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slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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1. Einleitung 13<br />

aussieht, hier erklärt es, warum das Substantiv in der Form <strong>des</strong> Genitivs gebraucht sind.<br />

Man kann auch sagen: Mit der Regel kann vorausgesagt werden, dass Substantive in dieser<br />

Position in der Form <strong>des</strong> Genitivs gebraucht werden.<br />

Wir sind hier von einer induktiven zu einer deduktiven Perspektive gewechselt.<br />

Diese Perspektive entspricht – in umgekehrter Interpretation der Pfeilrichtung in Schema 1<br />

– der Anwendung einer allgemeinen Kombinationsregel, die lautet: ‚Die Modell-Einheit<br />

M erscheint als Gebrauchseinheit G dann, wenn sich die Modell-Einheit M in der Umgebung<br />

U befindet.’ Diese Kombinationsregeln sind also die Gebrauchsbedingungen von<br />

Modellen. Mit den Kombinationsregeln kann man sprachliche Phänomene rekonstruieren<br />

und erklären. Man ‚erklärt’, warum es im Polnischen im vorliegenden Kontext pie˛ciu heißt<br />

und nicht pie˛cioma. <strong>Das</strong> Verhältnis zwischen Gebrauchs- und Modell-Einheiten ist also:<br />

Gebrauchseinheit = Modell-Einheiteinheit plus Kombinationsregeln<br />

Neben den Kombinationsregeln als Zwischenglied zwischen Modell- und Gebrauchseinheiten<br />

gibt es noch andere Arten von Kombinationsregeln. Eine bestimmte Art dient dazu,<br />

Modell-Einheiten zu rekonstruieren. Z.B. gibt es Kombinationsregeln, mit denen die Ableitung<br />

neuer Vokabeln aus bestehenden Vokabeln rekonstruiert wird, etwa pokoik ‚Zimmerchen’<br />

aus poko´j ‚Zimmer’.<br />

Die Kombinationsregeln und die Modell-Einheiten bilden das Inventar <strong>des</strong><br />

Sprachsystems. <strong>Das</strong> umfangreichste Inventar einer Sprache ist der Wortschatz (das Vokabel-Inventar).<br />

<strong>Das</strong> Inventar <strong>des</strong> Systems entspricht ungefähr dem, was als sprachliches<br />

Wissen im Langzeitgedächtnis gespeichert und in der Regel unbewusst genutzt wird.<br />

1.5. Defaults<br />

Wenn wir für oddawac´ als eigentliche Bedeutung ‚zurück-, abgeben (z.B. ein Buch)’ ansetzen,<br />

für koza ‚Ziege’, dann ist in oddawac´ sie± lekturze ‚sich der Lektüre hingeben’,<br />

gΩupia koza ‚dumme Göre’ deren Bedeutung verändert, die Wörter sind nicht in ihrer eigentlichen<br />

Bedeutung gebraucht. <strong>Das</strong> Wort oddawac´ und das Wort koza haben dann jeweils<br />

zwei Bedeutungen, eine eigentliche und eine uneigentliche. Die uneigentliche Bedeutung<br />

erscheint nur in bestimmten Kontexten (z.B. lekturze, gΩupia), und zwar in Kontexten,<br />

die im Widerspruch zur eigentlichen Bedeutung stehen. Man kann die Sache so<br />

darstellen: Koza hat eine bestimmte Bedeutung ‚B 1.’, wenn das Wort aber in einem bestimmten<br />

Kontext K erscheint, dann hat es die Bedeutung ‚B 2.’. Allgemein gesagt: Es<br />

gilt X, außer wenn es Hinweise dafür gibt, dass Y gilt. Im Computer wird Derartiges als<br />

‚Default’ bzw. ‚Voreinstellung’ bezeichnet, z.B.: ‚Die Schrift für Dokumente ist 12 Pkt.,<br />

außer wenn ein anderer Befehl erteilt wird’. Wir sagen also: Ein Default (eine Default-<br />

Regel, Default-Funktion usw.) liegt vor, wenn die Aussage unter dem Vorbehalt gemacht<br />

wird, dass bestimmte Faktoren in der Umgebung nicht etwas Anderes besagen. Die Aussage,<br />

dass koza ‚Ziege’ heißt, wird unter dem Vorbehalt gemacht, dass das Wort nicht in<br />

einem Kontext wie z.B. gΩupia erscheint.

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