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Rüdiger Grimkowski Michael Willmann Barockmaler im Dienst der ...

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volkstümlichen Erzählweise <strong>der</strong> Grüssauer Wandfresken spricht. Dies ist ein Urteil,<br />

das sich nur vor dem Hintergrund <strong>der</strong> zeitgenössischen Forschungslage verstehen<br />

läßt; es verkennt den Charakter barocker Bildprogramme und läßt gewichtige<br />

Aspekte <strong>der</strong> barocken Josephsikonographie außer acht.<br />

Das große Verdienst von Kloss ist es, die eigenhändigen Werke aus <strong>der</strong> großen<br />

Fülle <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Werkstatt <strong>Willmann</strong>s stammenden Arbeiten geschieden und,<br />

ausgehend von den datierten o<strong>der</strong> aufgrund <strong>der</strong> Quellen eindeutig zu best<strong>im</strong>menden<br />

Gemälden, nach stilistischen Merkmalen geordnet zu haben. Zudem versuchte<br />

Kloss aufzuzeigen, daß <strong>Willmann</strong> zu Unrecht <strong>der</strong> Ruf eines „van Dyck-Nachahmers“<br />

anhafte und daß er „aus den Anregungen <strong>der</strong> flämischen und holländischen<br />

Malerschule die Kraft zu einem persönlichen Stil von hohem malerischen<br />

Reiz zog.“ 10 Das Bild, das Kloss von <strong>Willmann</strong> und seiner Kunst vermittelt, ist<br />

jedoch in nicht unerheblichem Maße von seinem Kunstverständnis und seiner<br />

Methodik geprägt. Er zeigt sich stark beeinflußt von den kunsttheoretischen Vorstellungen<br />

Heinrich Wölfflins, dem er seine <strong>Willmann</strong>-Monographie auch widmete.<br />

Jacob Burckhardt zitierend, bekräftigte Wölfflin 1933 <strong>im</strong> Nachwort <strong>der</strong><br />

„Kunstgeschichtlichen Grundbegriffe“: „Im ganzen ist also <strong>der</strong> Zusammenhang<br />

<strong>der</strong> Kunst mit <strong>der</strong> allgemeinen Kultur nur lose und leicht zu fassen, die Kunst hat<br />

ihr eigenes Leben und ihre eigene Geschichte.“ 11 Dabei sieht er künstlerische Individualität<br />

und eigengesetzliche Entwicklung <strong>der</strong> Kunst nicht als <strong>im</strong> Wi<strong>der</strong>spruch<br />

zueinan<strong>der</strong> stehend. 12 Es scheint wie <strong>der</strong> Versuch einer Verifikation Wölfflinscher<br />

Grundannahmen, wenn Kloss die stilistische Entwicklung <strong>Willmann</strong>s allein den<br />

Eingebungen des schöpferischen Subjekts folgen läßt und den Künstler dabei<br />

einen Reifungsprozeß vollziehen sieht, <strong>der</strong> ihn wie selbstverständlich vom Hochbarock<br />

bis an die Schwelle des Rokoko führt. 13 Sichtlich liegt dem das Bemühen zu<br />

Grunde, den künstlerischen Rang <strong>Willmann</strong>s zu unterstreichen, denn es sind nach<br />

Wölfflin gerade die großen Künstler, die sich <strong>der</strong> allgemeinen Kunstentwicklung<br />

am besten einfügen. 14 Der Versuch, individuelle und kunsthistorische Entwicklung<br />

zur Deckung zu bringen, verleitet Kloss zu einer allzu schematischen Periodisierung<br />

<strong>der</strong> künstlerischen Entwicklung <strong>Willmann</strong>s. 15 Zudem läßt die Vorstellung des<br />

autonom schaffenden Künstlers die These als folgerichtig erscheinen, <strong>Willmann</strong><br />

_______________<br />

10 E. Kloss 1930, S. 5.<br />

11 Aus einer Kollegheftnotiz J. Burckhardts, zitiert nach H. Wölfflin 1970, S. 282.<br />

12 H. Wölfflin 1970, S. 6, (aus dem Vorwort zur sechsten Auflage 1922, S. X): „Der Einwand,<br />

daß durch die Annahme einer ‚gesetzmäßigen’ Entwicklung des Vorstellens die Bedeutung <strong>der</strong><br />

künstlerischen Individualität aufgehoben werde, ist ein läppischer Einwand. So gut <strong>der</strong> Körper<br />

nach durchgehenden Gesetzen gebaut ist, ohne daß <strong>der</strong> individuellen Form Abbruch geschähe,<br />

so gut steht die Gesetzmäßigkeit <strong>der</strong> geistigen Struktur des Menschen mit Freiheit nicht <strong>im</strong><br />

Wi<strong>der</strong>spruch.“ – Wölfflin versuchte mit dieser Äußerung <strong>der</strong> Kritik entgegenzutreten, daß das<br />

künstlerische Individuum in seiner Kunstgeschichte nicht mehr den ihm gebührenden Platz<br />

erhalte. Vgl. M. Lurz 1981, S. 21.<br />

13 E. Kloss 1934, S. 26.<br />

14 M. Lurz 1981, S. 20.<br />

15 Daß es nicht <strong>im</strong>mer verläßliche Kriterien waren, nach denen Kloss das Oeuvre zu ordnen<br />

suchte, klang schon in <strong>der</strong> Rezension von G. Grundmann 1935, S. 168, an. – Hinsichtlich des<br />

sogenannten Feinstils bemerkte C. Müller Hofstede 1965, S. 196, daß er weniger eine eingrenzbare<br />

Periode in <strong>Willmann</strong>s Schaffen sei, als ein Charakteristikum, das in unterschiedlichen Stilphasen<br />

einmal mehr, einmal weniger ausgeprägt hervortreten kann.<br />

15

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