Rüdiger Grimkowski Michael Willmann Barockmaler im Dienst der ...

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12.12.2012 Aufrufe

habe mit seiner Kunst den in der deutschen Malerei des 17. Jahrhunderts vorherrschenden Eklektizismus überwinden wollen. 16 Inwiefern dies eine Fehleinschätzung der künstlerischen Praxis Michael Willmanns ist, wird im Zusammenhang mit den Grüssauer Fresken zu erörtern sein. Trotz der hier geäußerten Vorbehalte verdient die Monographie von E. Kloss Anerkennung. Sie bildet trotz ihrer Zeitgebundenheit noch heute die Grundlage jeder Beschäftigung mit der Malerei Michael Willmanns. Da nicht alle Werke des schlesischen Meisters den Zweiten Weltkrieg überdauert haben, wird seine Werkkenntnis heute nicht mehr zu übertreffen sein. In den Jahren nach Erscheinen der Willmann-Monographie folgten neben einer Reihe von Rezensionen einige kleinere Veröffentlichungen, die sich mit Einzelfragen der Kunst Willmanns auseinandersetzten. Unter ihnen 1939 ein Aufsatz, in dem sich der Restaurator Johann Drobek und der damalige Provinzialkonservator Günther Grundmann mit der Instandsetzung der schlesischen Barockfresken befaßten. Ihre Untersuchungen geben unter anderem darüber Aufschluß, welche Farben Willmann in der Freskomalerei bevorzugte und inwiefern er sich in der Farbwahl von den nördlich der Alpen tätigen Italienern unterscheidet. Die polnische Forschung brachte den Werken Willmanns nach Kriegsende zunächst nur zurückhaltendes Interesse entgegen. Vornehmlich galt es, ihren aktuellen Bestand zu lokalisieren und zu erfassen. Die Objekte des ehemaligen „Schlesischen Museums der Bildenden Künste“ und des „Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer“ wurden in den Jahren 1942/43 ausgelagert und an verschiedene Orte in Niederschlesien verbracht. Darunter befand sich die umfangreiche Willmann-Sammlung, die das „Schlesische Museum der Bildenden Künste“ im sogenannten Willmannsaal ausgestellt hatte. Es ist insbesondere Bo�ena Steinborn zu danken, daß ein Teil der nach dem Krieg noch vorhandenen Gemälde wieder zusammengetragen und in einer neuen Sammlung vereinigt wurde, die man 1959 gleichsam als Bestandsaufnahme im Schlesischen Museum in Breslau präsentierte. 17 Viele der Werke, die den Krieg überdauerten, befinden sich heute nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort. Neben den im Nationalmuseum in Breslau wieder zusammengeführten Bildern werden heute eine Reihe von Werken im Nationalmuseum in Warschau gezeigt, einige wenige in der Prälatur des ehemaligen Zisterzienserklosters in Leubus, andere wurden auf Schloß Brieg zu einer neuen Sammlung zusammengetragen. Um die Erfassung der nicht in musealem Besitz befindlichen Werke bemühte sich das „Osrodek Dokumentacji Zabytkow“ in Warschau. 18 Mit den Grüssauer Fresken befaßte sich Henryk Dziurla, als er 1974 unter umfänglicher Berücksichtigung des in Breslau noch vorhandenen Quellenmaterials eine Arbeit über die Bau- und Kunstdenkmäler des Grüssauer Klosters verfaßte. _______________ 16 E. Kloss 1934, S. 37. – Die Vorgehensweise führt bei Kloss in Konsequenz zu einer Überbewertung der künstlerischen Bedeutung Willmanns. Entsprechend kritisierte C. Müller Hofstede 1965, S. 195, daß Kloss seinem „Helden“ zu wenig distanziert gegenüberstehe. 17 B. Steinborn 1982, S. 6 f. 18 Man erarbeitete dort eine nach Orten gegliederte Werkliste, in die alle Gemälde aufgenommen wurden, die sich stilistisch mit Willmann in Zusammenhang bringen ließen. Eine Kopie der Liste stellte mir U. Zielinske freundlicherweise zur Verfügung. 16

Entgegen herkömmlicher Meinung vertritt er die Ansicht, daß Willmann seine Arbeiten in der Josephskirche nicht 1695, sondern erst im Jahre 1698 beendet habe. 19 Die Fresken Willmanns im Sommerrefektorium der Leubuser Prälatur waren 1985 Thema der Magisterarbeit von Romuald Nowak. Er widmete sich den in den Jahren 1972 bis 1974 freigelegten und restaurierten Malereien vor allem unter ikonographischen und ikonologischen Gesichtspunkten und machte exemplarisch die Bedeutung von Vorlagen und Vorbildern für Willmanns Bildkompositionen deutlich. Für die Abfolge der von Willmann ausgeführten Freskomalereien schlug er eine etwas von Ernst Kloss abweichende Chronologie vor. Studien zur böhmischen Barockmalerei lenkten in der ehemaligen Tschechoslowakei das Interesse auf Willmann und auf seinen Stiefsohn und Schüler Johann Christoph Lischka. Vor allem Pavel Preiss, Jaromír Neumann und Old�ich J. Blaží�ek bemühten sich darum, Kriterien für eine Scheidung der stilistisch einander nahestehenden Künstler zu entwickeln und den Bestand ihrer Werke in Böhmen und Mähren zu erfassen. 20 Dies verschaffte die Grundlage, ihren Anteil an der Entwicklung der barocken Malerei in Böhmen neu zu bestimmen. Johann Christoph Lischka, der in der deutschen Forschung bislang kaum zur Geltung kam und dessen Leistung auch von Kloss verkannt wurde, gewann dabei als Malerpersönlichkeit durchaus eigenständiges künstlerisches Profil. Die Ergebnisse der tschechischen Forschung waren für die hier vorgelegte Untersuchung insofern von besonderem Interesse, als Lischka in Böhmen auch als Freskomaler hervortrat und Willmann mit der Technik der Freskomalerei erst über seinen Stiefsohn in Berührung kam. In der deutschen Forschung der Nachkriegszeit förderten Untersuchungen zur Freskomalerei einige neue Aspekte zutage. Ins Blickfeld des fachlichen Interesses gelangte Willmanns Grüssauer Zyklus 1951 mit Hans Tintelnots grundlegender Arbeit über die barocke Freskomalerei in Deutschland. Zwar vermehrte der Autor nicht unser Detailwissen über die Grüssauer Fresken, doch hat ihn seine umfassende Kenntnis der barocken Freskomalerei in Deutschland deren besonderen Stellenwert erkennen lassen. Er sieht in Willmann einen Freskanten höchster Qualität, der Charakteristika des Leinwandbildes auf die Wand- und Deckenmalerei übertrug, und urteilt über die Malereien in der Josephskirche: „Als Programm und malerische Leistung stellen sie das Bedeutendste dar, was die deutsche Freskomalerei in ihrer ersten barocken Entwicklungsstufe überhaupt geleistet hat.“ 21 Ein Urteil, das er 1954 in einem Aufsatz über barocke Freskomaler in Schlesien bekräftigte. 22 Auf einen partiellen Aspekt kam Ernst Guldan im gleichen Jahr in seiner Dissertation über jochverschleifende Gewölbedekorationen zu sprechen. Will- _______________ 19 H. Dziurla 1 1974, S. 53, u. Anm. 130 (S. 123). 20 Ein Problem der tschechischen Barockforschung der Nachkriegszeit war mitunter ihre ideologische Befangenheit. In den sonst so aufschlußreichen Arbeiten J. Neumanns tritt sie deutlich zutage. Vgl. A. Angyal, Das Problem des slawischen Barocks, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst Moritz Arndt-Universität Greifswald. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 6, 1956/57, S. 69; E. Hubala 1964, Anm. 1, S. 339 f. 21 H. Tintelnot 1951, S. 51. 22 Ders. 1954, S. 176 f. 17

habe mit seiner Kunst den in <strong>der</strong> deutschen Malerei des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts vorherrschenden<br />

Eklektizismus überwinden wollen. 16 Inwiefern dies eine Fehleinschätzung<br />

<strong>der</strong> künstlerischen Praxis <strong>Michael</strong> <strong>Willmann</strong>s ist, wird <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

den Grüssauer Fresken zu erörtern sein. Trotz <strong>der</strong> hier geäußerten Vorbehalte<br />

verdient die Monographie von E. Kloss Anerkennung. Sie bildet trotz ihrer Zeitgebundenheit<br />

noch heute die Grundlage je<strong>der</strong> Beschäftigung mit <strong>der</strong> Malerei <strong>Michael</strong><br />

<strong>Willmann</strong>s. Da nicht alle Werke des schlesischen Meisters den Zweiten<br />

Weltkrieg überdauert haben, wird seine Werkkenntnis heute nicht mehr zu übertreffen<br />

sein.<br />

In den Jahren nach Erscheinen <strong>der</strong> <strong>Willmann</strong>-Monographie folgten neben einer<br />

Reihe von Rezensionen einige kleinere Veröffentlichungen, die sich mit Einzelfragen<br />

<strong>der</strong> Kunst <strong>Willmann</strong>s auseinan<strong>der</strong>setzten. Unter ihnen 1939 ein Aufsatz, in<br />

dem sich <strong>der</strong> Restaurator Johann Drobek und <strong>der</strong> damalige Provinzialkonservator<br />

Günther Grundmann mit <strong>der</strong> Instandsetzung <strong>der</strong> schlesischen Barockfresken<br />

befaßten. Ihre Untersuchungen geben unter an<strong>der</strong>em darüber Aufschluß, welche<br />

Farben <strong>Willmann</strong> in <strong>der</strong> Freskomalerei bevorzugte und inwiefern er sich in <strong>der</strong><br />

Farbwahl von den nördlich <strong>der</strong> Alpen tätigen Italienern unterscheidet.<br />

Die polnische Forschung brachte den Werken <strong>Willmann</strong>s nach Kriegsende zunächst<br />

nur zurückhaltendes Interesse entgegen. Vornehmlich galt es, ihren aktuellen<br />

Bestand zu lokalisieren und zu erfassen. Die Objekte des ehemaligen „Schlesischen<br />

Museums <strong>der</strong> Bildenden Künste“ und des „Schlesischen Museums für<br />

Kunstgewerbe und Altertümer“ wurden in den Jahren 1942/43 ausgelagert und an<br />

verschiedene Orte in Nie<strong>der</strong>schlesien verbracht. Darunter befand sich die umfangreiche<br />

<strong>Willmann</strong>-Sammlung, die das „Schlesische Museum <strong>der</strong> Bildenden Künste“<br />

<strong>im</strong> sogenannten <strong>Willmann</strong>saal ausgestellt hatte. Es ist insbeson<strong>der</strong>e Bo�ena Steinborn<br />

zu danken, daß ein Teil <strong>der</strong> nach dem Krieg noch vorhandenen Gemälde<br />

wie<strong>der</strong> zusammengetragen und in einer neuen Sammlung vereinigt wurde, die man<br />

1959 gleichsam als Bestandsaufnahme <strong>im</strong> Schlesischen Museum in Breslau präsentierte.<br />

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Viele <strong>der</strong> Werke, die den Krieg überdauerten, befinden sich heute nicht mehr an<br />

ihrem ursprünglichen Ort. Neben den <strong>im</strong> Nationalmuseum in Breslau wie<strong>der</strong> zusammengeführten<br />

Bil<strong>der</strong>n werden heute eine Reihe von Werken <strong>im</strong> Nationalmuseum<br />

in Warschau gezeigt, einige wenige in <strong>der</strong> Prälatur des ehemaligen Zisterzienserklosters<br />

in Leubus, an<strong>der</strong>e wurden auf Schloß Brieg zu einer neuen Sammlung<br />

zusammengetragen. Um die Erfassung <strong>der</strong> nicht in musealem Besitz befindlichen<br />

Werke bemühte sich das „Osrodek Dokumentacji Zabytkow“ in Warschau. 18<br />

Mit den Grüssauer Fresken befaßte sich Henryk Dziurla, als er 1974 unter umfänglicher<br />

Berücksichtigung des in Breslau noch vorhandenen Quellenmaterials<br />

eine Arbeit über die Bau- und Kunstdenkmäler des Grüssauer Klosters verfaßte.<br />

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16 E. Kloss 1934, S. 37. – Die Vorgehensweise führt bei Kloss in Konsequenz zu einer Überbewertung<br />

<strong>der</strong> künstlerischen Bedeutung <strong>Willmann</strong>s. Entsprechend kritisierte C. Müller Hofstede<br />

1965, S. 195, daß Kloss seinem „Helden“ zu wenig distanziert gegenüberstehe.<br />

17 B. Steinborn 1982, S. 6 f.<br />

18 Man erarbeitete dort eine nach Orten geglie<strong>der</strong>te Werkliste, in die alle Gemälde aufgenommen<br />

wurden, die sich stilistisch mit <strong>Willmann</strong> in Zusammenhang bringen ließen. Eine<br />

Kopie <strong>der</strong> Liste stellte mir U. Zielinske freundlicherweise zur Verfügung.<br />

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