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slavolinguistica 5 grammatik des polnischen - Das slavische Verb

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1.4. Wortarten 115<br />

betroffenen Einheiten bewahren die oberflächliche Teilbarkeit im Sinne der Wortbildungsmuster,<br />

haben jedoch eine Bedeutung, die sich in keiner Weise aus den Komponenten<br />

ableiten lässt. So bezeichnete miednica ursprünglich ein Gefäß aus Kupfer (= miedz´),<br />

heute ist ein Waschbecken gemeint, das aus einem beliebigen Material beschaffen sein<br />

kann. Nichtlexikalisierte Formationen hingegen können trotz spezifischer Bedeutung auf<br />

der Grundlage der strukturellen Bedeutung der entsprechenden semantischen Kategorie<br />

zugeordnet werden. Ihre Bedeutungen stellen nämlich immer eine Realisierung der Ausgangselemente<br />

dar.<br />

pustak ‚etwas Leeres → Hohlziegel’<br />

pisarz ‚einer, der schreibt → einer, der literarische Werke schreibt’<br />

Wortbildungsformationen werden zu verschiedenen Zwecken geschaffen. Zum einen muss<br />

ein gewisser Benennungsbedarf befriedigt und der Sprecher mit einem angemessenen Inventar<br />

an Ausdrucksmitteln ausgestattet werden. Einige Ableitungstypen entstehen hingegen<br />

rein aus syntaktischen Gründen. Dazu zählen u.a. die <strong>Verb</strong>alsubstantive mit dem Formativ<br />

-nie mit deren Hilfe ein <strong>Verb</strong>alstamm in eine andere Wortart transponiert wird, wodurch<br />

sich die Möglichkeit ergibt, den gleichen Sachverhalt durch eine andere syntaktische<br />

Konstruktion darzustellen; vgl.<br />

Jestem zme±czona, bo chodziΩam przez caΩy dzien´. vs. Jestem zme±czona chodzeniem<br />

przez caΩy dzien´. ‚Ich bin müde, denn ich bin den ganzen Tag gelaufen.’<br />

Ein Teil dieser Formationen behält die gleiche Bedeutung, andere dagegen unterliegen der<br />

semantischen Spezialisierung und treten in Abhängigkeit vom Kontext in der eigentlichen<br />

Bedeutung <strong>des</strong> Stamms oder in einer spezialisierten Bedeutung auf.<br />

zebranie siana ‚Heuernte’, zebranie partyjne ‚Parteiversammlung’<br />

Die Eigenarten der <strong>polnischen</strong> Wortbildung zeigen recht klar, dass die unregelmäßigen<br />

Bildungen bei weitem überwiegen. Der Lerner sollte <strong>des</strong>halb keine selbständigen Bildungen<br />

vornehmen. Die Ausführungen dienen im Wesentlichen dem passiven Verständnis der<br />

entsprechenden Strukturen. Aus diesem Grund sollte ein Fremdsprachenlerner unbedingt<br />

das Wörterbuch zu Rate ziehen.<br />

1.4. Wortarten<br />

Den Wortarten (cze±s´ci mowy) werden traditionell drei Arten von Eigenschaften zugeschrieben:<br />

syntaktische, morphologische sowie semantische bzw. pragmatische. Diesen<br />

Kennzeichen entsprechen im Kern, jedoch nicht vollständig gleiche Kategorien im Sinne<br />

von Mengen von Wörtern. So verhalten sich Personalpronomen, vgl. ja, ty, on, …, syntaktisch<br />

weitgehend wie Substantive, sie sind – verkürzt gesagt – syntaktisch Substantive, sie<br />

haben aber nicht die morphologische Eigenschaften typischer Substantive wie matka,

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