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Rüdiger Grimkowski Michael Willmann Barockmaler im Dienst der ...

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Werke in preußischen Schlössern konnte zuletzt Gerd Bartoschek zur <strong>Willmann</strong>-<br />

Forschung beisteuern. 28<br />

Die hier vorgelegte Dissertation will sich umfassen<strong>der</strong> als bisher geschehen mit<br />

<strong>Willmann</strong>s Fresken in Grüssau auseinan<strong>der</strong>setzen, alte Fragen wie<strong>der</strong> aufgreifen<br />

und neue stellen, Fragen, die bisher nicht o<strong>der</strong> nur unzureichend verfolgt werden<br />

konnten. – Eine Untersuchung <strong>der</strong> Grüssauer Malereien kann nicht unberücksichtigt<br />

lassen, daß barocke Kirchenausstattungen in hohem Maße auf eine ästhetische<br />

Vereinheitlichung des Raumes hin konzipiert sind und daß <strong>der</strong> Vereinigung <strong>der</strong><br />

Kunstgattungen zu einer Gesamtwirkung häufig ein geschlossenes, programmatisches<br />

Konzept zugrunde liegt. Die Fresken sind in beson<strong>der</strong>em Maße ortsgebunden<br />

und nicht als „autonome“ Bil<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n als „gemalte Ausstattungselemente<br />

innerhalb des barocken Gesamtkunstwerkes“ zu verstehen. 29 Obgleich die Idee<br />

vom Gesamtkunstwerk erst den ästhetischen Vorstellungen des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

entsprang und zunächst eng an Richard Wagners Konzeption des Musikdramas<br />

gebunden war, begegnet man dem Begriff sehr häufig, wenn von barocken Raumgestaltungen<br />

die Rede ist. 30 Die Ausweitung des Begriffs ist zu Recht problematisiert<br />

worden, denn historische Prägnanz besitzt er allein in bezug auf die künstlerischen<br />

Vorstellungen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Weil<br />

er das Bezeichnete semantisch als komplex ausweist, haben sich Kunsthistoriker<br />

seiner jedoch <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> bedient, um das Zusammenklingen von barocker<br />

Architektur, Malerei und Plastik begrifflich zum Ausdruck zu bringen. Die häufige<br />

Rede vom barocken „Gesamtkunstwerk“ indiziert, die Untersuchung <strong>der</strong> Grüssauer<br />

Fresken so zu führen, daß zugleich auch ihr Verhältnis zu plastischen Schmuckformen<br />

und zur Architektur deutlich wird. 31<br />

_______________<br />

28 Siehe Literaturliste.<br />

29 B. Bushart2 1967, S. 151.<br />

30 R. Wagner, Das Kunstwerk <strong>der</strong> Zukunft, Leipzig 1850, S. 197. Die Opernästhetik neigte<br />

schon vor Wagner einem „integrativen Kunstverständnis“ zu. Anknüpfungspunkte für Wagners<br />

ästhetisches Konzept bilden insbeson<strong>der</strong>e die Einheitsvorstellungen des deutschen Idealismus<br />

und <strong>der</strong> Romantik, wie sie bei Friedrich Schelling, Friedrich Schlegel, Novalis, bei Philipp Otto<br />

Runge und an<strong>der</strong>en zum Ausdruck kommen. Stefan Kunze, Der Kunstbegriff Richard Wagners.<br />

Voraussetzungen und Folgerungen, Regensburg 1993, S. 98 ff.; Udo Bermbach, Der Wahn des<br />

Gesamtkunstwerks, Frankfurt a. M. 1994, S. 225 ff. Die Idee des Gesamtkunstwerks bleibt in<br />

den Kunstvorstellungen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jh. lebendig (Max Klinger<br />

„Malerei und Zeichnung“, Leipzig 1891, in: Max Klinger, Wege zum Gesamtkunstwerk, Ausst.<br />

Kat. Hildeshe<strong>im</strong> 1984, S. 207–252) und sie schlägt sich auch in <strong>der</strong> Kunstgeschichtsschreibung<br />

nie<strong>der</strong>. Umfassend dazu: B. Euler-Rolle 1985, S. 55–61; <strong>der</strong>s. 1993, S. 365–374; <strong>der</strong>s. 1987, S. 71 f.<br />

31 Wird <strong>der</strong> Begriff „Gesamtkunstwerk“ überhaupt als brauchbar angesehen, so besteht doch<br />

keine Einigkeit darüber, wie er zu verwenden ist. G. Kapner 1978, S. 83, urteilt, daß formal „ein<br />

Gemeinsames da ist zwischen Barock und dem Gesamtkunstwerk des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts” und<br />

akzeptiert den Begriff unter <strong>der</strong> Voraussetzung, daß er nicht inhaltsgleich auf barocke Kunstwerke<br />

angewandt wird. Um Mißverständnisse auszuschließen hält es B. Rupprecht 1986, S. 11, für<br />

angemessener, vom Gesamtbildwerk des Barock zu sprechen. K. Noehles 1995, Anm. 6 (S. 332<br />

f.), akzeptiert den Begriff „Gesamtkunstwerk“ nur dann, wenn „Architekt und ‚Ausstatter’<br />

konzeptuell entwe<strong>der</strong> in <strong>der</strong>selben Werkstatt zusammenarbeiten (...) o<strong>der</strong> doch die völlige Harmonie<br />

ihrer Intentionen erweisbar ist.“ – Grundlegende Kritik hat B. Euler-Rolle (Lit. wie in<br />

vorangegangener Anm.) an dem Begriff geübt. Er betont, daß es eine barocke Theorie des „Gesamtkunstwerkes“<br />

nicht gebe und kritisiert, daß das „Gesamtkunstwerk“ als For<strong>der</strong>ung nach<br />

einem einzulösenden Ideal schon bei Hans Tietze, Werner Weisbach, Georg Dehio und Hans<br />

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