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slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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7.6. Der Aspekt 381<br />

Folgende allgemeinen Aussagen zur aktionalen Häufigkeit können gemacht werden:<br />

<strong>Verb</strong>en mit episodischer Funktion, das sind pf. <strong>Verb</strong>en sowie ipf. <strong>Verb</strong>en mit progressiver<br />

Funktion, haben per Default die Funktion ‚einmalig’. <strong>Verb</strong>en mit nicht episodischer<br />

Funktion haben entweder die Funktion ‚mehrmalig’ oder sie vermitteln, mit der allgemeinfaktischen<br />

Funktion oder der stativen Funktion, keine aktionale Quantifizierung.<br />

Einschränkungen dieser Zusammenhänge zwischen aktionaler Häufigkeit und<br />

temporaler Definitheit werden im Abschnitt über die aspektuellen Satzfunktionen erwähnt.<br />

Es ist ein Unterschied, ob eine Situation wiederholt wird oder ob es mehrere Realisierungen<br />

in einer Situation gibt, ob jemand ein Buch mehrere Male liest, Jan nieraz czytaΩ<br />

te˛ ksia˛z˙ke˛ ‚Jan hat dieses Buch oft gelesen’, oder ob ein Buch von mehreren Personen<br />

gelesen wird, vgl. Oni (prze)czytali te˛ ksia˛z˙ke˛ ‚Sie haben dieses Buch gelesen.’ Im ersten<br />

Fall geht es um mehrere Situationen (iterative Funktion), im zweiten um mehrere Realisierungen<br />

eines Vorgangs in einer Situation (semelfaktive Situation). Eine Situation kann<br />

auch aus einer Serie von Vorgängen bestehen, vgl. z.B. machac´ ‚winken’. Die Häufigkeit<br />

der Vorgänge in einer Situation hängt von der Beschaffenheit der Situation ab, die Häufigkeit<br />

von Situationen hängt mit der temporalen Definitheit zusammen.<br />

7.6.2. Die Ebenen der Aspektbeschreibung<br />

Bei der Betrachtung der Funktionen <strong>des</strong> Aspekts müssen zwei Sachverhalte besonders<br />

bedacht werden:<br />

a) Träger der Aspektfunktionen ist nicht, wie z.B. beim Numerus <strong>des</strong> Substantivs,<br />

ein relativ klar begrenztes Paradigma von Endungsmorphemen, sondern die<br />

Menge der lexikalischen Stämme der <strong>Verb</strong>en ohne Aspektaffix und Aspektaffixe<br />

mit rein grammatischer Funktion, vgl. zmyc´ – zmywac´ ‚waschen’,<br />

zamkna˛c´ – zamykac´ ‚schließen’, czytac´ – przeczytac´ ‚lesen’, usw.<br />

b) Die Funktionen dieser grammatischen Aspektträger können durch Umgebungsfaktoren,<br />

nämlich Morpheme derselben Wortform, z.B. für das Tempus<br />

oder das Genus verbi, oder durch Kontext in ihrer Verwendung eingeschränkt<br />

oder verändert werden; Funktionsangaben zum Aspekt unabhängig vom Kontext<br />

sind also Defaults, die in der Wortform oder im Satz beibehalten oder aber<br />

verändert werden können.<br />

Die Beschreibung von Funktionen der Aspekte, die kontextabhängig sind, erfordert ein<br />

größeres Format als das <strong>des</strong> <strong>Verb</strong>s. Dementsprechend wird die Beschreibung der Aspektfunktionen<br />

auf verschiedenen Ebenen vorgenommen: auf der lexikalischen, morphologischen,<br />

syntaktischen Ebene und der <strong>des</strong> Textes. Die grammatischen Funktionen beziehen<br />

sich auf die morphologische Ebene, die Satzfunktionen auf die syntaktische. Wichtige temporale<br />

Funktionen der Aspekte müssen auf der Ebene <strong>des</strong> Textes beschrieben werden.

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