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slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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7.6. Der Aspekt 385<br />

in einem Gedankenexperiment vornehmen könnten, den Zusammenhang zwischen <strong>Verb</strong>form<br />

und <strong>Verb</strong>funktion auflösen würde. Es würde sich dann nicht mehr um eine Situation<br />

handeln, die mit diesem <strong>Verb</strong>, z.B. zamkna˛c´ ‚zumachen’, bezeichnet wird.<br />

Eine telische Situation impliziert, dass die Situation per Default ein Ereignis ist,<br />

d.h. aus einer Phase besteht. Da ‚per Default’ heißt, dass die entsprechende Funktion solange<br />

besteht, wie sie nicht durch Umgebungsfaktoren revidiert wird, wäre nun zu schildern,<br />

wozu entsprechende Umgebungen führen können. Sehen wir uns also die Umgebungen<br />

je nach Ebene an.<br />

Die telische lexikalische Bedeutung, z.B. von zamkna˛c´ ‚schließen’, welche die Ereignis-Funktion<br />

impliziert, wird unabhängig von Umgebungen, welche die Ereignis-<br />

Funktion verändern könnten, expliziert. Wir haben hier sozusagen eine Null-Umgebung.<br />

Betrachten wir dann das <strong>Verb</strong> auf der morphologischen Ebene. Ohne Affigierungen behält<br />

es seine Ereignis-Funktion und gehört dem Paradigma <strong>des</strong> pf. Aspekts an, es hat ‚perfektiv’<br />

als grammatische Bedeutung. Durch die Suffigierung, vgl. zamykac´ ‚schließen’, kommt das<br />

<strong>Verb</strong> in das Paradigma <strong>des</strong> ipf. Aspekts und erhält <strong>des</strong>sen allgemeine, morphologische<br />

Bedeutung (s.u.). Die Funktionen <strong>des</strong> ipf. Aspekts werden erst auf der syntaktischen Ebene<br />

durch Kontexte spezifiziert. Mit einer der Satzfunktionen <strong>des</strong> ipf. Aspekts, der progressiven<br />

Funktion, wird die ererbte Ereignisfunktion <strong>des</strong> <strong>Verb</strong>s zamkna˛c´ ‚schließen’ durch die<br />

Verlaufsfunktion ersetzt. Ihr entsprechen deutsche Äquivalente wie ‚sie war dabei … zu<br />

schließen’, ‚während sie gerade … schließen wollte’. Die lexikalische telische Bedeutung<br />

bleibt dabei erhalten. Sie äußert sich darin, dass die Handlung in Richtung auf die Erreichung<br />

der lexikalisch gesetzten ‚inneren Grenze’ verläuft. Bei einer atelischen lexikalischen<br />

Bedeutungen in dieser Funktion fehlt die Bewegung hin zu einer ‚inneren’ Grenze,<br />

vgl. zu mo´wic´ ‚sprechen’: ‚sie war dabei zu sprechen’; zu chodzic´ ‚herumlaufen’: ‚während<br />

sie gerade … herumlief’.<br />

Ob das imperfektive <strong>Verb</strong> diese progressive oder eine andere Funktion hat, ist erst<br />

auf der syntaktischen Ebene entscheidbar, weil erst auf dieser Ebene der Satzkontext einbezogen<br />

wird. Über das <strong>Verb</strong> zamykac´ ‚schließen’ auf der morphologischen Ebene kann<br />

nur gesagt werden, dass es ipf. ist und dass ipf. <strong>Verb</strong>en bestimmte aspektuelle Funktionen<br />

haben können. Auf dieser Ebene stehen sich die pf. und die ipf. <strong>Verb</strong>en mit gleicher lexikalischer<br />

Bedeutung als Aspektpartner gegenüber, also z.B. zamkna˛c´ – zamykac´ ‚schließen’.<br />

Im Hinblick auf die Funktionsseite stehen sich sehr allgemeine Bedeutungen <strong>des</strong> pf.<br />

und <strong>des</strong> ipf. Aspekts gegenüber. Auf der morphologischen Ebene werden auch die Möglichkeiten<br />

und Beschränkungen der Kombination mit anderen Kategorien der morphologischen<br />

Ebene, dem Tempus, dem Genus verbi u.a. beschrieben.<br />

Auf der textuellen Ebene werden die Kombinationen von kontextuell spezifizierten<br />

<strong>Verb</strong>-Wortformen ohne und mit aspektbildenem Affix beschrieben. Die Wirksamkeit<br />

der Ereignis- und Verlaufsfunktion ist auf dieser Ebene besonders deutlich beim Erzählen<br />

zu erkennen: Da mit einem perfektiven Prädikat wie zamkna˛Ω ‚er hat zugemacht’, pomo´wiΩ

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