slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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374 7. Verben pekte besser beschrieben werden und der Anschluss zu den kognitiven Grundlagen der Aspektualität hergestellt werden. Dies gilt auch für den Begriff der Ganzheitlichkeit, der sich mit dem Strukturalismus ausgebreitet hat. Wenn ein Ereignis, wie bei uns, als genau eine Phase konzipiert wird, dann heißt dies, dass die Situation als Ganzheit aufgefasst wird. Dies entspricht der Wahrnehmung konkreter, punktueller Ereignisse, die am Beginn der Herausbildung der konzeptuellen Kategorie Ereignis steht. Über einen solchen Begriff der Ganzheitlichkeit kann insofern der Anschluss an die geistigen Grundlagen der Aspektkategorie hergestellt werden. Dem Begriff der Ganzheitlichkeit als Definiens für Ereignisse kann nur der Begriff der Nicht-Ganzheitlichkeit als Definiens für Nicht-Ereignisse gegenübergestellt werden. Der Begriff Phase ist insofern brauchbarer, als damit nicht nur der Unterschied zwischen Ereignis und Nicht-Ereignis, sondern auch der Unterschied zwischen den Nicht-Ereignissen Verlauf und stativer Situation definiert werden kann. Abgesehen hiervon wurde Ganzheitlichkeit im Strukturalismus als die ‚Gesamtbedeutung des pf. Aspekts’, verstanden, so dass u.a. für Ereignisse, die mehrfach auftreten, vgl. cze˛sto zamykaΩem drzwi ‚ich habe oft die Tür zugemacht’, nicht der Begriff der Ganzheitlichkeit verwendet werden kann. In der Polonistik ist als Äquivalent zu den Begriffen Phase und Grenze oder Ganzheitlichkeit der Begriff Zustandswechsel weit verbreitet. Der Begriff Zustandswechsel ist nur dann als Grundlagenbegriff geeignet, wenn er im Sinne von Phase oder Grenze interpretiert wird. In dieser Grammatik wird der Begriff Zustandswechsel in einem engeren Sinne gebraucht. Verschiedene aktionale Gestalten können sich überlagern. Das kann so vonstatten gehen, dass der Aspekt sich nicht ändert: eine stative Situation kann mehrfache Verläufe implizieren, z.B. die Gewohnheit zu lesen (wieczorem czytamy ‚abends lesen wir’). Ein Verlauf kann aber auch mehrfache Ereignisse enthalten, wie bei kiedy machaΩa … ‚während sie winkte …’. Hier wird ein anderer Aspekt verwendet, als für ein entsprechendes Ereignis, die Standardform für ein Ereignis dieser Art ist das pf. Verb machna˛c´ ‚winken’. Da der Verlauf seinerseits als Ereignis darstellbar ist, vgl. pomachac´, kann auch ein Ereignis mehrere Ereignisse enthalten. Diese Überlagerung von aktionalen Gestalten wird im Kapitel der synthetischen Beschreibung dargestellt. Prinzipiell kann jedoch festgehalten werden, dass Überlagerungen nur möglich sind, wenn Situationen von relativ langer Dauer mehrere Situationen von relativ kurzer Dauer enthalten. Phasenprofilierung, Dauer Die Phasenstruktur in einer aktionalen Situation ist die Grundlage für die Unterscheidung der aktionalen Gestalten. Die Phasen selbst unterscheiden sich auch durch ihre Position in der Situation. Verläufe haben immer innere Phasen, Ereignisse haben diese gerade nicht. Ein Ereignis wiederum kann sein: – die ganze Situation, dies ist der Standardfall, – der Anfang einer Situation,

7.6. Der Aspekt 375 – das Ende einer Situation, vgl. z.B.: Antek podnosiΩ wiadra, ale nie podnio´sΩ. ‚Antek versuchte den Eimer anzuheben, hob ihn aber nicht (schaffte es nicht).’ Antek podnosiΩ wiadra i w kon´cu podnio´sΩ. ‚Antek versuchte den Eimer anzuheben und hob ihn schließlich (schaffte es).’ Wenn also eine Situation nicht als ganze das Ereignis ausmacht, dann ist der Anfang oder das Ende eines Verlaufs (oder der Anfang einer stativen Situation) profiliert und wird als Ereignis konzipiert. Solche Phasenprofilierungen können in einer regelmäßigen Wiederholung auftreten und sind dann Bestandteile von nichtepisodischen Situationen (er begann regelmäßig zu …). In einer Verlaufssituation kann eine innere Phase profiliert werden, dann wird von der progressiven Funktion des ipf. Verbs gesprochen: Antek unosiΩ wiadro, kiedy Genowefa praΩa bielizne˛ ‚Antek hob den Eimer hoch, während Genowefa die Wäsche wusch.’ Die aktionale Subkategorie der Dauer bezieht sich auf die reale Zeit, die ein Ereignis oder ein Verlauf einnimmt und daher fast ausschließlich auf konkrete, d.h. beobachtbare Vorgänge. Als ‚punktuell’ bezeichnen wir Ereignisse, die den Rahmen eines Beobachtungsintervalls (maximal ca. 3 sec) nicht überschreiten, als ‚durativ’ solche Ereignisse oder Verläufe, die länger dauern, deren Anfang und Ende also nicht in ein und dasselbe reale Wahrnehmungsintervall fallen. Punktuelle Vorgänge sind in realistischen Darstellungen immer Ereignisse, aber Ereignisse sind keineswegs immer punktuell. Verläufe sind immer durativ. Wenn lexikalischen Bedeutungen eine Dauer zugeordnet wird, handelt es sich um die Dauer von prototypischen Situationen, vgl. die Vorgänge ‚Platzen’ und ‚Emigrieren’. Z.T. ist die Dauer vom Typ der Partizipanten abhängig, vgl. das Schreiben eines Wortes und das eines Buches. Bei der Verwendung der Verben im Satz hängt die Dauer meist vom Wissen über die involvierten Sachverhalte und ab. Verläufe wie z.B. ‚Winken’, ‚Blinzeln’, ‚Klingeln’, ‚Trampeln’ bilden durative Serien von punktuellen, gleichartigen, nacheinander geordneten Erscheinungen, die den zeitlichen Rahmen eines Beobachtungsintervalls überschreiten, wobei mehrere Ereignisse in diesen Rahmen passen. Zustandswechsel, Effekt, zyklische Dynamik Ereignisse und Verläufe unterscheiden sich danach, ob sie einen beobachtbaren Zustandswechsel involvieren oder nicht. Ereignisse mit beobachtbarem Zustandswechsel und die entsprechenden Lexeme bezeichnen wir als transformativ, vgl.: Zamkna˛Ωem drzwi. ‚Ich habe die Tür geschlossen’

7.6. Der Aspekt 375<br />

– das Ende einer Situation, vgl. z.B.:<br />

Antek podnosiΩ wiadra, ale nie podnio´sΩ. ‚Antek versuchte den Eimer anzuheben,<br />

hob ihn aber nicht (schaffte es nicht).’<br />

Antek podnosiΩ wiadra i w kon´cu podnio´sΩ. ‚Antek versuchte den Eimer anzuheben<br />

und hob ihn schließlich (schaffte es).’<br />

Wenn also eine Situation nicht als ganze das Ereignis ausmacht, dann ist der Anfang oder<br />

das Ende eines Verlaufs (oder der Anfang einer stativen Situation) profiliert und wird als<br />

Ereignis konzipiert. Solche Phasenprofilierungen können in einer regelmäßigen Wiederholung<br />

auftreten und sind dann Bestandteile von nichtepisodischen Situationen (er begann<br />

regelmäßig zu …).<br />

In einer Verlaufssituation kann eine innere Phase profiliert werden, dann wird von<br />

der progressiven Funktion <strong>des</strong> ipf. <strong>Verb</strong>s gesprochen:<br />

Antek unosiΩ wiadro, kiedy Genowefa praΩa bielizne˛ ‚Antek hob den Eimer hoch,<br />

während Genowefa die Wäsche wusch.’<br />

Die aktionale Subkategorie der Dauer bezieht sich auf die reale Zeit, die ein Ereignis oder<br />

ein Verlauf einnimmt und daher fast ausschließlich auf konkrete, d.h. beobachtbare Vorgänge.<br />

Als ‚punktuell’ bezeichnen wir Ereignisse, die den Rahmen eines Beobachtungsintervalls<br />

(maximal ca. 3 sec) nicht überschreiten, als ‚durativ’ solche Ereignisse oder Verläufe,<br />

die länger dauern, deren Anfang und Ende also nicht in ein und dasselbe reale<br />

Wahrnehmungsintervall fallen. Punktuelle Vorgänge sind in realistischen Darstellungen<br />

immer Ereignisse, aber Ereignisse sind keineswegs immer punktuell. Verläufe sind immer<br />

durativ.<br />

Wenn lexikalischen Bedeutungen eine Dauer zugeordnet wird, handelt es sich um<br />

die Dauer von prototypischen Situationen, vgl. die Vorgänge ‚Platzen’ und ‚Emigrieren’.<br />

Z.T. ist die Dauer vom Typ der Partizipanten abhängig, vgl. das Schreiben eines Wortes<br />

und das eines Buches. Bei der Verwendung der <strong>Verb</strong>en im Satz hängt die Dauer meist<br />

vom Wissen über die involvierten Sachverhalte und ab. Verläufe wie z.B. ‚Winken’, ‚Blinzeln’,<br />

‚Klingeln’, ‚Trampeln’ bilden durative Serien von punktuellen, gleichartigen, nacheinander<br />

geordneten Erscheinungen, die den zeitlichen Rahmen eines Beobachtungsintervalls<br />

überschreiten, wobei mehrere Ereignisse in diesen Rahmen passen.<br />

Zustandswechsel, Effekt, zyklische Dynamik<br />

Ereignisse und Verläufe unterscheiden sich danach, ob sie einen beobachtbaren Zustandswechsel<br />

involvieren oder nicht. Ereignisse mit beobachtbarem Zustandswechsel und die<br />

entsprechenden Lexeme bezeichnen wir als transformativ, vgl.:<br />

Zamkna˛Ωem drzwi. ‚Ich habe die Tür geschlossen’

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