Brünn aufbewahrt wird, ist eine sehr aufschlußreiche Quelle zur Kunstgeschichte im mährischen Raum überkommen. Cerroni stützte sich bei seinen Ausführungen zu Willmann auf ein Manuskript, das ihm 1799 der Leubuser Abt Gabriel Otto zusandte. Es ist unter den Akten Cerronis im Brünner Archiv zu finden und enthält die bekannten Daten der Academie und der Historia Domestica Lubensis, gibt unter Berufung auf P. Arnold Teichert aber noch einige zusätzliche Informationen. Sie betreffen allerdings nicht den Grüssauer Freskenzyklus. Sehr viel aufschlußreicher ist das Grüssauer Quellenmaterial. Es enthält zwar nur wenige Angaben zur Ausmalung selbst, doch gibt es umfänglich Auskunft über den Auftraggeber Bernardus Rosa und die Grüssauer Josephsbruderschaft. Die internationale Forschung hat sich zeitweise sehr darum bemüht, den Aufbewahrungsort dieser Materialien ausfindig zu machen, nicht weil sie sich in besonderem Maße für Grüssau interessierte, sondern weil sie sich vom Verbleib der Quellen _______________ 36 J. von Sandrart 1683, Ed. A. R. Peltzer 1925, S. 369 f. 37 Der Brief ist bei E. Kloss 1934, im Anhang (S. 149) abgedruckt; bei H. Lossow 1994, S. 131 f. 38 A. Houbraken 1718, S. 233; A. von Wurzbach 1880, S. 252. 39 P. A. Teichert verarbeitete dabei Quellenmaterial, das 1739 von P. Gabriel Peschel, dem Historiker des Leubuser Klosters, zusammengetragen wurde. Vgl. M. Semrau 1896, S. 268; E. Kloss 1934, S. 153, Anm. 3. 40 HDL, p. 102–106. 22

Aufschluß über das Schicksal wertvoller Bestände der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek erhoffte, die im Krieg ausgelagert und in Teilen auf den Emporen der Josephskirche deponiert wurden. 41 – Im Archiv und in der Bibliothek des 1946 von Benediktinerinnen aus Lemberg neu besiedelten Klosters ist von den Grüssauer Quellen heute nur noch weniges zu finden. Erhalten hat sich eine Abschrift von Rosas Tagebuchaufzeichnungen aus der Zeit von 1651 bis 1687, der Auskünfte über die heftigen konfessionellen Auseinandersetzungen der Zeit zu entnehmen sind. Von der josephologischen Literatur und den in Grüssau verfaßten Andachtsbüchern ist ebenfalls nur noch wenig vorhanden. Der größte Teil der Grüssauer Archivalien befindet sich heute im Archiwum Pa�stwowe we Wroc�awiu, das nach dem Krieg Bestände des ehemaligen Breslauer Staatsarchivs übernahm. Die dort befindlichen Chroniken sind leider lückenhaft und geben die Geschichte des Grüssauer Klosters nur bis 1658 und von 1734 bis 1792 wieder. Erhalten geblieben sind aber die Rechnungsbücher aus der Zeit von 1675 bis 1687 und von 1687 bis 1695. In letzterem finden sich Eintragungen, die Rückschlüsse auf den an der Ausmalung beteiligten Schülerkreis erlauben und die helfen, den Zeitraum zu bestimmen, in dem die Fresken ausgeführt wurden. Ein anderer Teil der Grüssauer Archivalien gelangte in das Breslauer Erzdiözesanarchiv. Einige Angaben zu Bernardus Rosa, zur Grüssauer Josephsverehrung und zum Bau der Bruderschaftskirche finden sich dort in der 1738 datierten Handschrift Grissovium in Dioecesi Vratislaviensi Filia Henrichovii, ferner in Gabriel Maliskes Historische Zusammenstellungen zur Grüssauer Stiftskirche, die zudem eine Beschreibung der Ausstattung der Josephskirche enthält. Die Universitätsbibliothek in Breslau ist im Besitz einer handschriftlich verfaßten Biographie des damaligen Abtes und Auftraggebers Bernardus Rosa. Die nur wenige Jahre nach dem Tode des Abtes niedergeschriebene und mit Grüssauische volle Herbstrose betitelte Schrift ist die umfassendste Quelle zur Geschichte Grüssaus unter Abt Bernardus Rosa. 42 Sie enthält Informationen zur Josephsverehrung und zur Josephsbruderschaft, gibt einige Auskünfte zum Bau der Josephskirche und vermittelt ein sehr anschauliches Bild der in der zweiten Jahrhunderthälfte noch andauernden konfessionellen Auseinandersetzungen. Auskünfte über den Abt und den Bau der Josephskirche gibt ferner das als Mansiones bezeichnete Nekrologium. Die darin enthaltenen Informationen gehen jedoch nicht über das hinaus, was in der Biographie des Abtes mitgeteilt wird. Um Fragen der Ikonographie und des Ausmalungsprogramms zu klären und Kriterien für die Deutung des Zyklus zu erhalten, war es unumgänglich, die in Grüssau verfaßte Andachtsliteratur in die Untersuchung einzubeziehen. Im Zuge der Säkularisation gelangten 1811 etwa 1500 des auf 12.000 bis 13.000 Bände geschätzten Bestandes der Grüssauer Bibliothek nach Breslau. 43 Darunter befanden sich _______________ 41 D. Henrich 1977, S. 165 ff.; A. Rose, Kloster Grüssau als Asyl deutscher Kulturschätze, in: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 26, 1985, S. 312–315; Verlagert, Verschollen, vernichtet …: das Schicksal der im 2. Weltkrieg ausgelagerten Bestände der Preußischen Staatsbibliothek, Red. Ralf Breslau, Berlin 1995, S. 9. 42 Die Handschrift ist in zwei etwas voneinander abweichenden Exemplaren vorhanden. 43 Von der ursprünglichen Sammlung ist in der Grüssauer Bibliothek heute nur noch weniges vorhanden. Die ältesten Bestände verbrannten am 4. Juni 1633 bei der Plünderung des Klosters 23

sauer Fresken allerdings kaum Auskunft. Die früheste Würdigung wurde <strong>Willmann</strong><br />

noch zu seinen Lebzeiten in <strong>der</strong> zweiten, lateinischen Ausgabe von Joach<strong>im</strong> von<br />

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als verläßlich ansehen, denn ohne Zweifel hat er seine Informationen von <strong>Willmann</strong><br />

selbst bezogen. Ein Brief und eine Sandrart zugeeignete Zeichnung <strong>Willmann</strong>s<br />

in <strong>der</strong> Albertina in Wien bezeugen den Kontakt. 37 Die Teutsche Academie gibt<br />

uns in großen Zügen Nachricht über die Herkunft <strong>Willmann</strong>s, über seine Ausbildung<br />

in den Nie<strong>der</strong>landen und sein Leben und Schaffen in den Jahren bis kurz vor<br />

1683, dem Erscheinungsjahr <strong>der</strong> lateinischen Ausgabe <strong>der</strong> Teutschen Academie (Academia<br />

nobiliss<strong>im</strong>a Artis pictoriae).<br />

Als in manchen Punkten ungenau erweisen sich die Angaben, die in Arnold Houbrakens<br />

„Groote Schouburgh <strong>der</strong> ne<strong>der</strong>landsche Konstschil<strong>der</strong> en Schil<strong>der</strong>essen“<br />

über <strong>Willmann</strong> zu finden sind. 38 Sein Wissen bezog Houbraken fraglos aus<br />

Sandrarts Teutscher Academie, denn obwohl die Groote Schouburgh erst 1718, also<br />

lange nach <strong>Willmann</strong>s Tod erschien, gehen die darin gegebenen Informationen<br />

nicht über das hinaus, was Sandrart über <strong>Willmann</strong> mitteilt. Zudem verfälschen<br />

Flüchtigkeiten und fehlerhafte Übersetzung manche <strong>der</strong> von Sandrart gemachten<br />

Angaben.<br />

Eine wichtige historische Quelle ist mit <strong>der</strong> 1759 vom Leubuser Pater Arnold<br />

Teichert verfaßten Historia Domestica Lubensis erhalten geblieben. 39 Die in <strong>der</strong> Breslauer<br />

Universitätsbibliothek aufbewahrte Handschrift enthält eine Lebensbeschreibung<br />

<strong>Willmann</strong>s, die zwar wie<strong>der</strong> Sandrart zitiert, die dessen Angaben aber mit<br />

Daten aus <strong>der</strong> Zeit nach 1683 zu vervollständigen sucht. 40 Die Grüssauer Fresken<br />

werden darin nur kurz als Werke <strong>Willmann</strong>s erwähnt.<br />

Mit Jan Peter Cerronis handschriftlich verfaßter „Geschichte <strong>der</strong> bildenden Künste<br />

in Mähren“ (1807), die <strong>im</strong> Státní oblastní Archiv in Brünn aufbewahrt wird, ist<br />

eine sehr aufschlußreiche Quelle zur Kunstgeschichte <strong>im</strong> mährischen Raum überkommen.<br />

Cerroni stützte sich bei seinen Ausführungen zu <strong>Willmann</strong> auf ein Manuskript,<br />

das ihm 1799 <strong>der</strong> Leubuser Abt Gabriel Otto zusandte. Es ist unter den<br />

Akten Cerronis <strong>im</strong> Brünner Archiv zu finden und enthält die bekannten Daten <strong>der</strong><br />

Academie und <strong>der</strong> Historia Domestica Lubensis, gibt unter Berufung auf P. Arnold<br />

Teichert aber noch einige zusätzliche Informationen. Sie betreffen allerdings nicht<br />

den Grüssauer Freskenzyklus.<br />

Sehr viel aufschlußreicher ist das Grüssauer Quellenmaterial. Es enthält zwar nur<br />

wenige Angaben zur Ausmalung selbst, doch gibt es umfänglich Auskunft über<br />

den Auftraggeber Bernardus Rosa und die Grüssauer Josephsbru<strong>der</strong>schaft. Die<br />

internationale Forschung hat sich zeitweise sehr darum bemüht, den Aufbewahrungsort<br />

dieser Materialien ausfindig zu machen, nicht weil sie sich in beson<strong>der</strong>em<br />

Maße für Grüssau interessierte, son<strong>der</strong>n weil sie sich vom Verbleib <strong>der</strong> Quellen<br />

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36 J. von Sandrart 1683, Ed. A. R. Peltzer 1925, S. 369 f.<br />

37 Der Brief ist bei E. Kloss 1934, <strong>im</strong> Anhang (S. 149) abgedruckt; bei H. Lossow 1994, S. 131 f.<br />

38 A. Houbraken 1718, S. 233; A. von Wurzbach 1880, S. 252.<br />

39 P. A. Teichert verarbeitete dabei Quellenmaterial, das 1739 von P. Gabriel Peschel, dem<br />

Historiker des Leubuser Klosters, zusammengetragen wurde. Vgl. M. Semrau 1896, S. 268; E.<br />

Kloss 1934, S. 153, Anm. 3.<br />

40 HDL, p. 102–106.<br />

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