slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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118 1. Grundlagen Pronominaladverben, vgl. dzisiaj, jak, als Adverben und die Auxiliare, die meist flektiert, aber nicht satzgliedfähig (und nicht autosemantisch) sind, als eigene Wortart anzusehen. Wie für die Wortartgruppen gilt also auch für die einzelnen Wortarten, dass die syntaktischen, morphologischen und lexikalischen Eigenschaften dem jeweiligen Typ, nicht aber jedem einzelnen Wort zukommen. Die Wörter einer Wortart bilden je nach gemeinsamer syntaktischer, morphologischer und lexikalischer Eigenschaft verschiedene Mengen, die sich jedoch sehr weitgehend überschneiden. Der Überschneidungsbereich bildet das Zentrum der Wortart, die Restbereiche deren Peripherien. Zur morphologischen Peripherie der Substantive gehören z.B. Eigennamen mit adjektivischer Endung. Zur einer anderen Peripherie (der Rekategorisierungs-Peripherie), gehören die Wörter, die einer Wortart durch Rekategorisierung angehören, bei den Substantiven z.B. czytanie ‚das Lesen’ oder biaΩosć´ ‚das Weiß’. Die stärksten Diskrepanzen zwischen diesen eigenschaftsbestimmten Mengen bestehen zwischen den syntaktisch und den lexikalisch definierten Teilmengen. Ein Grund dafür ist die Möglichkeit, Wörter von einer syntaktischen Wortart in eine andere zu transponieren, ohne dass dabei eine entsprechende semantische Verändung passiert, d.h. zu rekategorisieren, z.B. durch die Derivation von Abstrakta wie czytanie ‚das Lesen’, chodzenie ‚das Gehen’, intensyfikacja ‚Intensivierung’, biaΩos´c´ ‚das Weiß’. Da diese syntaktischen Rekategorisierungen systematischen Charakter haben und ein wichtiger dynamischer Faktor der Wortartkategorisierung sind, werden sie hier in einem eigenen Abschnitt behandelt. Mit der Rekategorisierung ergibt sich auch eine Diskrepanz zwischen Bedeutung und Bezeichnungsfunktion: czytanie hat die Bedeutungs-Funktion ‚als Objekt konzipierte Situation’, bezeichnet aber genauso wie czytac´ aktionale Situationen; analog entspricht bei biaΩos´c´ ‚das Weiß’ der Bedeutung ‚als Objekt konzipierte Eigenschaft’ die Funktion, Eigenschaften zu bezeichnen, genauso wie biaΩy ‚weiß’. So haben also z.B. alle lexikalischen Substantive zum einen die gemeinsame lexikalische Eigenschaft ‚Objekt oder als Objekt konzipierte Entität’, zum anderen hat nur ein Teil der Substantive die Funktion, Objekte zu bezeichnen, vgl. matka, student, sklep, kot etc. Der andere Teil bezeichnet Nicht-Objekte, vor allem aktionale Situationen, vgl. czytanie, und Eigenschaften, vgl. biaΩosć´. Einen weiteren Anlass für das Auseinanderklaffen von syntaktischer und morphologischer Kategorisierung einerseits und lexikalischer andererseits bieten die traditionellen Wortarten der Pronomen und Numeralia. Ihre gemeinsamen Eigenschaften sind lexikalisch. Hinsichtlich ihrer syntaktischen und morphologischen Eigenschaften verteilen sie sich auf mehrere andere Wortarten, in denen sie wegen bestimmter Beschränkungen meist der Peripherie angehören (s.u.), vgl. die Kreuzklassifikation (‚Hyperkategorien’) in der folgenden Tabelle:

1.4. Wortarten 119 Wortart entsprechend der syntaktischen Eigenschaften Pronomen (deiktische / anaphorische Semantik) Substantive Personalpronomen Reflexivpronomen Interrogativpronomen (kto) Indefinitpronomen (ktos´) Adjektive Possessivpronomen Demonstrativpronomen Interrogativpronomen (jaki) Indefinitpronomen (jakis´) Determinative Pronomen Adverben TemporalAdverben LokalAdverben Interrogativpronomen (jak) Numeralia (Zahl-Semantik) Substantiv-Kardinalia Kollektivnumeralia Ordinalia Adjektiv-Kardinalia Kreuzende lexikalisch bestimmte Wortarten (‚Hyperwortarten’) Aufgrund der klassischen Grammatikgliederungen, der lexikalischen, morphologischen und syntaktischen Gemeinsamkeiten bzw. Besonderheiten und des häufig peripheren Status in den ‚echten’ Wortarten enthält auch die vorliegende Grammatik Kapitel über Pronomen und Numeralia. Im Folgenden werden zunächst die Inhaltswortarten, dann die Funktionswortarten besprochen. 1.4.1. Substantive (rzeczowniki) Syntaktisch gesehen ist das Substantiv (Appelativa, Eigennamen, Personalpronomen, bestimmte Numeralia) ein Inhaltswort, das (u.a.) einem finiten Verb-Prädikat als 1. Argument untergeordnet sein kann. Pronominalsubstantive gehören zur syntaktischen Peripherie der Substantive, weil sie u.a schwer mit Attributen zu verwenden sind. Morphologisch gesehen sind Substantive: deklinierte Wörter mit spezifischen Endungen für Kasus, Numerus, Genus; Kardinalia sind deklinierte Wörter mit spezifischen Endungen für Kasus. Personalpronomen sind nicht und Eigennamen typischerweise wie Adjektive flektiert (morphologische Peripherie). Lexikalisch gesehen bezeichnen Substantive Objekte oder als Objekt konzipierte Entitäten (aktionale Situationen, Eigenschaften u.a.). Bei appelativischen Substantiven etwa entspricht der referenzsemantischen Funktion ein symbolischer Bedeutungscharakter, d.h. die Möglichkeit der Repräsentation, des Sich-Vorstellens der Entität, bei Eigennamen

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1. Grundlagen<br />

Pronominaladverben, vgl. dzisiaj, jak, als Adverben und die Auxiliare, die meist flektiert,<br />

aber nicht satzgliedfähig (und nicht autosemantisch) sind, als eigene Wortart anzusehen.<br />

Wie für die Wortartgruppen gilt also auch für die einzelnen Wortarten, dass die syntaktischen,<br />

morphologischen und lexikalischen Eigenschaften dem jeweiligen Typ, nicht aber<br />

jedem einzelnen Wort zukommen.<br />

Die Wörter einer Wortart bilden je nach gemeinsamer syntaktischer, morphologischer<br />

und lexikalischer Eigenschaft verschiedene Mengen, die sich jedoch sehr weitgehend<br />

überschneiden. Der Überschneidungsbereich bildet das Zentrum der Wortart, die<br />

Restbereiche deren Peripherien. Zur morphologischen Peripherie der Substantive gehören<br />

z.B. Eigennamen mit adjektivischer Endung. Zur einer anderen Peripherie (der Rekategorisierungs-Peripherie),<br />

gehören die Wörter, die einer Wortart durch Rekategorisierung angehören,<br />

bei den Substantiven z.B. czytanie ‚das Lesen’ oder biaΩosć´ ‚das Weiß’.<br />

Die stärksten Diskrepanzen zwischen diesen eigenschaftsbestimmten Mengen bestehen<br />

zwischen den syntaktisch und den lexikalisch definierten Teilmengen. Ein Grund<br />

dafür ist die Möglichkeit, Wörter von einer syntaktischen Wortart in eine andere zu transponieren,<br />

ohne dass dabei eine entsprechende semantische Verändung passiert, d.h. zu<br />

rekategorisieren, z.B. durch die Derivation von Abstrakta wie czytanie ‚das Lesen’, chodzenie<br />

‚das Gehen’, intensyfikacja ‚Intensivierung’, biaΩos´c´ ‚das Weiß’. Da diese syntaktischen<br />

Rekategorisierungen systematischen Charakter haben und ein wichtiger dynamischer<br />

Faktor der Wortartkategorisierung sind, werden sie hier in einem eigenen Abschnitt behandelt.<br />

Mit der Rekategorisierung ergibt sich auch eine Diskrepanz zwischen Bedeutung<br />

und Bezeichnungsfunktion: czytanie hat die Bedeutungs-Funktion ‚als Objekt konzipierte<br />

Situation’, bezeichnet aber genauso wie czytac´ aktionale Situationen; analog entspricht bei<br />

biaΩos´c´ ‚das Weiß’ der Bedeutung ‚als Objekt konzipierte Eigenschaft’ die Funktion, Eigenschaften<br />

zu bezeichnen, genauso wie biaΩy ‚weiß’. So haben also z.B. alle lexikalischen<br />

Substantive zum einen die gemeinsame lexikalische Eigenschaft ‚Objekt oder als Objekt<br />

konzipierte Entität’, zum anderen hat nur ein Teil der Substantive die Funktion, Objekte zu<br />

bezeichnen, vgl. matka, student, sklep, kot etc. Der andere Teil bezeichnet Nicht-Objekte,<br />

vor allem aktionale Situationen, vgl. czytanie, und Eigenschaften, vgl. biaΩosć´.<br />

Einen weiteren Anlass für das Auseinanderklaffen von syntaktischer und morphologischer<br />

Kategorisierung einerseits und lexikalischer andererseits bieten die traditionellen<br />

Wortarten der Pronomen und Numeralia. Ihre gemeinsamen Eigenschaften sind<br />

lexikalisch. Hinsichtlich ihrer syntaktischen und morphologischen Eigenschaften verteilen<br />

sie sich auf mehrere andere Wortarten, in denen sie wegen bestimmter Beschränkungen<br />

meist der Peripherie angehören (s.u.), vgl. die Kreuzklassifikation (‚Hyperkategorien’) in<br />

der folgenden Tabelle:

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