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Rüdiger Grimkowski Michael Willmann Barockmaler im Dienst der ...

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Einleitung<br />

In Schlesien, Böhmen und Mähren war <strong>Michael</strong> <strong>Willmann</strong> zu seiner Zeit einer <strong>der</strong><br />

begehrtesten Maler. Die Auftraggeber überhäuften ihn mit Aufträgen und bezeichneten<br />

ihn respektvoll als „temporum nostrorum Apelles“. 1 Nachfolgend ist<br />

<strong>Willmann</strong> lange Zeit nur noch sporadisch Bewun<strong>der</strong>ung entgegengebracht worden.<br />

Nahezu emphatisch äußerte sich Johann Georg Meusel 1808 <strong>im</strong> zweiten Band<br />

seines Archivs für Künstler und Kunstfreunde. Er bezeichnet <strong>Willmann</strong> als „deutschen<br />

Raffael“ und hebt hinsichtlich <strong>der</strong> Grüssauer Fresken hervor, daß sie „mit eben so<br />

vieler Erfindungskraft als Schönheit des Ausdrucks und Kolorits vorgestellt (seien)“.<br />

Bedauernd konstatiert er, daß „dieses ausserordentlich fruchtbare Genie“ nur<br />

wenig bekannt sei. 2 Die ablehnende Haltung, die man dem Barock bis gegen Ende<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts entgegenbrachte, dürfte dazu beigetragen haben, daß sich an<br />

<strong>der</strong> von ihm beklagten Situation so rasch nichts än<strong>der</strong>te. 3 Eine breitere Rezeption<br />

wird auch erschwert haben, daß sich <strong>Willmann</strong>s Gemälde zumeist an den ursprünglichen<br />

Aufbewahrungsorten befanden und kaum in öffentlichen Sammlungen<br />

zugänglich waren.<br />

Einen umfassenden Überblick über die <strong>im</strong> Besitz <strong>der</strong> schlesischen Klöster befindlichen<br />

Werke verschaffte sich erstmals <strong>der</strong> Archivar Johann Gustav Büsching. Mit<br />

<strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Säkularisationsverordnungen betraut, hatte er neben Bibliotheken<br />

und Archiven die vorhandenen Kunstgegenstände zu inventarisieren und<br />

zu Sammlungen zusammenzufassen. Er war es, <strong>der</strong> in einem Brief an Friedrich<br />

Schlegel 1812 für das damals noch nicht realisierte Projekt <strong>der</strong> Breslauer Gemäldegalerie<br />

die Einrichtung eines <strong>Willmann</strong>saales anregte. In Büschings 1813 erschienener<br />

Schrift Bruchstücke einer Geschäftsreise durch Schlesien ..., dem gewissermaßen<br />

publizistischen Nebenprodukt seiner Tätigkeit als „Kommissar für die Sammlung<br />

und Erhaltung <strong>der</strong> Kunstwerke und Bibliotheken in den aufgehobenen schlesi-<br />

_______________<br />

1 HDL, p. 106; GvH, Kap. 19, 8.<br />

2 J. G. Meusel Bd. 2, H. 4, 1808, S. 54 u. S. 55; J. R. Füssli Teil 2.11, 1820, S. 6003 u. S. 6004<br />

Anm. *), übern<strong>im</strong>mt Äußerungen Meusels fast wörtlich.<br />

3 Noch Jacob Burckhardt nannte die Kunst des Barock in seinem „Cicerone“ (1855) einen<br />

„verwil<strong>der</strong>ten Dialekt“ <strong>der</strong> Renaissance. Er fand zwar auch Kriterien, die einer neuen Bewertung<br />

des Barock den Weg bereiteten, doch allmählich zu wandeln begann sich die bis dahin tradierte<br />

Auffassung erst mit Cornelius Gurlitts erstem Band zur Kunstgeschichte des Barock, <strong>der</strong> „Geschichte<br />

des Barockstils in Italien“ (1887), mit Carl Justis Velasquez-Monographie (1888) und<br />

mit Heinrich Wölfflins „Renaissance und Barock“ (1888). Dazu: Heinrich Lützeler, Der Wandel<br />

<strong>der</strong> Barockauffassung, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte<br />

11, 1933, S. 618–636; H. Tintelnot 1956, S. 13–91. Martin Warnke 1991, S. 1214 ff., betont,<br />

daß bei Gurlitt und mehr noch bei Wölfflin die kritische Haltung gegenüber dem Barock<br />

noch nachwirke. Zu einer positiveren Bewertung fand Wölfflin erst sehr viel später („Kunstgeschichtliche<br />

Grundbegriffe“, 1915). – Vgl. auch Hans-Harald Müller, Barockforschung: Ideologie<br />

und Methode. Ein Kapitel deutscher Wissenschaftsgeschichte 1870–1930, Darmstadt 1973, S.<br />

29; J. Bia�ostocki 2 1981, S. 108 f.; Werner Oechslin 1991, S. 1226 ff.; S. Appuhn-Radtke 2000, S. 11 ff.<br />

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