slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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130 1. Grundlagen chend der obigen Definition des grammatischen Status (‚die Kategorie kann ausgehend von der Wortart vorausgesagt werden’) kann zur Feststellung des grammatischen Status der Funktion eines Morphems oder einer Morphemkombination die Frage formuliert werden, ob und inwieweit die Kategorie eine Implikation der Wortart im folgendem Sinne ist: ‚Wenn ein Wort der Wortart W gebraucht wird, wird dann auch die Funktionskategorie K als Teil der Wortformen von W realisiert?’ (oder kurz: ‚W, also auch K?’). Antwort NEIN: lexikalischer Status der Funktionskategorie. Antwort JA: grammatischer Status der Funktionskategorie. Die Feststellung des grammatischen Status vorausgesetzt, kann die funktionale Struktur des Kategorientyps – flektivischer, grammatisch derivationaler, grammatisch klassifikatorischer und erweiterter morphologischer Typ – mit folgenden Fragen ermittelt werden: ‚Impliziert der lexikalische Stamm der Wörter aus der Wortart {W} eine bestimmte funktionale Subkategorie der grammatischen Kategorie {K}?’ NEIN: z.B. impliziert der lexikalische Stamm eines Substantivs nicht eine bestimmte Kasusbedeutung oder ein Verb nicht eine bestimmte Modalbedeutung ‚Ist die grammatische Funktionskategorie obligatorisch?’ JA: → flektivische Kategorie z.B. muss mit einem Substantiv ein Kasus realisiert werden NEIN: → erweiterte morphologische Kategorie z.B. muss mit einem Verb nicht eine bestimmte epistemische Modalität realisiert werden JA: z.B. impliziert der lexikalische Stamm eines Verbs eine bestimmte Aspektbedeutung oder der lexikalische Stamm eines Substantivs ein bestimmtes Genus ‚Kann die implizierte funktionale Subkategorie durch ein grammatisches Morphem geändert werden?’ JA: → derivationale Kategorie z.B.kann der pf. Aspekt eines Verbs wie otworzyc´ durch ein Suffix geändert werden NEIN: → klassifikatorische Kategorie z.B. kann das feminine Genus eines Substantivs wie kobieta nicht durch ein grammatisches Morphem geändert werden Ermittlung der funktionalen Struktur der morpho-grammatischen Kategorientypen Diesen funktionalen Kriterien der Kategorientypen entsprechen bestimmte formale Arten der Markierung. Der zentrale Unterschied ist dabei, ob die Markierung, d.h. der Gebrauch

1.5. Kategorien 131 eines gebundenen Morphems (ausnahmsweise auch mehrere Morpheme) mit grammatischer Funktion synthetisch oder analytisch ist. Ist die Markierung Bestandteil einer aus nur einem Wort bestehenden Wortform, wird diese als synthetisch bezeichnet. Nicht selten werden grammatische Funktionen aber durch zusätzliche Funktionswörter, in der Regel in Kombination mit grammatischen Affixen, markiert, vgl. das Futur be˛de˛ czytac´ bzw. be˛de˛ czytaΩ(a) ‚ich werde lesen’. Derartige grammatische Wortformen, die aus mindestens zwei Wortformen bestehen, werden als analytisch (auch: periphrastisch) bezeichnet. Wir können dementsprechend von synthetischer und analytischer grammatischer Markierung sprechen. Analytische Markierungen ergeben im Polnischen Wortformen morphologischer oder erweiterter morphologischer Kategorien. Funktion x Stamm x Affix x Funktion y [Funktionswort y ∩ (Stamm x) Affix y] Schema der analytischen Markierung Analytische grammatische Wortformen wie das ipf. Futur werden von den meisten Autoren zur Flexion gezählt. Sie sind Bestandteile von Flexionsparadigmen und bilden keine eigenen grammatischen Paradigmen. Ihre Funktion gehört zur entsprechenden grammatischen Kategorie (vgl. die Opposition der Tempus-Funktionen in be˛de˛ otwierac´ bzw. be˛de˛ otwieraΩ(a) ‚ich werde öffnen’ – otwieram ‚ich öffne’). Die analytische Markierung in morphologischen Kategorien ist als Ausnahme zu werten. Analytische Wortformen können als ein Ersatz in morpohologischen Paradigmen angesehen werden. Eine andere Ausnahme mit formaler Ersatzfunktion sind Suppletiva, wie z.B. der Plural ludzie zum Singular czΩowiek oder mówic´ als Aspektpartner zu powiedziec´ ‚sagen’. Bei Suppletiva werden Wortformen mit einer anderen Wurzel als der des Ausgangsparadigmas verwendet. Synthetische und analytische Markierungen sind direkte Markierungen, da das markierende Morphem ein Bestandteil der markierten Wortform ist. Bei einer indirekten Markierung wird die grammatische Funktion von Morphem angezeigt, das nicht Träger dieser Funktion ist, meist einem Morphem außerhalb der synthetischen oder analytischen Wortform. So wird das Genus des Substantivs in mΩody me˛z˙czyzna durch die Flexion des kongruierenden Adjektivs, daneben kann es wie in profesor przyszla; profesor przyszedΩ durch die Flexion des Verbs angezeigt werden. Die Möglichkeit, ein Verb mit Passiv- Morphemen zu versehen, zeigt (im Prinzip) an, dass das Verb transitiv ist, wobei es der Stamm des Verbs ist, der Träger der Funktion ‚transitiv’ ist. Der eben gezeigten funktional begründeten Unterscheidung von Typen entsprechen auf der formale Seite folgende Markierungsarten:

1.5. Kategorien 131<br />

eines gebundenen Morphems (ausnahmsweise auch mehrere Morpheme) mit grammatischer<br />

Funktion synthetisch oder analytisch ist.<br />

Ist die Markierung Bestandteil einer aus nur einem Wort bestehenden Wortform,<br />

wird diese als synthetisch bezeichnet. Nicht selten werden grammatische Funktionen aber<br />

durch zusätzliche Funktionswörter, in der Regel in Kombination mit grammatischen Affixen,<br />

markiert, vgl. das Futur be˛de˛ czytac´ bzw. be˛de˛ czytaΩ(a) ‚ich werde lesen’. Derartige<br />

grammatische Wortformen, die aus min<strong>des</strong>tens zwei Wortformen bestehen, werden als<br />

analytisch (auch: periphrastisch) bezeichnet. Wir können dementsprechend von synthetischer<br />

und analytischer grammatischer Markierung sprechen. Analytische Markierungen<br />

ergeben im Polnischen Wortformen morphologischer oder erweiterter morphologischer<br />

Kategorien.<br />

Funktion x<br />

Stamm x Affix x<br />

Funktion y<br />

[Funktionswort y ∩ (Stamm x) Affix y]<br />

Schema der analytischen Markierung<br />

Analytische grammatische Wortformen wie das ipf. Futur werden von den meisten Autoren<br />

zur Flexion gezählt. Sie sind Bestandteile von Flexionsparadigmen und bilden keine eigenen<br />

grammatischen Paradigmen. Ihre Funktion gehört zur entsprechenden grammatischen<br />

Kategorie (vgl. die Opposition der Tempus-Funktionen in be˛de˛ otwierac´ bzw. be˛de˛ otwieraΩ(a)<br />

‚ich werde öffnen’ – otwieram ‚ich öffne’). Die analytische Markierung in morphologischen<br />

Kategorien ist als Ausnahme zu werten.<br />

Analytische Wortformen können als ein Ersatz in morpohologischen Paradigmen<br />

angesehen werden. Eine andere Ausnahme mit formaler Ersatzfunktion sind Suppletiva,<br />

wie z.B. der Plural ludzie zum Singular czΩowiek oder mówic´ als Aspektpartner zu powiedziec´<br />

‚sagen’. Bei Suppletiva werden Wortformen mit einer anderen Wurzel als der <strong>des</strong><br />

Ausgangsparadigmas verwendet.<br />

Synthetische und analytische Markierungen sind direkte Markierungen, da das<br />

markierende Morphem ein Bestandteil der markierten Wortform ist. Bei einer indirekten<br />

Markierung wird die grammatische Funktion von Morphem angezeigt, das nicht Träger<br />

dieser Funktion ist, meist einem Morphem außerhalb der synthetischen oder analytischen<br />

Wortform. So wird das Genus <strong>des</strong> Substantivs in mΩody me˛z˙czyzna durch die Flexion <strong>des</strong><br />

kongruierenden Adjektivs, daneben kann es wie in profesor przyszla; profesor przyszedΩ<br />

durch die Flexion <strong>des</strong> <strong>Verb</strong>s angezeigt werden. Die Möglichkeit, ein <strong>Verb</strong> mit Passiv-<br />

Morphemen zu versehen, zeigt (im Prinzip) an, dass das <strong>Verb</strong> transitiv ist, wobei es der<br />

Stamm <strong>des</strong> <strong>Verb</strong>s ist, der Träger der Funktion ‚transitiv’ ist.<br />

Der eben gezeigten funktional begründeten Unterscheidung von Typen entsprechen<br />

auf der formale Seite folgende Markierungsarten:

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