slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb
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378 7. Verben erweist. Der Aspekt bedient den Verbbereich, der Artikel den des Substantivs. Temporale Definitheit ist über die Relation zum Psychischen Jetzt, d.h. der Zeit der Verarbeitung von Wahrnehmungen und sprachlichen Äußerungen, zu erklären (s. Lehmann 1994, Hansen 1996) und kann daher, wie die Definitheit des Artikels, als eine subjektive bzw. pragmatische Lokalisierung charakterisiert werden. Episodische Situationen sind, wie die Definition erkennen lässt, in einem zeitlichen Zusammenhang lokalisiert, sie sind Träger von temporaler Kohärenz. (1) PostawiΩa wiadra na ziemi i odgarne±Ωa kosmyk z czoΩa. (2) – Wez´ wiadra i chodz´ ze mna˛ nad rzeke˛. (3) – Co powie two´j ma˛z˙? (4) – Jest w paΩacu. (5) – Co powiedza˛ robotnicy? (6) – Pomagasz mi. (7) Eli chwyciΩ wiadra i ruszyΩ za nia˛ kamienista± dro´z˙ka˛. (8) – Zme˛z˙niaΩes´ – powiedziaΩa Genowefa, nie odwracaja˛c sie˛. (9) – Czy ty mys´lisz o mnie, kiedy sie˛ nie widzimy? (10) – Mys´le˛ wtedy, gdy ty o mnie mys´lisz. Codziennie. Sπnisz mi sie˛. […] Wenn der Satz ‚(1) Sie stellte die Eimer auf den Boden und strich eine Strähne aus der Stirn. (2) – Nimm den Eimer und komm mit mir an den Fluss. (3) – Was wird dein Mann sagen? (4) – Er ist im Palast. (5) – Was werden die Arbeiter sagen? (6) – Dass du mir hilfst. (7) Eli nahm die Eimer und ging hinter ihr auf dem steinigen Weg her. (8) – Du bist zum Mann geworden – sagte Genowefa ohne sich umzudrehen. (9) – Denkst du an mich, wenn wir uns nicht sehen? (10) – Ich denke an dich, wenn du an mich denkst. Täglich. Ich träume von dir.’ (11) Janek wszedΩ do pokoju. ‚Janek trat ins Zimmer’ gelesen und verarbeitet wird, dann wird eine Vorstellung der Situation aufgebaut, in der Janek in das Zimmer tritt. In einem typischen Erzählzusammenhang geht dieser Vorstellung die Vorstellung einer anderen Situation voraus und es folgt die einer anderen Situation. Das kann eine neue Situation sein, (12) oder (13), es kann auch die Fortsetzungssituation der vorangegangenen Situation sein (14): (12) PaweΩ wstaΩ wie˛c z fotela ‚PaweΩ stand daraufhin vom Sessel auf’
7.6. Der Aspekt 379 (13) PaweΩ siedziaΩ dalej. ‚PaweΩ blieb sitzen’, (14) PaweΩ wszedΩ do pokoju i natychmiast usiadΩ w fotelu. ‚PaweΩ trat ins Zimmer und setzte sich sofort in den Sessel’. Temporale Definitheit besteht hier also darin, dass ein bestimmter zeitlicher Zusammenhang der jeweiligen Situation mit einer anderen Situation verstanden wird. Anders gesagt: Gibt der Aspekt und sein Kontext zu verstehen, dass es sich um eine episodische Situation handelt, ist der Hörer aufgefordert, die vom Verb bezeichnete Situation zeitlich relativ zu einer anderen Situation zu lokalisieren. Somit kann, analog zur Definition der Definitheit des Artikels, definiert werden: Eine Situation ist episodisch, wenn der Sprecher den Hörer instruiert, sie in einen zeitlichen Zusammenhang mit einem in seiner Diskurswelt gegeben Zeitintervall zu setzen. Dieses Zeitintervall kann, wie in den zuletzt gebrachten Beispielen eine andere aktionale Situation sein. Es kann aber auch die Sprechsituation sein. Dann ist die Relation deiktisch: (15) Zobacz, idzie PaweΩ. ‚Guck mal, da kommt PaweΩ.’ (16) Zobacz, PaweΩ przyszedΩ. ‚Guck mal, PaweΩ ist gekommen.’ In einer deiktisch orientierten aktionalen Situation, s. (15) oder (16), fallen die Zeiten des Sprechens und die des Verstehens und Vorstellens der aktionalen Situation zeitlich zusammen, außerdem kann auch noch damit das sensumotorische Wahrnehmen zeitlich zusammenfallen. Deiktische temporale Definitheit besteht also darin, dass ein bestimmter zeitlicher Zusammenhang mit der Sprechzeit hergestellt wird. Der zeitliche Zusammenhang, der eine Situation zur Episode macht, kann auch durch die Relationierung mit einer öffentlichen Zeit hergestellt werden: (17) PaweΩ wszedΩ okoΩo szo´stej do pokoju. ‚PaweΩ hat gegen 6 Uhr das Zimmer betreten.’ Bei nicht episodischen Situationen, die man auch als Sachlagen bezeichnen kann, wird die Instruktion, die Situation zeitlich in Zusammenhang mit einer anderen Situation zu bringen, nicht gegeben. Dies kann prinzipiell aus zwei Gründen geschehen: a) Die aktionale Situation hat zwar Ereignis- oder Verlaufsgestalt, könnte also definit lokalisiert werden, sie wird aber als zeitlich isoliert, ohne zeitlichen Zusammenhang mit einem Zeitintervall der gegebenen Diskurswelt gargestellt: (18) – To nasz ojciec. Zna wasz je˛zyk. WalczyΩ w waszej armii. ‚Das ist unser Vater. Er kennt eure Sprache. Er hat in eurer Armee gekämpft.’ Hier geht es um das bloße Faktum, dass der Sprecher in der Armee des Gesprächspartners gekämpft hat (sog. allgemeinfaktische Funktion des ipf. Aspekts).
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7.6. Der Aspekt 379<br />
(13) PaweΩ siedziaΩ dalej. ‚PaweΩ blieb sitzen’,<br />
(14) PaweΩ wszedΩ do pokoju i natychmiast usiadΩ w fotelu. ‚PaweΩ trat ins Zimmer<br />
und setzte sich sofort in den Sessel’.<br />
Temporale Definitheit besteht hier also darin, dass ein bestimmter zeitlicher Zusammenhang<br />
der jeweiligen Situation mit einer anderen Situation verstanden wird. Anders gesagt:<br />
Gibt der Aspekt und sein Kontext zu verstehen, dass es sich um eine episodische Situation<br />
handelt, ist der Hörer aufgefordert, die vom <strong>Verb</strong> bezeichnete Situation zeitlich relativ zu<br />
einer anderen Situation zu lokalisieren. Somit kann, analog zur Definition der Definitheit<br />
<strong>des</strong> Artikels, definiert werden: Eine Situation ist episodisch, wenn der Sprecher den Hörer<br />
instruiert, sie in einen zeitlichen Zusammenhang mit einem in seiner Diskurswelt gegeben<br />
Zeitintervall zu setzen. Dieses Zeitintervall kann, wie in den zuletzt gebrachten Beispielen<br />
eine andere aktionale Situation sein.<br />
Es kann aber auch die Sprechsituation sein. Dann ist die Relation deiktisch:<br />
(15) Zobacz, idzie PaweΩ. ‚Guck mal, da kommt PaweΩ.’<br />
(16) Zobacz, PaweΩ przyszedΩ. ‚Guck mal, PaweΩ ist gekommen.’<br />
In einer deiktisch orientierten aktionalen Situation, s. (15) oder (16), fallen die Zeiten <strong>des</strong><br />
Sprechens und die <strong>des</strong> Verstehens und Vorstellens der aktionalen Situation zeitlich zusammen,<br />
außerdem kann auch noch damit das sensumotorische Wahrnehmen zeitlich zusammenfallen.<br />
Deiktische temporale Definitheit besteht also darin, dass ein bestimmter<br />
zeitlicher Zusammenhang mit der Sprechzeit hergestellt wird.<br />
Der zeitliche Zusammenhang, der eine Situation zur Episode macht, kann auch<br />
durch die Relationierung mit einer öffentlichen Zeit hergestellt werden:<br />
(17) PaweΩ wszedΩ okoΩo szo´stej do pokoju. ‚PaweΩ hat gegen 6 Uhr das Zimmer<br />
betreten.’<br />
Bei nicht episodischen Situationen, die man auch als Sachlagen bezeichnen kann, wird die<br />
Instruktion, die Situation zeitlich in Zusammenhang mit einer anderen Situation zu bringen,<br />
nicht gegeben. Dies kann prinzipiell aus zwei Gründen geschehen:<br />
a) Die aktionale Situation hat zwar Ereignis- oder Verlaufsgestalt, könnte also definit<br />
lokalisiert werden, sie wird aber als zeitlich isoliert, ohne zeitlichen Zusammenhang<br />
mit einem Zeitintervall der gegebenen Diskurswelt gargestellt:<br />
(18) – To nasz ojciec. Zna wasz je˛zyk. WalczyΩ w waszej armii. ‚<strong>Das</strong> ist unser<br />
Vater. Er kennt eure Sprache. Er hat in eurer Armee gekämpft.’<br />
Hier geht es um das bloße Faktum, dass der Sprecher in der Armee <strong>des</strong> Gesprächspartners<br />
gekämpft hat (sog. allgemeinfaktische Funktion <strong>des</strong> ipf. Aspekts).