slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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294 5.2.1. sie± sie± als Inhaltswort: reflexiv 5. Pronomen Als Inhaltswort tritt sie˛ in der syntaktischen Position des direkten oder indirekten Objekts auf und hat dann eigentlich-reflexive Funktion. In dieser Funktion kann es meist durch sobie bzw. siebie ersetzt werden. Am häufigsten tritt die Akkusativform sie± auf. Es handelt sich um eine recht kleine Gruppe von Verben, bei denen sie± steht, wenn das mit dem Objekt Bezeichnete mit dem Handelnden des Subjekts identisch ist. Alle Verben dieses Typs regieren ein Akkusativobjekt. Karol sie± goli. ‚Karl rasiert sich.’ Dziecko sie± myje. ‚Das Kind wäscht sich.’ Marysia sie± ubiera. ‚Marysia zieht sich an.’ Kotka sie± liz˙e. ‚Die Katze leckt sich ab.’ Diese Fälle erlauben auch die Verwendung der wortakzenttragenden Vollform siebie, wenn das Pronomen besonders hervorgehoben wird; z.B.: Marysia ubiera siebie, a nie co´rke±. ‚Marysia zieht sich an und nicht ihre Tochter’ Bei den anderen Verben ist aber unabhängig von Kontrasten o.Ä. ausschließlich die Form siebie zugelassen: Kot widzi siebie w lustrze. ‚Die Katze sieht sich im Spiegel.’ sie± als Inhaltswort: vermittelt reflexiv Die Verben des Typs golic´ sie± ‚sich rasieren’ können in Verbindung mit der Präpositionalphrase u + Genitiv eine andere Bedeutung annehmen: das Substantiv im Genitiv gibt den eigentlichen Handlungsausführenden an. Karol ubiera sie± u dobrego krawca. ‚Karl kleidet sich bei einem guten Schneider ein.’ Marysia czesze sie± u zaprzyjaz´nionego fryzjera. ‚Marysia lässt sich bei einem befreundeten Frisör die Haare machen.’ auch: Zbigniew sie± buduje w Gdan´sku. ‚Zbigniew baut in Danzig.’ sie˛ als Inhaltswort: reziprok Das Element sie± kann die Position des direkten Objekts einnehmen und die Bedeutung ‚reziprok’ (= gegenseitig) ausdrücken. Die transitiven Verben bic´ + Akkusativ ‚schlagen’ oder caΩowac´ + Akkusativ ‚küssen’ in Verbindung mit sie± drücken nicht aus, dass das Objekt der Handlung mit dem Subjekt identisch ist. Es handelt sich um eine Handlung, die

5.2. Reflexivpronomen 295 von mehr als einer Person ausgeführt wird und gegenseitig von einer Person auf die andere gerichtet ist; ChΩopcy sie± bija±. ‚Die Jungs schlagen sich (einander).’ Dzieci sie± caΩuja±. ‚Die Kinder küssen einander.’ Das gleiche gilt für einige intransitive Verben: Rodzice sie± kΩoća±. ‚Die Eltern streiten sich.’ sie± als Wortbildungsformativ Hier hat sie± den Ausnahmestatus eines Klitikons, d.h. eines in intonatorischer Einheit mit einem Inhaltswort auftretenden Funktionswortes mit lexikalischer, unproduktiver Wortbildungsfunktion. Es bildet Reflexivverben. In einigen Fällen bewirkt sie± eine Bedeutungsverschiebung im Verb, so dass man nicht mehr von Reflexivität sprechen kann. sie± modifiziert die eigentliche Bedeutung und muss als Wortbildungselement angesehen werden. uczyc´ ‚lehren’ – uczyc´ sie± ‚lernen’ sie± tritt oft bei Verben auf, die sich sonst mit einem Objekt verbinden: otworzyc´ ‚öffnen’, rozsypac´ ‚verschütten’, psuc´ ‚kaputt machen’, nazywac´ ‚nennen’; Sie haben eine kausative Bedeutung; d.h. jemand veranlasst, dass sich eine bestimmte Aktion vollzieht. Werden die gleichen Verben von sie± begleitet, gehen sie in intransitive Verben über und werden sozusagen ‚dekausativ’. Die Handlung geschieht wie von selbst, ohne einen Agens. Diese Konstruktion trägt grammatische Züge, weil sie± die Bedeutung nicht zu verändern scheint. Die Grenze zum Passiv mit sie± ist fließend. Drzwi sie˛ otwieraja˛. ‚Die Tür öffnet sich.’ Woda sie˛ leje. ‚Das Wasser läuft.’, Talerz sie˛ stΩukΩ. ‚Der Teller ist zerbrochen.’, Piasek sie˛ rozsypaΩ. ‚Der Sand ist verschüttet worden.’, Zabawki sie˛ psuja˛. ‚Das Spielzeug geht kaputt.’, Suknia sie˛ gniecie. ‚Das Kleid knittert.’, Pies nazywa sie˛ Azor. ‚Der Hund heißt Azor.’ Bei Verben für psychische und physische Zustände des Menschen ist die Bestimmung der Funktion des Pronomens sie˛ problematisch. cieszyc´ sie± ‚sich freuen’, martwic´ sie± ‚sich grämen’, denerwowac´ sie± ‚sich aufregen’, zΩosćic´ sie˛ ‚sich ärgern’ Bei vielen Verben ist sie± ein obligatorischer Bestandteil; sie werden auch Reflexiva tantum genannt. Ein Pendant ohne sie± gibt es nicht. rozpΩakac´ sie± ‚in Tränen ausbrechen’, spodziewac´ sie± ‚erwarten’, rozchorowac´ sie± ‚erkranken’, wygΩupiac´ sie± ‚herumalbern’, bac´ sie± ‚sich fürchten’, zakochac´ sie± ‚sich verlieben’

5.2. Reflexivpronomen 295<br />

von mehr als einer Person ausgeführt wird und gegenseitig von einer Person auf die andere<br />

gerichtet ist;<br />

ChΩopcy sie± bija±. ‚Die Jungs schlagen sich (einander).’<br />

Dzieci sie± caΩuja±. ‚Die Kinder küssen einander.’<br />

<strong>Das</strong> gleiche gilt für einige intransitive <strong>Verb</strong>en:<br />

Rodzice sie± kΩoća±. ‚Die Eltern streiten sich.’<br />

sie± als Wortbildungsformativ<br />

Hier hat sie± den Ausnahmestatus eines Klitikons, d.h. eines in intonatorischer Einheit mit<br />

einem Inhaltswort auftretenden Funktionswortes mit lexikalischer, unproduktiver Wortbildungsfunktion.<br />

Es bildet Reflexivverben. In einigen Fällen bewirkt sie± eine Bedeutungsverschiebung<br />

im <strong>Verb</strong>, so dass man nicht mehr von Reflexivität sprechen kann. sie± modifiziert<br />

die eigentliche Bedeutung und muss als Wortbildungselement angesehen werden.<br />

uczyc´ ‚lehren’ – uczyc´ sie± ‚lernen’<br />

sie± tritt oft bei <strong>Verb</strong>en auf, die sich sonst mit einem Objekt verbinden:<br />

otworzyc´ ‚öffnen’, rozsypac´ ‚verschütten’, psuc´ ‚kaputt machen’, nazywac´ ‚nennen’;<br />

Sie haben eine kausative Bedeutung; d.h. jemand veranlasst, dass sich eine bestimmte Aktion<br />

vollzieht. Werden die gleichen <strong>Verb</strong>en von sie± begleitet, gehen sie in intransitive <strong>Verb</strong>en<br />

über und werden sozusagen ‚dekausativ’. Die Handlung geschieht wie von selbst, ohne<br />

einen Agens. Diese Konstruktion trägt grammatische Züge, weil sie± die Bedeutung nicht zu<br />

verändern scheint. Die Grenze zum Passiv mit sie± ist fließend.<br />

Drzwi sie˛ otwieraja˛. ‚Die Tür öffnet sich.’ Woda sie˛ leje. ‚<strong>Das</strong> Wasser läuft.’, Talerz<br />

sie˛ stΩukΩ. ‚Der Teller ist zerbrochen.’, Piasek sie˛ rozsypaΩ. ‚Der Sand ist verschüttet<br />

worden.’, Zabawki sie˛ psuja˛. ‚<strong>Das</strong> Spielzeug geht kaputt.’, Suknia sie˛<br />

gniecie. ‚<strong>Das</strong> Kleid knittert.’, Pies nazywa sie˛ Azor. ‚Der Hund heißt Azor.’<br />

Bei <strong>Verb</strong>en für psychische und physische Zustände <strong>des</strong> Menschen ist die Bestimmung der<br />

Funktion <strong>des</strong> Pronomens sie˛ problematisch.<br />

cieszyc´ sie± ‚sich freuen’, martwic´ sie± ‚sich grämen’, denerwowac´ sie± ‚sich aufregen’,<br />

zΩosćic´ sie˛ ‚sich ärgern’<br />

Bei vielen <strong>Verb</strong>en ist sie± ein obligatorischer Bestandteil; sie werden auch Reflexiva tantum<br />

genannt. Ein Pendant ohne sie± gibt es nicht.<br />

rozpΩakac´ sie± ‚in Tränen ausbrechen’, spodziewac´ sie± ‚erwarten’, rozchorowac´ sie±<br />

‚erkranken’, wygΩupiac´ sie± ‚herumalbern’, bac´ sie± ‚sich fürchten’, zakochac´ sie±<br />

‚sich verlieben’

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