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slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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7.6. Der Aspekt 395<br />

Wenn die morphologische Funktion <strong>des</strong> pf. Aspekts unverändert auf die Satzebene vererbt<br />

wird, erscheint sie dort unter der Bezeichnung ‚konkret-faktische Funktion’. Die Funktion<br />

<strong>des</strong> ipf. Aspekts ist demgegenüber von der lexikalischen Ebene auf die morphologische<br />

vererbt und wird dann auf der Satzebene durch Kontexte in mehrere aspektuelle Satzfunktionen<br />

differenziert.<br />

Da es sich hier um eine theorieabhängige Explikation <strong>des</strong> <strong>polnischen</strong> Aspekts als<br />

grammatische Kategorie handelt, ist ein ‚Beweis’ nicht ohne weiteres möglich. Die vorliegende<br />

morphologische Beschreibung soll auf möglichst einfache Weise erklären, wie es zu<br />

den einzelnen Satz- und Textfunktionen der Aspekte kommt. <strong>Das</strong> Verfahren, die zugrunde<br />

liegenden lexikalischen und morphologischen Funktionen als Defaults anzusetzen, also als<br />

durch morphologische Umgebung und Kontext veränderbare Ausgangswerte, erscheint uns<br />

als das geeignetste, um die Komplexität der Aspektfunktionen und ihr Verhältnis zu den<br />

sprachlichen Formen zu erklären. Die angesetzten morphologischen Funktionen müssen<br />

sich auf mehreren Ebenen bewähren: auf der morphologischen Ebene selbst bei der Beschreibung<br />

der funktionalen und formalen Derivation und auf der syntaktischen Ebene bei<br />

der Beschreibung der auf Kontextbedingungen zurückzuführenden Satzfunktionen. Diese<br />

wiederum sind die Grundlage der Textfunktionen, den eigentlich kommunikativ relevanten<br />

Funktionen. Meist kann erst auf der Textebene begründet werden, warum ein bestimmter<br />

Aspekt verwendet wird.<br />

Einige Hinweise auf alternative Definitionen der Aspekte seien angefügt. Die morphologischen<br />

Funktionen sind in der Abstraktionsstärke vergleichbar mit den so genannten<br />

invarianten Aspektbedeutungen. Sofern mit der invarianten Bedeutung eines Aspekts gemeint<br />

ist, dass die Bedeutung in allen Vorkommen erscheint, kann festgestellt werden, dass<br />

die Suche danach bisher ohne Erfolg geblieben ist und bleiben wird. Falls damit etwas wie<br />

ein Funktionsdefault gemeint ist, so geht es darum, die einfachste Ausgangsfunktion zu<br />

formulieren. Dazu wurde oben ein Vorschlag gemacht.<br />

Die morphologischen Aspektfunktionen sind also keine ‚Invarianten’, wenn dieser<br />

Ausdruck besagen soll, dass eine der beiden Funktionen bei jeder Verwendung <strong>des</strong> ipf.<br />

bzw. pf. Aspekts gegeben ist. Diese ist für den ipf. Aspekt auch dann nicht formulierbar,<br />

wenn die Funktionsbeschreibung negativ formuliert wird, wenn der ipf. Aspekt also wie<br />

folgt definiert wird: ‚nicht-episodisches Ereignis’. Denn im ipf. Präsens können telische<br />

Lexeme (= Ereignis-Lexeme) bei episodischer Verwendung die Funktion ‚episodisches<br />

Ereignis’ haben. Eine dritte Art, eine ‚Invariante’ zu formulieren, ist zwar korrekt, aber<br />

noch weniger aussagekräftig, als die negative. Der ipf. Aspekt wird dann als ‚merkmallos’<br />

expliziert, d.h. als Bedeutung, die sowohl die negativ formulierte Bedeutung <strong>des</strong> ipf. Aspekts<br />

‚nicht episodisches Ereignis’ als auch die Bedeutung <strong>des</strong> pf. Aspekts ‚episodisches<br />

Ereignis’ umfasst.<br />

Die funktionalen Veränderungen durch aspektuelle Derivation<br />

Der <strong>Verb</strong>alaspekt (aspekt czasownika) besteht aus zwei grammatischen Bedeutungen<br />

(Subkategorien), dem perfektiven (pf.) und dem imperfektiven (ipf.) Aspekt (aspekt doko-

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