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Rüdiger Grimkowski Michael Willmann Barockmaler im Dienst der ...

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unumgänglich sein, den Auftraggeber, den damaligen Abt Bernardus Rosa, in die<br />

Betrachtung mit einzubeziehen.<br />

Die Freskenfolge hängt aufs engste mit <strong>der</strong> vom Grüssauer Abt geför<strong>der</strong>ten Josephsverehrung<br />

zusammen. Doch wäre es keine befriedigende Erklärung, wollte<br />

man die Ausmalung allein auf eine persönliche Vorliebe des Abtes für den hl.<br />

Joseph zurückführen. Berücksichtigt man die historischen Rahmenbedingungen<br />

und die ekklesiologischen Implikationen <strong>der</strong> Josephsverehrung, dann lassen sich<br />

über die ganz persönlichen Motive hinaus auch die religionspolitischen Intentionen<br />

des Abtes verdeutlichen. In diesem Zusammenhang wird hier – <strong>der</strong> historischen<br />

Forschung <strong>der</strong> letzten Jahre Rechnung tragend – nicht, wie in <strong>der</strong> Kunstgeschichte<br />

<strong>im</strong>mer noch verbreitet üblich, von Gegenreformation, son<strong>der</strong>n von katholischer<br />

Konfessionalisierung die Rede sein. 34<br />

In Grüssau weist das vehemente Bemühen Bernardus Rosas um die Restitution<br />

des katholischen Glaubens auf die Möglichkeit eines Zusammenhangs zwischen<br />

den religionspolitischen Zielsetzungen und <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Josephsverehrung.<br />

Zu fragen wird also sein, inwieweit die Ausmalung <strong>der</strong> Josephskirche vor dem<br />

Hintergrund <strong>der</strong> Konfessionalisierungspolitik des Abtes gesehen werden muß.<br />

Aufschluß darüber gibt die josephologische Theologie. Mit ihrer Erörterung werden<br />

zugleich die Voraussetzungen für die Klärung <strong>der</strong> ikonographischen Probleme<br />

geschaffen.<br />

Der letzte Fragenkomplex gilt den stilistischen Problemen. Untersuchungen zu<br />

Malweise und Farbgebung, Komposition und Lichtführung sollen die charakteristischen<br />

Eigenheiten <strong>der</strong> Freskomalerei <strong>Willmann</strong>s hervortreten lassen und Fragen<br />

<strong>der</strong> Schülerbeteiligung klären helfen. Unter den Schülern gilt das beson<strong>der</strong>e<br />

Augenmerk Johann Christoph Lischka, vermochte er es doch, mit seinen in Italien<br />

gesammelten Erfahrungen auf die Kunst seines Lehrers zurückzuwirken. Beson<strong>der</strong>e<br />

Beachtung soll zudem <strong>der</strong> Arbeitsweise <strong>Willmann</strong>s geschenkt werden. Seine<br />

Praxis, Anregungen und Vorlagen unterschiedlicher Provenienz zu verarbeiten, ist<br />

nicht nur ikonographisch, son<strong>der</strong>n auch stilistisch bedeutungsvoll. Aus Angst, man<br />

könne <strong>Willmann</strong> seine künstlerische Praxis als schöpferische Uneigenständigkeit<br />

auslegen, wurde dem Phänomen in <strong>der</strong> Literatur zumeist keine beson<strong>der</strong>e Beachtung<br />

geschenkt. Noch in jüngerer Literatur sah man die gestalterische Freiheit, zu<br />

<strong>der</strong> <strong>Willmann</strong> in <strong>der</strong> Abgeschiedenheit seiner Werkstatt fand, als ein Kennzeichen<br />

seiner Kunst. Zu Unrecht habe die Kunstgeschichte von daher die Frage nach <strong>der</strong><br />

Herkunft <strong>der</strong> Stilhaltung und <strong>der</strong> Motive <strong>Willmann</strong>s gestellt. 35 Eine solche Position<br />

bedarf <strong>der</strong> Korrektur. Die Untersuchung <strong>der</strong> Grüssauer Fresken bietet die Möglichkeit,<br />

<strong>Willmann</strong>s individuelle künstlerische Leistung auch in ihren historischen<br />

Bezügen und in Wechselwirkung mit den Rahmenbedingungen seines Schaffens zu<br />

sehen.<br />

Die vorliegende Arbeit konnte sich auf noch reich vorhandenes Quellenmaterial<br />

stützen. Die Quellen, die von <strong>Willmann</strong>s Leben berichten, geben über die Grüs-<br />

Ideenwelt eines tiefreligiösen Kirchenfürsten zu schönster Harmonie vereinigen.“ Vgl. auch E.<br />

Kloss 1934, S. 117.<br />

34 Zur Verwendung des Terminus in <strong>der</strong> Kunstgeschichte bereitet <strong>der</strong> Autor <strong>der</strong>zeit einen<br />

Aufsatz vor („Das Konfessionalisierungsparadigma und die Kunstgeschichte“).<br />

35 W. Braunfels 1985, Bd. 5, S. 227.<br />

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