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slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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7. <strong>Verb</strong>en<br />

tens einer anderen grammatischen Bedeutung in derselben Wortform. Sie bestehen also aus<br />

Komponenten mehrerer grammatischer Bedeutungen. Diese komplexen morphologischen<br />

Funktionen müssen eigens beschrieben werden, weil es sich dabei nicht immer um die<br />

bloße Addition (kompositionale Kombination) von Funktionen handelt. Z.B. ergibt die<br />

Kombination der Präsens-Futur-Endung mit dem ipf. Aspekt eine präsentische Funktion<br />

(pisze˛ ‚ich schreibe’), mit dem pf. Aspekt eine futurische Funktion (napisze˛ ‚ich werde<br />

schreiben’). Da in der Wortform ein Aspekt immer in Kombination mit einem Tempus,<br />

einem Modus und einer Diatheseform auftritt, ergibt sich bei jeder Verwendung ein umfangreicher<br />

Komplex aus Aspekt-Diathese-Tempus-Modus-Funktionen.<br />

Aspektpartnerschaften werden im Prinzip durch Suffigierung und Präfigierung gebildet.<br />

Der Träger der Aspektfunktion ist also in zmyc´ – zmywac´ ‚auswaschen’ oder robic´ –<br />

zrobic´ ‚machen’ einmal der Stamm und einmal das Affix. <strong>Das</strong> Affix -(w)a-, z- hat die folgende<br />

grammatische Funktion: Es wandelt die aspektuelle Funktion <strong>des</strong> Stammes in eine<br />

oppositive aspektuelle Funktion um. Da die Stämme verschiedene aspektuelle Funktion<br />

haben, vgl. zmyc´ (pf.) ‚auswaschen’, robic´ (ipf.) ‚machen’, entstehen durch die Affigierung<br />

logischerweise <strong>Verb</strong>en mit verschiedenen Aspekten: zmywac´ (ipf.) ‚auswaschen’ oder zrobic´<br />

(pf.) ‚machen’.<br />

Die grammatische Derivation beruht also darauf, dass zu den Vokabeln ohne<br />

grammatisches Affix, den aspektuell nicht markierten Vokabeln eines bestimmten Aspekts,<br />

die zugehörigen Derivate <strong>des</strong> oppositiven Aspekts abgeleitet werden. Die so abgeleiteten<br />

ipf. <strong>Verb</strong>en haben diejenigen aspektuellen Funktionen, welche die ipf. Stämme haben und<br />

umgekehrt. Was durch die grammatische Affigierung erreicht wird, ist Folgen<strong>des</strong>: Man<br />

kann jetzt auf grammatische Weise (fast) alle lexikalischen Stämme und damit lexikalischen<br />

Bedeutungen mit (fast) allen aspektuellen Funktionen verwenden. Genau das ist im<br />

Deutschen, das keinen grammatischen Aspekt hat, nicht möglich. Im Deutschen werden die<br />

entsprechenden Funktionen entweder, wie im Polnischen, durch den lexikalischen Stamm<br />

ausgedrückt, oder nur noch durch den Kontext. Dieser spielt freilich auch im Polnischen,<br />

zusammen mit dem Stamm und dem Affix, eine große Rolle.<br />

Die morphologischen Funktionen <strong>des</strong> Aspekts<br />

Die morphologische Funktion eines Aspekts ist diejenige Funktion, die allen <strong>Verb</strong>en dieses<br />

Aspekts per Default zukommt, also dem jeweiligen Paradigma der pf. bzw. ipf. <strong>Verb</strong>en und<br />

jedem einzelnen pf. bzw. der ipf. <strong>Verb</strong> als vom Satzkontext unabhängigem Typus. Diese<br />

Funktionen sind Hypothesen, mit denen das Verhalten der Aspekte im Satz und im Text<br />

erklärt werden kann. Da sie Default-Funktionen sind, gelten sie nur solange, wie sie nicht<br />

durch die Kombination mit bestimmten Kontexten verändert werden. Angesetzt werden<br />

hier folgende Funktionen:<br />

• Morphologische Funktion <strong>des</strong> pf. Aspekts = ‚Episodisches Ereignis’.<br />

• Morphologische Funktion <strong>des</strong> ipf. Aspekts = Lexikalische Aktionale Funktion.

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