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slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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1. Einleitung 17<br />

Menschen angeborene Sprachprinzipien und -kategorien zurückführt, sondern sich auf<br />

Inventare und Regeln für spezifische Sprachen beziehen, handelt es sich um die Beschreibung<br />

einer Sprache. Je allgemeiner allerdings die zugrundeliegenden Gesetzmäßigkeiten<br />

sind und je stärker sie materiell fundiert sind (d.h. auf neuropsychologische Fakten zurückgeführt<br />

werden können), <strong>des</strong>to stärker ist der erklärende, explanative Charaker einer<br />

Sprachtheorie.<br />

In der vorliegenden Einführung geht es um das Polnische, von <strong>des</strong>sen einzelnen<br />

Formen und Funktionen in der Regel ein weiter Weg bis zu neuropsychologischen Gesetzmäßigkeiten<br />

führt. Es ist daher eine Einführung in eine <strong>des</strong>kriptiv orientierte Linguistik.<br />

1.9. Formen und Funktionen<br />

Die bisher vorgestellten sprachlichen Einheiten (Texte, Sätze; Vokabeln, Morpheme u.a.)<br />

sind in der Linguistik <strong>des</strong> Polnischen unter Berücksichtigung ihrer äußeren Form (ihrer<br />

lautlichen oder graphischen Gestalt) und ihrer Funktion ermittelt worden. Der spezifisch<br />

linguistische Gesichtspunkt bei der Untersuchung von Sprache ist die Orientierung an der<br />

äußeren Form (im Unterschied z.B. zur Orientierung der Psychologie oder der Literaturwissenschaft,<br />

die andere Fragestellungen haben und die natürlich auch Formen berücksichtigen<br />

können). In der hier vorgestellten, <strong>des</strong>kriptiven Linguistik werden die Typen der<br />

äußeren Formen in aller Regel unter Heranziehung funktionaler Eigenschaften ermittelt. Es<br />

handelt sich insofern um eine funktional orientierte Deskription.<br />

Der Begriff ‚Funktion’ wird hier im allgemeinen Sinne verwendet. Kurz gesagt<br />

sind die Funktionen einer Einheit die Folge der Anwesenheit dieser Einheit in einer größeren<br />

Einheit. Wenn wir z.B. /w/ in mieszkaΩ durch /m/ ersetzen, dann hat die Worform eine<br />

andere Tempus-Funktion, darüber hinaus kann keine Endung wie /-a/ mehr angefügt werden.<br />

Oder wenn wir in z.B. /a/ in mieszkaΩ anfügen, dann muss das Subjekt ein feminines<br />

Substantiv sein. Als Funktionen von Einheiten bezeichnen wir also alle Eigenschaften, die<br />

verändert werden (bzw. wegfallen), wenn die Form der Einheit verändert (oder weggelassen)<br />

wird. Die Funktion einer sprachlichen Einheit ist damit genau der Teil am Verstandenen<br />

bzw. Gemeinten einer Äußerung und an dem, was mit ihr beabsichtigt und bewirkt<br />

wird, das der Äußerung aufgrund der Anwesenheit dieser Einheit zukommt und das der<br />

Äußerung nicht zukäme, wäre diese Einheit nicht eines ihrer Bestandteile.<br />

Sprachliche Zeichen, damit sind meist Wörter oder Morpheme gemeint, haben eine<br />

äußere Form und eine Bedeutung. Es sind, wie Anfang <strong>des</strong> 20. Jh. gesagt wurde, zwei<br />

Seiten <strong>des</strong> Zeichens, oft wird auch von den Dimensionen <strong>des</strong> Zeichens gesprochen. Die<br />

Bedeutung ist ein mit der äußeren Form gespeichertes geistiges Potenzial, das Potenzial<br />

der Funktionen der zugehörigen äußeren Form: Sie ist die Bedingung für die Fähigkeit, mit<br />

Zeichen auf Weltausschnitte zu verweisen und geistige Inhalte zu organisieren, mit Zeichen<br />

einen für Sprecher und Hörer gemeinsamen Sinn zu konstituieren und ein Instrument

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