slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb
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428 7. Verben Narrative Tempusfunktionen liegen immer dann vor, wenn der Hörer oder Leser sich mit seiner Vorstellung zeitlich ‚gleichauf’ mit der dargestellten Situation, quasi in der dargestellten Welt befindet. Dies ist unabhängig davon, ob die Situationen im Präsens oder im Präteritum dargestellt werden. Bei Direktreportagen wird der Hörer ebenso in die berichtete Welt versetzt wie im historischen Präsens, also dann, wenn ein Sprecher über Vergangenheit im Präsens berichtet. Romane benutzen demgegenüber als erzählendes Tempus normalerweise das Präteritum. Während bei relativer Lokalisierung an die Stelle der Sprechzeit als dominanter Lokalisator ein Sprech-, Denk- o.ä. -akt tritt, tritt bei der narrativen Lokalisierung an die Stelle der Sprechzeit als dominanter Lokalisator das ‚Psychische Jetzt’, die Zeit, in der der Leser oder Hörer die erzählte Situation liest oder hört und verarbeitet. Der Leser rezipiert die Textpassage so, als ob der Erzähler ‚jetzt’ über etwas Gegenwärtiges spricht und stellt sich das Erzählte so vor, als erlebe er es direkt. Dass dies so ist, kann man sich klar machen, wenn man den Inhalt von als Direktreportage liest (im Theater entspricht dem die sogenannte Mauerschau). Dabei ist das Präteritum in durch das ipf. Präsens zu ersetzen: (Genowefa) stawia wiadra na ziemi i odgarnia kosmyk z czoΩa. Eli chwyta wiadra i rusza za nia˛ kamienista± dro´z˙ka˛. Ona mo´wi cos´, nie odwracaja˛c sie˛. Mit einer kleinen Änderung des verbalen ‚Vorzeichens’ (postawiΩa) kann der Rest des Ausschnittes auch als historisches Präsens gelesen werden: (Genowefa) postawiΩa wiadra na ziemi i odgarnie kosmyk z czoΩa. Eli chwyta wiadra i ruszy za nia˛ kamienista± dro´z˙ka˛. Ona mo´wi cos´, nie odwracaja˛c sie˛. Nicht möglich ist eine solche Tempusersetzung, wenn das Präteritum deiktisch, also relativ zur Sprechzeit lokalisiert ist. Würde – Zme˛z˙niaΩes´. ins Präsens gesetzt, dann würde das, ganz anders als bei der Umwandlung des narrativen Präteriums in ein historisches Präsens, den Sinn (und den Wahrheitswert) völlig ändern. Der Grund dafür ist, dass bei den narrativen Tempusfunktionen des Präteritum und Präsens die aktionale Situation subjektiv gleichzeitig lokalisiert wird, sie wird in der Vorstellung so reproduziert, als sehe man sie, nehme sie direkt wahr. Demgegenüber fällt beim deiktischen Präteritum die subjektive und die deiktische Lokalisierung zusammen, das Präteritum hat hier die Funktion ‚vorzeitig (zur Sprechzeit und zum Psychischen Jetzt)’. Im narrativen Präteritum ist die Funktion ‚vorzeitig zur Sprechzeit’ nicht dominant (auch z.B. Science Fiction oder utopische Romane werden im narrativen Präteritum erzählt), dominant ist die Lokalisierung ‚gleichzeitig zum Psychischen Jetzt’.
7.7. Das Tempus 429 Vorläufige Zusammenfassung zu den narrativen Tempusfunktionen: Narratives Präsens (Varianten: Historisches Präsens, Direktreportage/Mauerschau, Inhaltsangabe von Erzählung, Szenisches Präsens u.a.), fast immer ipf. Aspekt: Dominante Lokalisierung: ‚Aktionale Situation GLEICHZEITIG ZU psychischem Jetzt’ Untergeordnete Lokalisierung bei Historischem Präsens: ‚Aktionale Situation VOR Sprechzeit’; bei Direktreportage: ‚Aktionale Situation GLEICHZEITIG ZU Sprechzeit’, Narratives Präteritum, pf. oder ipf. Aspekt: Aktionale Chronologie Dominante Lokalisierung: ‚Aktionale Situation GLEICHZEITIG ZU psychischem Jetzt’ Untergeordnete Lokalisierung (Default): ‚Aktionale Situation VOR Sprechzeit’. Die narrative, d.h. die dominante Lokalisierung ‚gleichzeitig zum Psychischen Jetzt’ erlaubt auch die Erklärung für eine spezifische Art der taxischen Funktion, die ‚aktionale Chronologie’. Die Situationen in den Sätzen (Genowefa) postawiΩa pf wiadra na ziemi i odgarne±Ωa pf kosmyk z czoΩa. Eli (a) chwyciΩ pf. wiadra i ruszyΩ pf za nia˛ kamienista± dro´z˙ka˛. werden als Sequenz, als aufeinanderfolgende Vorgänge verstanden. Der Rezipient stellt sich jeweils beim Lesen des Elementarsatzes die Situation vor. Handelt es sich um ein Ereignis, so ist der vorgestellte Vorgang abgeschlossen und wenn der nächste Vorgang ebenfalls ein Ereignis ist, dann beginnt er nach dem Abschluss des vorher vorgestellten Vorgangs. Es entsteht die Vorstellung einer Abfolge von Situationen. Ist der vorgestellte Vorgang ein Verlauf, so ist er in der Vorstellung noch nicht abgeschlossen, wenn der nächste Vorgang in die Vorstellung eintritt. Das Ergebnis ist, dass der nächste Vorgang als gleichzeitig, als zeitlich parallel, aufgefasst wird. Vgl.: Genowefa (a) praΩa ipf biaΩa˛ bielizne˛ w Czarnej. Z zimna (b) dre˛twiaΩy ipf jej re˛ce. (c) PodnosiΩa ipf je wysoko do sΩon´ca. ‚Genowefa (a) wusch die weiße Wäsche im Czarna(fluss). Vor Kälte (b) wurden ihre Hände starr. Sie (c) hielt sie hoch an die Sonne.’ Durch den Aspekt kann unterschieden werden, ob der nächste Vorgang auch ein Verlauf ist wie in den Beispielsätzen oben oder ein Ereignis wie mit podniosΩa pf : Genowefa (a) praΩa ipf biaΩa˛ bielizne˛ w Czarnej. Z zimna (b) dre˛twiaΩy ipf jej re˛ce. (c) PodniosΩa pf je wysoko do sΩon´ca. ‚Genowefa (a) wusch die weiße Wäsche im
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7.7. <strong>Das</strong> Tempus 429<br />
Vorläufige Zusammenfassung zu den narrativen Tempusfunktionen:<br />
Narratives Präsens (Varianten: Historisches Präsens, Direktreportage/Mauerschau,<br />
Inhaltsangabe von Erzählung, Szenisches Präsens u.a.), fast immer ipf.<br />
Aspekt:<br />
Dominante Lokalisierung: ‚Aktionale Situation GLEICHZEITIG ZU psychischem<br />
Jetzt’<br />
Untergeordnete Lokalisierung bei Historischem Präsens: ‚Aktionale Situation<br />
VOR Sprechzeit’; bei Direktreportage: ‚Aktionale Situation GLEICHZEITIG ZU<br />
Sprechzeit’,<br />
Narratives Präteritum, pf. oder ipf. Aspekt:<br />
Aktionale Chronologie<br />
Dominante Lokalisierung: ‚Aktionale Situation GLEICHZEITIG ZU psychischem<br />
Jetzt’<br />
Untergeordnete Lokalisierung (Default): ‚Aktionale Situation VOR Sprechzeit’.<br />
Die narrative, d.h. die dominante Lokalisierung ‚gleichzeitig zum Psychischen Jetzt’ erlaubt<br />
auch die Erklärung für eine spezifische Art der taxischen Funktion, die ‚aktionale<br />
Chronologie’. Die Situationen in den Sätzen<br />
(Genowefa) postawiΩa pf wiadra na ziemi i odgarne±Ωa pf kosmyk z czoΩa.<br />
Eli (a) chwyciΩ pf. wiadra i ruszyΩ pf za nia˛ kamienista± dro´z˙ka˛.<br />
werden als Sequenz, als aufeinanderfolgende Vorgänge verstanden. Der Rezipient stellt<br />
sich jeweils beim Lesen <strong>des</strong> Elementarsatzes die Situation vor. Handelt es sich um ein Ereignis,<br />
so ist der vorgestellte Vorgang abgeschlossen und wenn der nächste Vorgang ebenfalls<br />
ein Ereignis ist, dann beginnt er nach dem Abschluss <strong>des</strong> vorher vorgestellten Vorgangs.<br />
Es entsteht die Vorstellung einer Abfolge von Situationen. Ist der vorgestellte Vorgang<br />
ein Verlauf, so ist er in der Vorstellung noch nicht abgeschlossen, wenn der nächste<br />
Vorgang in die Vorstellung eintritt. <strong>Das</strong> Ergebnis ist, dass der nächste Vorgang als gleichzeitig,<br />
als zeitlich parallel, aufgefasst wird. Vgl.:<br />
Genowefa (a) praΩa ipf biaΩa˛ bielizne˛ w Czarnej. Z zimna (b) dre˛twiaΩy ipf jej re˛ce.<br />
(c) PodnosiΩa ipf je wysoko do sΩon´ca. ‚Genowefa (a) wusch die weiße Wäsche im<br />
Czarna(fluss). Vor Kälte (b) wurden ihre Hände starr. Sie (c) hielt sie hoch an die<br />
Sonne.’<br />
Durch den Aspekt kann unterschieden werden, ob der nächste Vorgang auch ein Verlauf ist<br />
wie in den Beispielsätzen oben oder ein Ereignis wie mit podniosΩa pf :<br />
Genowefa (a) praΩa ipf biaΩa˛ bielizne˛ w Czarnej. Z zimna (b) dre˛twiaΩy ipf jej re˛ce.<br />
(c) PodniosΩa pf je wysoko do sΩon´ca. ‚Genowefa (a) wusch die weiße Wäsche im