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slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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514 4. Die Typen <strong>des</strong> Elementarsatzes<br />

4.1.4. Zur Setzung <strong>des</strong> pronominalen Subjekts (czytam – ja czytam)<br />

Mit dem Merkmal ‚Variable Setzung <strong>des</strong> Subjekts’ wird auf das in der traditionellen <strong>polnischen</strong><br />

Syntax zentrale syntaktische Merkmal Bezug genommen. Aber es wird nicht mehr<br />

als Hauptkriterium für die Unterscheidung der Satztypen verwendet und und zugleich ergänzt,<br />

nämlich durch die Unterscheidung in obligatorisch gesetzte Subjekte, obligatorisch<br />

nicht gesetzte Subjekte (‚syntaktische Nullen’) und fakultative Subjekte.<br />

Entgegen der üblichen Verwendung <strong>des</strong> Ausdrucks ‚fakultativ’ geht es bei den<br />

Subjekten nicht einfach um ‚Weglassbarkeit’, in dem Sinne, dass eine Konstitiuente im<br />

Typ angesetzt wird und unter bestimmten (meist aber nicht genannten) Bedingungen weggelassen<br />

werden kann, z.B. das indirekte Objekt mu in chciaΩ, z˙ebym mu przebaczyΩa. Es<br />

soll statt<strong>des</strong>sen Folgen<strong>des</strong> gelten: Können wir sagen, dass das Satzglied in einem Satztyp<br />

per Default realisiert wird, dann bezeichnen wir das als ‚positive Fakultativität’. Z.B. wird<br />

die Kopula per Default gesetzt: Dzis´ jest chΩodno und nur unter bestimmten Bedingungen<br />

weggelassen. Demgegenüber soll ‚negative Fakultativität’ der umgekehrte Fall heißen: das<br />

Satzglied eines Satztyps wird per Default nicht realisiert, kann aber unter bestimmten Bedingungen<br />

realisiert werden. Im Polnischen wird das Personalpronomen als Subjekt per<br />

Default nicht gesetzt, es kann aber erscheinen, vor allem, wenn ein personaler Kontrast<br />

ausgedrückt werden soll, vgl. Ja przyjde˛! Falls nicht ganz klar ist, ob der Default die Setzung<br />

oder die Nicht-Setzung <strong>des</strong> Satzglieds ist oder wenn komplexe Regeln hinter der Setzung<br />

stehen, kann eine Setzung auch einfach ‚fakultativ’ genannt werden.<br />

Im Standardfall wird bei finiten <strong>Verb</strong>en im Prädikat kein Personalpronomen der 1.<br />

oder 2. Person – ja ‚ich’, ty ‚du’, my ‚wir’, wy ‚ihr’ – verwendet (negativ fakultativ):<br />

Czytam. ‚Ich lese.’ Chodzisz do szkoΩy? ‚Gehst du zur Schule?’ Wro´cimy jutro.<br />

‚Wir kommen morgen zurück.’ Kiedy przyjechalisćie? ‚Wann seid ihr gekommen?’<br />

In Sätzen dieses Typs wird das logische Subjekt nur von der Personalendung <strong>des</strong> <strong>Verb</strong>s<br />

ausgedrückt. Die Personalpronomen ja ‚ich’, ty ‚du’, my ‚wir’, wy ‚ihr’ erscheinen als<br />

Subjekt zusammen mit den Formen der 1. und 2. Person <strong>des</strong> <strong>Verb</strong>s nur dann, wenn der<br />

logische Akzent auf sie fällt:<br />

Ja czytam, a ty mi przeszkadzasz. ‚Ich lese, und du störst mich.’ Nie sprza˛tajcie,<br />

my to zrobimy. ‚Räumt nicht auf, wir machen das.’<br />

Besteht kein besonderer Anlass zur Hervorhebung <strong>des</strong> Subjekts, wird die subjektlose Konstruktion<br />

verwendet. Da mit der 1. und 2. Person immer auf eine bestimmte Person referiert<br />

wird, kommt es nicht zu Missverständnissen. Demgegenüber können jedoch mit der 3.<br />

Person logische Subjekte verschiedenster Art auftreten. Trotzdem erscheinen die Personalpronomen<br />

on, ona, ono, oni, one als Subjekte der 3. Person zu einem verbalen Prädikat<br />

verhältnismäßig selten. Sie können in anaphorischer (textverweisender) Funktion vor oder<br />

nach dem Prädikat verwendet werden:

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