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slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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1.5. Kategorien 137<br />

vorausgesagt wird. Klassifikatorisch sind Regeln, bei denen syntagmatisch verbundene<br />

Einheiten K die Kategorienzugehörigkeit einer anderen Einheit indizieren. So indizieren<br />

die Endungen von kongruierenden Adjektiven die Genuszugehörigkeit von Substantiven,<br />

von stóΩ ‚Tisch’, s´ciana ‚Wand’, okno ‚Fenster’, kakao ‚Kakao’ oder me˛z˙czyzna ‚Mann’<br />

(s. hierzu Lehmann 2001).<br />

Die klassifikatorischen Funktionsoppositionen werden also nicht durch austauschbare<br />

oder anfügbare Affix-Paradigmen wie bei flektivischen oder derivationalen Paradigmen<br />

markiert. Träger der grammatischen Funktion ist prinzipiell der lexikalische Stamm:<br />

Haben wir den Stamm ojciec- ‚Vater’, stóΩ- ‚Tisch’, silnik- ‚Motor’, me˛z˙czyzn- ‚Mann’, so<br />

steht das maskuline Genus fest, entsprechend steht mit dziewczyn- ‚Mädchen’, s´cian-<br />

‚Wand’, grubos´c´- ,Dicke’ das feminine Genus und mit okn- ‚Fenster’, wyjs´ci- ‚Ausgang’,<br />

zwierz- ‚Tier’ das neutrale Genus fest. Diese grammatischen Funktionen der Stämme bilden<br />

untereinander grammatische Oppositionen.<br />

Funktion x<br />

lexikalischer Stamm x<br />

Funktion y<br />

lexikalischer Stamm y<br />

Allgemeines Schema klassifikatorischer Kategorien<br />

Neben den kongruierenden Adjektiven indizieren bei den unbelebten Substantiven auch die<br />

Endungsparadigmen das jeweilige Genus <strong>des</strong> Substantivs. Ausgehend von Kempgen<br />

(1995) oder praktischen Grammatiken kann man die Frage stellen, ob nicht die Endungen<br />

selbst als Träger der Genusfunktionen der Substantive angesehen werden sollten, zumin<strong>des</strong>t<br />

bei den unbelebten Substantiven. Die Indeklinabilia wie kakao könnten dann als Ausnahmen<br />

angesehen werden; bei den maskulin-personalen Substantiven ist dies schwieriger,<br />

hier sind Ausnahmen wie me˛z˙czyzna ‚Mann’ recht zahlreich, ganz zu schweigen von semiambigenen<br />

Bezeichnungen wie boa ‚Boa’, sierota ‚Waise’, kaleka ,Krüppel’, doktor<br />

‚Doktor’, profesor ‚Professor’ usw. Hier entscheidet die lexikalische Bedeutung über das<br />

Genus.<br />

Aber auch eine Beschränkung auf unbelebte Substantive macht deren Endungen<br />

nicht zu vollgültigen Indikatoren <strong>des</strong> Genus. Denn ehe ich die Frage stellen kann: Welches<br />

Genus indiziert das Endungsparadigma <strong>des</strong> Substantivs N, muss ich festgestellt haben, ob<br />

das Substantiv belebt, bzw. maskulin-personal ist, und diese Information entnehme ich der<br />

lexikalischen Bedeutung, deren Träger wiederum der lexikalische Stamm ist. Wenn ich<br />

wissen will, ob die Regel ‚Bestimme das Genus eines unbelebten Substantivs anhand <strong>des</strong><br />

Endungsparadigmas’ anwendbar ist, muss ich erst einmal die lexikalische Bedeutung dieser<br />

Wörter kennen. Erst diese gibt darüber Auskunft, ob das Substantiv maskulin-personal,<br />

belebt oder unbelebt ist und die Regel anwendbar ist oder nicht. Man kommt ohne die lexikalische<br />

Bedeutung also auch hier nicht aus, so dass die einfachste Regel zur Feststellung<br />

<strong>des</strong> Genus von Substantiven die geltende normative Regel ist, also die Kongruenz mit dem

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