slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb
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450 7. Verben Zum anderen wird Person in der Verbalflexion markiert: (KONJUGATION DER VERBEN). 1. Person: czytam 2. Person: czytasz 3. Person: czyta etc. Subjekt und Prädikat kongruieren: Ja czytam, a ty przeszkadzasz. ‚Ich lese und du störst mich.’ Während sich die erste und die zweite Person auf Personen im eigentlichen Sinne bzw. auf personifizierte Gegenstände beziehen, ist die dritte Person referenziell nicht festgelegt. Sie kann auch auf Gegenstände verweisen, vgl.: Lampa wisi nad stoΩem. ‚Die Lampe hängt über dem Tisch.’ Die dritte Person fungiert als Defaultkategorie des Verbs und wird auch in subjektlosen Sätzen (zdania bezpodmiotowe) verwendet. Dazu gehören Sätze, in denen a) gar kein Referent vorhanden ist (unpersönlich), BΩyska sie±. ‚Es blitzt.’ ∫a±ke± zalaΩo woda±. ‚Die Wiese ist überschwemmt worden.’ oder b) die Identität der Teilnehmer des Gesprächaktes offen gelassen werden soll. In den Sätzen Do miasteczka chodziΩo sie± przez las. ‚Zum Dorf ging man durch den Wald.’ Nie wypada s´piewac´ przy jedzeniu. ‚Es gehört sich nicht, beim Essen zu singen.’ können sich die Handlungen je nach Kontext auch auf den Sprecher und/oder den Hörer und/oder dritte Personen beziehen (siehe auch SYNTAX Zur Bestimmtheit der grammatischen Person). Entsprechend der Defaultfunktion kann die dritte Person in vielen Kontexten auch eindeutig auf den bzw. die Sprechaktteilnehmer verweisen. Dies ist der Fall, wenn Hörer bzw. Sprecher mit Hilfe eines Namens oder einer definiten Beschreibung identifiziert werden: Tu mówi Tomasz Kowalski. ‚Hier spricht Tomasz Kowalski.’ Czytelnik nie znajdzie w tym podre±czniku uzasadnien´ o charakterze teoretycznym. ‚Der Leser wird in diesem Handbuch keine Beweisführungen theoretischer Art finden.’ Wszyscy pasaz˙erowie proszeni sa± o zgaszenie papieroów. ‚Alle Fluggäste werden gebeten jetzt das Rauchen einzustellen. Die indirekte Anrede erklärt die Formenübereinstimmung der distanten zweiten Person mit der dritten Person: das Pronomen pan geht auf das homonyme Substantiv ‚Herr’ zurück.
7.9. Person 451 Ein weiterer Fall indirekter Anrede sind die syntaktisch integrierten Verwandtschaftsbezeichnungen: Ciociu, moz˙e ciocia zje ciasteczko? ‚Tante, magst du etwas Kuchen?’ Die grammatische Kategorie der Person zeigt einige Besonderheiten im Numerus. Während die dritte Person ein reguläres Verhältnis von Singular und Plural hat: on – oni = eine nicht am Gesprächsakt beteiligte Entität und noch solch eine Entität etc.’ Vgl: ksia±z˙ka – ksia±z˙ki = eine Lampe und noch eine Lampe etc. bedeutet der Plural der ersten Person nicht eine Vielzahl von gleichen Entitäten: my referiert nicht auf ‚einen Sprecher und noch einen Sprecher etc.’ sondern auf ‚einen Sprecher und jemand anderes (der Hörer, die Hörer, eine dritte Person, dritte Personen oder verschiedene Kombinationen aus diesen)’. Ähnlich beziehen sich die pluralischen Personalpronomen wy, panowie, panie und panstwo auf ‚den Hörer und noch jemanden’ (einen weiteren Hörer, weitere Hörer, eine dritte Personen, dritte Personen oder verschiedene Kombinationen aus diesen). my ≠ der Sprecher und noch ein Sprecher my = der Sprecher und jemand anderes wy/panowie/panie/panstwo: der Hörer und noch jemand Neben den skizzierten zentralen Verwendungsbedingungen weisen die Subkategorien der Person einige Transpositionen auf. 1) das my des Autors: Zum Ausdruck einer als höflich empfundenen Bescheidenheit wird vor allem in wissenschaftlichen Publikationen ja durch die Pluralform my ersetzt: Analize± tekstowa± rozpoczniemy od niemieckich cytatów. ‚Wir beginnen unsere Textanalyse mit deutschen Zitaten.’ 2) das sprecherexklusive my: vor allem in Krankenhäusern kommt es vor, dass Ärzte und Krankenschwestern einzelne Patienten mit der ersten Person Plural anreden: A jak sie± dzisiaj czujemy? ‚Wie fühlen wir uns denn heute?’ 3) Generische Referenz: wenn der Sprecher sich auf eine Klasse in ihrer Gesamtheit bezieht, also eine Verallgemeinerung trifft, wird in der Regel die dritte Person (Singular oder Plural) verwendet. In wissenschaftlichen Aussagen oder in Sprichwörtern kann aber auch die zweite Person des Verbs ohne das Pronomen auftreten: W je±zyku polskim rozróz˙niamy siedem form przypadkowych. ‚Im Polnischen unterscheiden wir sieben Kasusformen.’ Prawdziwych przyjacióΩ poznaje sie± w biedzie. ‚In der Not erkennt man seine Freunde.’
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7.9. Person 451<br />
Ein weiterer Fall indirekter Anrede sind die syntaktisch integrierten Verwandtschaftsbezeichnungen:<br />
Ciociu, moz˙e ciocia zje ciasteczko? ‚Tante, magst du etwas Kuchen?’<br />
Die grammatische Kategorie der Person zeigt einige Besonderheiten im Numerus. Während<br />
die dritte Person ein reguläres Verhältnis von Singular und Plural hat:<br />
on – oni = eine nicht am Gesprächsakt beteiligte Entität und noch solch eine Entität<br />
etc.’<br />
Vgl: ksia±z˙ka – ksia±z˙ki = eine Lampe und noch eine Lampe etc.<br />
bedeutet der Plural der ersten Person nicht eine Vielzahl von gleichen Entitäten: my referiert<br />
nicht auf ‚einen Sprecher und noch einen Sprecher etc.’ sondern auf ‚einen Sprecher<br />
und jemand anderes (der Hörer, die Hörer, eine dritte Person, dritte Personen oder verschiedene<br />
Kombinationen aus diesen)’. Ähnlich beziehen sich die pluralischen Personalpronomen<br />
wy, panowie, panie und panstwo auf ‚den Hörer und noch jemanden’ (einen<br />
weiteren Hörer, weitere Hörer, eine dritte Personen, dritte Personen oder verschiedene<br />
Kombinationen aus diesen).<br />
my ≠ der Sprecher und noch ein Sprecher<br />
my = der Sprecher und jemand anderes<br />
wy/panowie/panie/panstwo: der Hörer und noch jemand<br />
Neben den skizzierten zentralen Verwendungsbedingungen weisen die Subkategorien der<br />
Person einige Transpositionen auf.<br />
1) das my <strong>des</strong> Autors: Zum Ausdruck einer als höflich empfundenen Bescheidenheit wird<br />
vor allem in wissenschaftlichen Publikationen ja durch die Pluralform my ersetzt:<br />
Analize± tekstowa± rozpoczniemy od niemieckich cytatów. ‚Wir beginnen unsere Textanalyse<br />
mit deutschen Zitaten.’<br />
2) das sprecherexklusive my: vor allem in Krankenhäusern kommt es vor, dass Ärzte und<br />
Krankenschwestern einzelne Patienten mit der ersten Person Plural anreden:<br />
A jak sie± dzisiaj czujemy? ‚Wie fühlen wir uns denn heute?’<br />
3) Generische Referenz: wenn der Sprecher sich auf eine Klasse in ihrer Gesamtheit bezieht,<br />
also eine Verallgemeinerung trifft, wird in der Regel die dritte Person (Singular oder<br />
Plural) verwendet. In wissenschaftlichen Aussagen oder in Sprichwörtern kann aber auch<br />
die zweite Person <strong>des</strong> <strong>Verb</strong>s ohne das Pronomen auftreten:<br />
W je±zyku polskim rozróz˙niamy siedem form przypadkowych. ‚Im Polnischen unterscheiden<br />
wir sieben Kasusformen.’<br />
Prawdziwych przyjacióΩ poznaje sie± w biedzie. ‚In der Not erkennt man seine<br />
Freunde.’